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Mobilität: Audi und BMW überbieten sich mit Plänen für umweltfreundliche Autos

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Audi und BMW überbieten sich mit Plänen für umweltfreundliche Autos

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    Audi poliert kräftig am Image und will mit neuen Plänen durchstarten: Grün soll die automobile Zukunft werden – und vor allem elektrisch.
    Audi poliert kräftig am Image und will mit neuen Plänen durchstarten: Grün soll die automobile Zukunft werden – und vor allem elektrisch. Foto: Friso Gentsch dpa

    Kann denn Öko sexy sein? Früher in den 80er-Jahren waren jedenfalls selbst gestrickte, aus Natur belassener Wolle bestehende Pullover nicht einen Hauch aufregend, sondern nur kratzig und zu weit geschnitten. Doch Umweltbewusstsein und Ästhetik müssen keine Gegensätze sein. Markus Duesmann schwärmt von einem Audi-Flitzer, der „Nachhaltigkeit und Gänsehaut“ zusammenbringt, eben ein wunderschönes Auto sei.

    Was den 51-jährigen Audi-Chef derart beglückt, ist kein Benziner oder Diesel, sondern das neue, flache und sportliche Audi-Elektroauto e-tron GT mit null Emission und rasanter Beschleunigung. Der Manager ist ein großer Freund stromgetriebener Wagen. Doch noch verkauft das Ingolstädter Unternehmen mehr als 90 Prozent der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Immerhin hat der Fahrzeughersteller im vergangenen Jahr rund 110.000 elektrifizierte Autos abgesetzt, also in etwa doppelt so viele wie 2019.

    Duesmann: „Die Zukunft fährt elektrisch“

    Im Elektro-Musterländle Norwegen ist Audi Elektro-Marktführer. Duesmann hofft, dass schon bis 2025 ein Drittel der Autos mit Stromantrieb an Kunden geht, schließlich will Audi bis dahin mehr als 20 elektrische Modelle auf den Markt bringen. „Schlag auf Schlag soll es nun gehen“, sagt der oberste Audianer immer wieder und ist sich sicher: „Die Zukunft fährt elektrisch.“ Duesmann bestätigte auf der digitalen Bilanzpressekonferenz am Donnerstag, dass Audi keine neuen Verbrennungsmotoren mehr entwickeln werde, sondern bestehende nur an neue Abgasvorschriften anpasse. Damit ist das Aus für Benziner und Diesel mit vier Ringen zumindest in Europa eingeläutet.

    BMW poliert kräftig am Image und will mit neuen Plänen durchstarten: Grün soll die automobile Zukunft werden – und vor allem elektrisch.
    BMW poliert kräftig am Image und will mit neuen Plänen durchstarten: Grün soll die automobile Zukunft werden – und vor allem elektrisch. Foto: Jan Woitas, dpa

    In welchem Jahr die Motoren endgültig auslaufen, steht für die Audi-Strategen nicht fest. Duesmann sagt dazu auf Nachfragen von Journalisten nur: „Wann der letzte Verbrenner vom Band läuft, entscheiden wahrscheinlich auch unsere Kunden.“ Letztlich sind die immer grüner handelnden deutschen Auto-Bosse also davon abhängig, wie sich die Käufer entscheiden und ob sie beim Klimaschutz mitziehen. Viele Verbraucher kaufen weiter Wagen mit klassischen Motoren, was Audi 2020 in der Krise Halt gab.

    Audi konnte einen Absatzeinbruch vermeiden

    Dank einer Aufholjagd im zweiten Halbjahr schaffte es das Unternehmen immerhin noch, rund 1,69 Millionen Autos an Kunden zu übergeben, während es 2019 knapp 1,85 Millionen waren. Damit konnte Audi einen Absatzeinbruch vermeiden und beim Umsatz mit 49,97 gegenüber 55,68 Milliarden Euro im Vorjahr einen Absturz abwenden. Doch ein Blick auf das operative Ergebnis von 2,57 im Vergleich zu 4,51 Milliarden in 2019 offenbart, wie stark Corona an dem Autohersteller genagt hat.

    Dennoch gehen die Beschäftigten nicht leer aus und werden am Ergebnis beteiligt: Ein Facharbeiter in deutschen Werken erhält oben drauf 1080 Euro, während es im Jahr zuvor noch 3880 Euro waren. Zusätzlich bekommen Tarifbeschäftigte der Audi AG „als Wertschätzung für ihren Einsatz“ in der Pandemie einen Sonderbonus von 1200 Euro. Und über den geplanten Abbau von rund 9500 Arbeitsplätzen hinaus würden keine weiteren Stellen wegfallen, versicherte Duesmann auf Nachfrage unserer Redaktion.

    BMW-Chef Zipse heizt das Öko-Rennen mit Duesmann an

    Damit geht es den Audianern im Vergleich zu Beschäftigten gerade aus der Autozulieferindustrie vergleichsweise gut. Gesamtbetriebsratsvorsitzender Peter Mosch sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Das Unternehmen steht trotz aller Corona-Einbrüche im vergangenen Jahr gut da und der Ausblick ist ebenfalls positiv.“ Ähnlich erfreulich sieht die Lage bei der Konkurrenz in München aus. Auch BMW profitierte 2020 von einem starken China-Geschäft und konnte weltweit knapp 2,33 Millionen Autos ausliefern, während es im Jahr zuvor rund 2,54 Millionen waren. Am Ende hat BMW einen Gewinn von 3,86 im Vergleich zu 5,02 Milliarden Euro in 2019 verbucht.

    Beide bayerischen Autohersteller können mit schwarzen Zahlen grüne Ziele anstreben. BMW-Chef Oliver Zipse heizt das Öko-Rennen mit Duesmann mit ehrgeizigen Plänen an: Das Münchner Unternehmen soll nicht nur noch elektrischer und digitaler, sondern auch zirkulär werden. Der Manager will den Ressourcenverbrauch deutlich verringern. Künftig werde schon beim Design der Fahrzeuge mitgedacht, wie die Materialien wieder recycelt werden können.

    Grünes Gedankengut ist in den Vorstandsetagen der Auto-Riesen angekommen

    Der BMW-Chefökologe outet sich damit als Freund der Kreislaufwirtschaft und empört sich: „2017 hat die Menschheit zum ersten Mal mehr als 100 Milliarden Tonnen Rohstoffe binnen eines Jahres abgebaut.“ Diesem Trend müsse die Autoindustrie entgegenwirken, fordert der BMW-Chef und stellt klar: „Wer die knappen Ressourcen unserer Erde für sein Geschäftsmodell nutzen will, braucht dafür in Zukunft gute Gründe.“ Grünes Gedankengut ist in den Vorstandsetagen der Auto-Riesen angekommen.

    Die Manager taugen kaum noch als Feindbilder für Umweltbewegte.

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