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Mieten in Bayern: Wo die Mieten besonders steigen

Immobilien

Bayerns Mieter in der Falle: Hier steigen die Mieten besonders

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    Wohnen ist nicht nur in München, sondern auch in Augsburg und in ganz Bayern teurer geworden.
    Wohnen ist nicht nur in München, sondern auch in Augsburg und in ganz Bayern teurer geworden. Foto: Ulrich Wagner

    Natürlich ist es in und um München heftig. Eine bezahlbare Bleibe zu finden, ist für Rentner, Studenten, Normalverdiener und junge Familien fast wie eine Lotterie mit geringen Gewinnchancen. Mussten Mieter 2011 beim Einzug 11,63 Euro für den Quadratmeter kalt zahlen, waren es vergangenes Jahr schon 19,21 Euro pro Quadratmeter. Glücklich die, die einen alten Vertrag haben. Die Beinah-Verdopplung binnen eines Jahrzehnts in der Landeshauptstadt ist ein krasses Beispiel, wie teuer Wohnen in Bayern geworden ist.

    Doch die Belastung hat nicht nur in der Landeshauptstadt und ihrem Speckgürtel kräftig angezogen, sondern im gesamten Freistaat. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt.

    Kaltmieten steigen in Bayern jedes Jahr um 5 Prozent: Die Mieten enteilen den Löhnen

    Im Mittel kletterten die Kaltmieten freier Wohnungen in Bayern demnach im Zeitraum zwischen 2011 und 2020 um durchschnittlich 4,9 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum legten die Bruttolöhne im Schnitt inflationsbereinigt um ein Prozent zu. Bei den steilsten Steigungen liegt München noch nicht einmal an der Spitze.

    Mietendemo in München: In der bayerischen Landeshauptstadt haben sich die Mieten binnen zehn Jahren beinahe verdoppelt.
    Mietendemo in München: In der bayerischen Landeshauptstadt haben sich die Mieten binnen zehn Jahren beinahe verdoppelt. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Auf Platz eins steht die Stadt Memmingen, wo die Mieten binnen zehn Jahren im Schnitt um 6,4 Prozent kletterten, und zwar jedes Jahr. Auf Rang zwei folgt der Landkreis Dillingen mit 6,1 Prozent und auf Rang drei der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit 5,8 Prozent. Die bayerische Hauptstadt rangiert auf dem vierten Platz mit einem Anstieg im Schnitt von 5,7 Prozent.

    Um die gleiche Rate legten die Mieten in Kempten und im Landkreis Oberallgäu zu. Im fränkischen Bad Kissingen betrug das Plus 5,6 Prozent, im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen 5,5 Prozent. Augsburg liegt mit einer Steigerung um 5,5 Prozent ebenfalls unter den Top Zehn. Gleichwohl war und ist das Mietniveau in München am höchsten.

    Die Linken-Abgeordnete Nicole Gohlke macht die Bundesregierung dafür verantwortlich, dass bezahlbare Wohnungen in einigen Teilen Bayerns unerschwinglich geworden sind. „Die Antwort auf meine Kleine Anfrage offenbart das Totalversagen der Bundesregierung. Sie ist unfähig, für bezahlbare Mieten und bezahlbaren Neubau zu sorgen“, sagte Gohlke unserer Redaktion.

    Mietniveau in München am höchsten - doch auch das Umland ist teuer geworden

    Die Politikerin kommt aus München und kennt das Problem genau. „Das ist eine Enteignung der Mieter in Bayern. Nicht nur in den Großstädten, auch auf dem Land schießen die Mieten in die Höhe“, beklagte die 45-Jährige. Bei den höchsten Mieten für freie Wohnungen liegen direkt hinter der Landeshauptstadt unter den Top Fünf der Landkreis München mit 15,72 Euro Durchschnittsmiete, der Kreis Fürstenfeldbruck mit 14,23 Euro, der Kreis Dachau mit 13,95 Euro und der Kreis Starnberg mit 13,83 Euro. Die Bundesregierung versuchte auf Betreiben der SPD, dem Immobilienboom und dem dadurch verursachten Preishammer bei den Mieten ab 2015 durch die Mietpreisbremse etwas entgegen zu setzen. Die Wirkung blieb schwach, wie die Zahlen illustrieren.

    Nicole Gohlke kommt aus München und kennt die Problematik rasant steigender Mieten. Bauminister Hors Seehofer (CSU) wirft sie Versagen bei der Bekämpfung des Immobilienbooms vor.
    Nicole Gohlke kommt aus München und kennt die Problematik rasant steigender Mieten. Bauminister Hors Seehofer (CSU) wirft sie Versagen bei der Bekämpfung des Immobilienbooms vor.

    In München, Kempten, Rosenheim, Bamberg, Memmingen und Augsburg stiegen die Mieten freier Wohnungen zwischen 2015 und 2020 über dem bayerischen Zehnjahresschnitt von 4,9 Prozent. In Landshut, Passau, Regensburg, Fürth, Nürnberg, Bayreuth und Würzburg legten sie schwächer zu, aber immer noch stärker als die Löhne. Wie dämpfend die Preisbremse wirkt, ist schwer zu beurteilen. Für Gohlke ist sie löchrig und unzureichend: „Damit trägt Bauminister Seehofer die Verantwortung dafür, dass tausende Mieter verdrängt werden.“

    Berliner Mietendeckel als Vorbild: Linke will bundesweite Regelung

    Gohlke forderte die Einführung eines bundesweiten Mietendeckels nach Berliner Vorbild. Diesen hatte das Bundesverfassungsgericht jüngst abgeschafft. Die Richter begründeten ihr Urteil aber nicht inhaltlich, sondern sprachen dem Land Berlin ab, beim Mietrecht die Gesetzgebungskompetenz zu haben. Wesentlicher Treiber des überhitzten Immobilienmarkts ist die weltweite Niedrigzinsphase.

    Weil Staatsanleihen und Sparkonten wenig Rendite bringen, stecken die Sparer ihr Geld in Betongold. Internationale Investoren entdeckten den vergleichsweise niedrig bewerteten Markt in Deutschland und stürzten sich auf Häuser und Grundstücke. Damit kannten auch die Preise für Bauland nur eine Richtung – steil nach oben. Wegen des Baubooms ist Material teurer geworden und auch die Arbeitskraft von Bauarbeitern und Handwerkern.

    Die Gesamtentwicklung führt dazu, dass Bauen teuer ist und die Mieten beim Neubau nach oben getrieben werden. Verschlimmert hat die Lage für Mieter mit kleinen und mittleren Einkommen, dass hunderttausende Sozialwohnungen verloren gingen, weil sie aus der Preisbindung fielen. Länder und Kommunen schauten lange zu oder beschleunigten die Entwicklung, weil sie Wohnungen an Investoren verkauften.

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