Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat am Montag in Brüssel ein Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums gefordert. Nicht alle Lebensmittel sollen daran glauben, sondern nur länger haltbare Nahrungsmittel. Diese sind oft noch gut, wenn sie in der Tonne landen.
In Deutschland allein werden pro Jahr elf Millionen Nahrungsmittel weggeworfen. Schuld ist daran scheinbar, dass Verbraucher die Angaben zur Haltbarkeit von Produkten oft falsch verstehen. Darum will Schmidt das Mindesthaltbarkeitsdatum bis Ende 2015 auflösen. Die EU sorgt sich im Falle einer Auflösung aber um die Lebensmittelsicherheit.
Mindesthaltbarkeit gibt kein Verfallsdatum an
Viele Verbraucher kennen den Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Verfallsdatum nicht. Das MHD gibt lediglich an, bis wann das ungeöffnete und richtig gelagerte Produkt seine spezifischen Eigenschaften mindestens beibehält. Zu diesen Eigenschaften gehören Geruch, Geschmack, Aussehen und Nährwert - es geht also um die Qualität eines Lebensmittels.
Die Verwirrung über Haltbarkeit und Verfallsdatum soll ein Fünftel der Lebensmittelverschwendung ausmachen. "Wir müssen die Datumsangaben vereinfachen und die Verbraucher besser über die Anwendung dieser Daten informieren", forderte daher EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg in der Ministerrunde.
EU-Initiative gegen Lebensmittelverschwendung gestartet
Zwei Länder haben nun eine Initiative auf EU-Ebene gestartet. Schweden und die Niederlande wollen das Mindesthaltbarkeitsdatum bei lang haltbaren Lebensmitteln abschaffen. Dazu zählen Produkte wie Reis, Nudeln und Kaffee. "Die Angaben auf den Produkten haben nichts zu tun mit der Sicherheit der Nahrungsmittel."
Schmidt nennt dazu ein deutliches Beispiel: "Haben Sie schon einmal Salz weggeworfen, weil es das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hätte?" Verbraucher müssten an Daten und Beschriftungen erkennen können, wie lange Nahrungsmittel gesund sind und verwendet werden können.
Eine Reihe von Staaten soll die Idee in der Runde der Agrarminister unterstützt haben. Vereinzelt gab es aber auch Sorgen um das Verbraucherwohl. Tonio Borg kündigte an, im Juni Ideen gegen die Verschwendung von Nahrung vorzulegen. Er forderte ein koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten von den Bauern über die Industrie und die Händler bis zu den Verbrauchern. AFP(Jan Dörner)/AZ