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Kommentar: Milliarden für die Bahn - ist es ein Fass ohne Boden?

Kommentar

Milliarden für die Bahn - ist es ein Fass ohne Boden?

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    Um die Deutsche Bahn wieder attraktiver zu machen, müsste der deutsche Staat viele Milliarden investieren.
    Um die Deutsche Bahn wieder attraktiver zu machen, müsste der deutsche Staat viele Milliarden investieren. Foto: Jan Woitas (dpa)

    Die Bahn reagiert ziemlich träge, das gilt für den einzelnen Zug wie für das ganze Unternehmen. Wird ein Zug gestoppt, beträgt der Bremsweg einige Kilometer. Ihn wieder auf Höchstgeschwindigkeit zu bringen, dauert mehrere Minuten. Mit dem Unternehmen Deutsche Bahn, das dem Staat gehört, ist es genauso.

    Über viele Jahre wurde viel gebremst und wenig beschleunigt. Jetzt quält sich die Bahn wie eine rostige Dampflok am Berg und kommt nicht mehr richtig in Fahrt. Vor gut 30 Jahren machte sie die Deutschen noch stolz. Als der ICE zwischen Würzburg und Fulda mit 406 Kilometern pro Stunde einen Geschwindigkeit-Weltrekord aufstellte, herrschten Aufbruchsstimmung und Bahn-Euphorie. Damals griff in der Politik aber auch die Privatisierungs-Euphorie um sich. So wurde vor 25 Jahren die Bahn als Privatunternehmen im Bundesbesitz gegründet, mit dem erklärten Ziel des Börsengangs.

    Bei der Bahn wurde überall der Rotstift angesetzt

    Überall im Unternehmen wurde der Rotstift angesetzt: Beim Personal, bei den Strecken, beim Unterhalt der Anlagen und den Investitionen. Aus dem Börsengang freilich wurde nichts, die Finanzkrise 2008 machte den Plänen ein Ende. So gilt nun schon viel zu lange: Die Bahn als Stiefkind der Verkehrspolitik zu bezeichnen, wäre stark untertrieben. Es fällt eben weniger auf, wenn die Schienen-Infrastruktur veraltet, als wenn eine Autobahn nicht mehr befahrbar ist. Ein Verkehrsminister nach dem anderen investierte lieber in den Straßen- als in den Bahnverkehr. Seit einigen Jahren nun rächen sich die Sünden der Vergangenheit. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der die Bereitschaft vieler Menschen, von Auto oder Flugzeug auf die Bahn umzusteigen, so hoch ist wie nie.

    Bahnfahrer müssen heute leidensfähig und tolerant sein. Die Preise steigen, doch die Züge sind unpünktlich und unzuverlässig. Im Sommer fällt die Klimaanlage, im Winter die Heizung und das ganze Jahr über die Toilette aus. Wenn nicht gleich der ganze Zug. Triebwagen und Waggons sind so veraltet wie Bahnhöfe und Schienen, viele Brücken stammen noch aus Urgroßvaters Zeiten. In allen Bereichen fehlt Personal, ob in der Instandhaltung, im Service oder im Führerhaus. Nicht einmal den Baumschnitt an den Gleisen bekommt er Konzern in den Griff, der natürlich auch bei der Digitalisierung so weit hinterherhinkt wie sein Besitzer, die Bundesrepublik

    Bahnverkehr: Die Schweiz macht es besser als Deutschland

    Nun muss sicher auch gesagt werden, dass in vielen Ländern die Situation noch schlechter ist als in Deutschland. Und dass die Bahn-Mitarbeiter großartige Arbeit leisten, um jährlich 150 Millionen Passagiere allein im Fernverkehr ans Ziel zu bringen. Ein wenig ist es auch Volkssport geworden, die Bahn zu kritisieren. Doch dass es deutlich besser geht, zeigt nicht nur das kleine, reiche Bahn-Musterland Schweiz. Auch bevölkerungsreiche Staaten wie Japan oder China bekommen deutlich mehr Verkehr aufs Gleis als Deutschland.

    Eine funktionierende, innovative Bahn muss politisch gewollt sein. Genau das war in Deutschland in den vergangenen Jahren nicht erkennbar. Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD nun zu einem massiven Ausbau des Personen- und Güterverkehr auf der Schiene bekannt. Dahinter steht auch die Erkenntnis, dass ohne ein modernes Bahn-Netz die Klimaschutz-Ziele nicht zu erreichen sind. Bis die Auto-Flotte auf Batterie-Antrieb umgerüstet ist, wird es Jahrzehnte dauern, die Bahn dagegen ist schon elektrisch unterwegs Viele zusätzliche Milliarden werden nötig sein, über einen langen Zeitraum hinweg. Wenn es damit gelänge, was die GroKo vollmundig verspricht, nämlich bis 2030 die Zahl der Bahnkunden zu verdoppeln, wäre das Geld gut angelegt.

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