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Messe: Grüne Woche: Bio? Regional? Bio-regional!

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Grüne Woche: Bio? Regional? Bio-regional!

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    Regionale Lebensmittel erfreuen sich großer Beliebtheit – auch auf der Grünen Woche.
    Regionale Lebensmittel erfreuen sich großer Beliebtheit – auch auf der Grünen Woche. Foto: Tobias Schwarz, afp

    Christian Herb muss noch schnell ein paar Fragen beantworten. Über die persische Minze, die sich gut für Tee und Cocktails eignet, das Curryblatt, das zur asiatischen Küche gehört, oder die Macakresse, die, wie das Schild daneben verspricht, Männer stark und Frauen schwach macht. Das Kräutermeer, das der Bio-Gärtner aus Kempten hier auf der Grünen Woche in Berlin präsentiert, ist nicht nur ein Hingucker. Es erzeugt auch viele Fragen.

    Zahl der Bio-Bauern ist zurückgegangen

    Der Mann mit dem großen Hut und der grünen Schürze ist das gewohnt. Etwa 600 Kräuterarten baut er in seiner Naturland-Gärtnerei an, dazu Blumen und Gemüse wie alte Tomatensorten, Chili, Salat und Kohl. Seine Bio-Ware verkauft Herb vor Ort in Kempten, aber auch auf Gartenmärkten – in Fürstenfeldbruck, in der Pfalz, im Elsass, sogar in Südtirol. Er sagt: „Gerade bei Kräutern achten die Verbraucher sehr auf Bio-Qualität.“ Weil sie ihr Essen gern mit unbelasteten Produkten würzen möchten, aber auch, weil immer mehr Leute auf Nachhaltigkeit achteten.

    Herbs Kräuter sind nicht nur auf der weltgrößten Agrarmesse eine Besonderheit. Die Gärtnerei, die der Allgäuer in fünfter Generation führt, ist einer von 200 Vorzeigebetrieben, mit denen das Bundeslandwirtschaftsministerium den ökologischen Landbau fördern will. Und das scheint dringend nötig. Gut 23000 Betriebe sind es bundesweit und etwa 6600 in Bayern, die nach ökologischen Kriterien wirtschaften. In Schwaben ist die Zahl der Bio-Bauern im vergangenen Jahr sogar zurückgegangen auf 1233.

    Dabei gibt es auf der Grünen Woche nur gute Worte. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt lobt Bio als „Zukunftsbranche mit außergewöhnlichen Wachstumsraten“, sein bayerischer Kollege Helmut Brunner sieht den Öko-Landbau als Chance für die Bauern, dem derzeitigen Preisdruck bei Milch, Fleisch und Getreide zu entkommen. Vor allem aber stört ihn, dass immer mehr Bio-Ware importiert werden muss, weil die Nachfrage nach Kartoffeln, Äpfeln und Karotten aus ökologischer Erzeugung steigt, die heimischen Landwirte diese aber nicht abdecken können. Vor zwei Jahren hat Brunner das Ziel ausgegeben, die Bio-Produktion im Freistaat bis 2020 verdoppeln zu wollen. Geschehen ist wenig. Dafür hat Brunner, entgegen ursprünglicher Ankündigungen, nun sogar die Prämien erhöht. Pro Hektar ökologisch bewirtschafteter Fläche gibt es künftig 273 statt bisher 200 Euro.

    Allgäuer Bergkäse – Nachfrage auch ohne Siegel

    Ob das mehr Bauern auf die Bio-Schiene lockt, ist ebenso schwer zu beantworten wie die Frage, worauf der Kunde eigentlich Wert legt. Auf der Grünen Woche jedenfalls gibt es alles: konventionell und bio, vegetarisch und vegan, aus der Region oder aber vom anderen Ende der Welt. Elisabeth Windstoßer, die Apfel-Balsam-Essig und Aroniasaft aus einem Bio-Hof bei Vilsbiburg reicht, sagt, dass Bio vielen Leuten wichtig ist. „Aber noch mehr Leute interessieren sich inzwischen dafür, woher die Ware kommt.“

    Für Brunner muss beides zusammengehören: Bio und die Region. Das muss auch der Kunde erkennen, argumentiert er und verweist auf ein neues Label, das noch in der ersten Jahreshälfte auf den Markt kommen soll: das Bio-Bayern-Siegel, erkennbar an den weiß-blauen Rauten. Dass es in deutschen Supermärkten bereits mehr als 1000 Gütezeichen gibt? Dass die Öko-Anbauverbände im Freistaat, zusammengeschlossen im LVÖ Bayern, regionale Initiativen unterstützen – vom biologischen Frischkäse aus dem Allgäu bis hin zur Apfelblütenlimonade vom Ammersee? Geschenkt!

    Einige Meter vom Allgäu-Stand entfernt stehen die Messebesucher bei Rupert Roggors Schlange. Allgäuer Emmentaler, Bergkäse und Weißlacker verkauft der Senner aus Untrasried. Bio? Regional? Bio-regional? Roggors schüttelt den Kopf? „Das brauchen wir alles nicht“, sagt er. „Die Leute wollen den typischen Allgäuer Käse, so wie im Urlaub.“

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