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Milch-Preise: Hilflos gegen die Milch-Flut: Kämpft die EU gegen den sinkenden Milchpreis?

Milch-Preise

Hilflos gegen die Milch-Flut: Kämpft die EU gegen den sinkenden Milchpreis?

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    Der derzeitige Milchpreis ist ein Skandal. Die Bauern leiden massiv unter dem Preisverfall bei Milch.
    Der derzeitige Milchpreis ist ein Skandal. Die Bauern leiden massiv unter dem Preisverfall bei Milch. Foto: Bernd Schoelzchen

    Europas Agrarminister waren am Dienstag in Brüssel eingetroffen, als sie neue Hiobsbotschaften hörten: Der Preis für den Liter Milch war in Deutschland nochmals um 30 Prozent eingebrochen. In Norddeutschland bekommen Bauern zum Teil keine 20 Cent mehr pro Kilo Milch. In Bayern sind es im Schnitt noch 28 Cent. So mussten seit Beginn der Milchpreis-Krise rund 4000 Höfe aufgeben, hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft errechnet. Rund 80.000 Milchviehbetriebe gibt es in

    In Frankreich, so hieß es gestern in Brüssel, sei die Lage noch dramatischer. Spanien, Italien, Portugal – von überall her kommen Katastrophenmeldungen. „Die großen Mengen drücken auf den Preis, und hier müssen wir gemeinsam gegensteuern“, sagte der österreichische Agrarminister Andrä Rupprechter in Brüssel. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) glaubt: „Die Milchkrise muss im Markt gelöst werden.“ Dennoch wiederholte er mit Blick auf den deutschen Milchgipfel Ende Mai, Berlin werde den Bauern mit Steuererleichterungen und Liquiditätshilfen zur Seite stehen.

    Milchpreis fällt: Wie wird Milch wieder mehr wert?

    Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, nannte das am Dienstag „völligen Quatsch, weil das verpufft“. Die Rede ist inzwischen von einem Betrag zwischen 60 und 100 Millionen Euro, die als Kredite und Betriebshilfen ausgeschüttet werden könnten. Doch sie beseitigen nicht das Problem der Überproduktion, die nach dem Wegfall der Milchquote im Jahr 2015 eingesetzt hat. Eine Neuauflage der Milchquote lehnt die Koalition aber ebenso ab wie die EU. Dort hat man das Übel zwar erkannt und den Bauern unter Umgehung des Wettbewerbsrechtes die Möglichkeit eingeräumt, sich zusammenzuschließen und ihre Milchmengen abzusprechen.

    Geholfen hat das bisher ebenso wenig wie jene 500 Millionen Euro, welche die Union für Finanzhilfen und Stützungsprogramme angesetzt hat. 69 Millionen Euro flossen nach Deutschland. Auch die Versuche, die Nachfrage zu erhöhen, indem man das Schulmilch-Programm ausweitet und neue Lieferländer erschließt, sind weitgehend gescheitert. Hinzu kommt, dass die Milchbauern das Nahrungsmittel-Embargo Russlands hart trifft, mit dem sich Moskau für die EU-Sanktionen wegen der Krim-Intervention revanchiert.

    Milch: Discounter drücken den Milchpreis

    Zu schaffen macht den Herstellern aber auch das Verhalten der Einzelhandelsketten, die Milch zu Dumpingpreisen abgeben. Erst Anfang Mai setzte der Discount-Marktführer Aldi die Preise für einen Liter Vollmilch von 59 auf 46 Cent herunter. Beim Bauern kamen davon knapp 30 Cent an. Inzwischen sind es noch weniger. 40 Cent bräuchten die deutschen Hersteller dem BDM zufolge, um kostendeckend arbeiten zu können.

    Die EU-Agrarminister versprachen, den Markt weiter zu beobachten. Erst in zwei Monaten wollen sie entscheiden, ob ihre bisherigen Beschlüsse gewirkt haben oder man noch nachsteuern muss. Bis dahin hoffen die Vertreter der Mitgliedstaaten, dass sich die Lage irgendwie beruhigt – was unterm Strich nichts anderes heißt als: Die Bauern sollen ihre Produktion herunterfahren, um die Preise in die Höhe zu treiben. Beim BDM ist man dazu bereit, fürchtet aber einen europäischen Flickenteppich, der neue Wettbewerbsverzerrungen mit sich bringt.

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