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Mobilität: Dieses Auto erzeugt seinen Strom selbst

Mobilität

Dieses Auto erzeugt seinen Strom selbst

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    Jona Christians, Navina Pernsteiner und Laurin Hahn (von links) haben ein E-Auto entwickelt, das mit Sonnenenergie getankt werden kann.
    Jona Christians, Navina Pernsteiner und Laurin Hahn (von links) haben ein E-Auto entwickelt, das mit Sonnenenergie getankt werden kann. Foto: SonoMotors

    Auf den ersten Blick wirkt er unscheinbar, wie ein ganz normaler Kleinwagen. Schwarz, vier Türen, Kofferraum. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, was die Erfinder im Kopf hatten, als sie den Prototypen entwickelten: ein Solar-Auto, das mit selbst erzeugter Energie fahren kann.

    Umhüllt von 330 Solarzellen steht das Auto da wie ein Musterschüler im Karohemd. Etwas brav, aber mit Vorbildcharakter. „Wir wollen Mobilität nachhaltiger gestalten“, sagt Jona Christians. Mit etwas Stolz blickt der 25-Jährige auf das Auto, das er mit Laurin Hahn entwickelt hat. Die beiden kennen sich seit der ersten Klasse. Der eine studierte Elektrotechnik, der andere Physik.

    Die Gründer setzen auf Crowdfunding  

    Beide interessieren sich für Umweltschutz, gemeinsam wollen sie etwas verändern. Als sie vor sechs Jahren über die Verschwendung von Erdöl diskutierten, kam ihnen die zündende Idee: ein klimafreundliches Auto. Monatelang konzipierten und werkelten sie in Christians’ Garage. 2016 stieß Navina Pernsteiner als kreativer Kopf dazu. Die 29-Jährige studierte in Augsburg Kommunikationsdesign und war von Anfang an begeistert von der Idee. Gemeinsam kämpften sie sich durch Formulare, gründeten die Firma Sono Motors und starteten eine Crowdfunding-Kampagne, mit der sie über 800.000 Euro einnahmen.

    Heute steht der Prototyp des Sion abfahrbereit neben ihnen. Über Solarzellen lädt sich die Batterie des E-Autos ein Stück weit von selbst: Mit einer „Tankfüllung Sonnenenergie“, die so pro Tag erzeugt werden kann, soll man 30 Kilometer weit fahren können. „Perfekt für den Stadtverkehr“, sagt Christians. Ist die Solarenergie verbraucht, soll das Auto über die Batterie bis zu 250 Kilometer laufen. Ob das wirklich klappt, müssen Praxistests zeigen. Bisher hat der Prototyp 3500 Kilometer in Kurzstrecken auf dem Tacho. Das Auto kann an jeder E-Ladestation getankt werden oder Strom von anderen E-Autos zapfen.

    „Die Angst, ein E-Auto habe nicht genügend Reichweite, ist weit verbreitet, aber nicht mehr begründet“, sagt Christians. Mittlerweile arbeiten 60 Leute bei der Münchner Firma. In sieben Monaten bauten sie zwei Prototypen und tourten durch Europa. Sechs Länder und 10.000 Probefahrten später war klar: Das Solar-Auto kommt an.

    2019 sollen die ersten Serienfahrzeuge über die Straßen rollen   

    Nach eigenen Angaben haben über 5000 Leute ein Auto vorbestellt, ohne das wirkliche Endprodukt zu kennen. 16.000 Euro soll es kosten. Dazu kommen knapp 4000 Euro für die Batterie. Über eine zweite Kampagne sammelten die Gründer weitere 2,3 Millionen Euro. Die Serienentwicklung läuft, 2019 sollen die ersten Sions auf der Straße fahren. Dafür muss das Solar-Auto, das die drei gerade auf dem Münchner Tollwood-Festival präsentieren, aber erst noch den TÜV bestehen.

    Die Kunden haben eines mit den Entwicklern gemein. Ihnen geht es nicht um Schnelligkeit oder schickes Design, sondern um ein effizientes Mobilitätskonzept. „Erdöl ist eine endliche Ressource, der Verbrennungsmotor hat keine Zukunft“, sagt Hahn. Das Solar-Auto sei nicht die Lösung für alle Probleme, aber ein Anfang. „Wir müssen nicht nur die Fahrzeuge austauschen, sondern unser Nutzungsverhalten überdenken“. Die meisten Autos würden 23 Stunden am Tag herumstehen und von einer Person genutzt.

    „Die Leute vermieten ihre Wohnung, aber nicht das Auto“, sagt der 24-Jährige. Dabei wäre es effektiver, auch das Auto und einzelne Fahrten zu teilen. Dafür haben die drei eine App entwickelt. Über diese sollen Leute das Solar-Auto mieten und vermieten können, aber auch Mitfahrgelegenheiten anbieten. Denn wie Pernsteiner erklärt: „Für uns bedeutet nachhaltige Mobilität, effizient von A nach B zu kommen, egal welches Verkehrsmittel ich benutze oder ob ich es besitze.“

    Hören Sie hier unseren Podcast zum Thema Mobilität:

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