Kurz vor den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen beschließt die Regierung die Einsetzung einer "Benzin-Polizei" - Union und FDP weisen den Vorwurf eines Wahlkampfmanövers aber zurück. Ein riesiges neues Meldesystem soll helfen, die mehrmals täglichen Preissprünge an Tankstellen stärker unter die Lupe zu nehmen. Die Politik schürt Hoffnung, dass so der Benzinpreis in den Griff zu bekommen sei. Die Mineralölbranche sieht das anders.
Was soll die Meldebehörde tun?
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch neben einer Überwachung der Strom- und Gasgeschäfte auch die Einrichtung einer "Markttransparenzstelle" für den Mineralölsektor beschlossen. Künftig sollen Monat für Monat Millionen Daten dorthin gemeldet werden - und zwar nicht einfach nur Preiserhöhungen. Auch Händler und Raffinerien müssen ihre Preise, zu denen sie Rohöl oder Kraftstoffe ein- und verkaufen, offenlegen. Zudem sollen alle gehandelten Mengen und deren Preise gemeldet werden. Die beim Bundeskartellamt angesiedelte Stelle soll so unbotmäßige Erhöhungen und Preisexzesse erkennen und ahnden können, erklärt Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP).
Kann das die Preissprünge eindämmen?
10 Tipps: So sparen Sie beim Autofahren Benzin
Es ist gar nicht so schwer, beim Autofahren Benzin und damit bares Geld zu sparen. Hier zehn Tipps, wie Sie mit weniger Sprit auskommen.
Gleich beim Start Ihrer Autofahrt geht's los. Schalten Sie nach dem Anfahren sofort in den zweiten Gang hoch. Das wirkt sich günstig auf den Spritverbrauch aus.
Generell gilt: Fahren Sie immer im höchstmöglichen Gang. "Einsparungen von 10 bis 20 Prozent und mehr – je nach Motortyp und Getriebeübersetzung – sind im Vergleich zum niedrigeren Gang möglich", heißt es beim ADAC.
Nächster Tipp: Fahren Sie vorausschauend. Das klingt etwas banal, aber: Jedes Mal, wenn sie bremsen müssen, verbrauchen Sie Energie, die sie später wieder aus Benzin gewinnen müssen.
Tipp 4: Schalten Sie Ihren Motor ab, wenn es geht. Das lohnt sich immer dann, wenn die Standzeit voraussichtlich länger als 20 Sekunden sein wird.
Tipp 5: Räumen Sie alles aus dem Auto, was Sie nicht brauchen. 100 Kilogramm Gewicht im Wagen bedeuten nämlich bis zu 0,3 Liter Benzin mehr auf 100 Kilometer. Da kommt auf die Dauer ganz schön was zusammen.
Auch sehr wichtig: Wenn Sie Dachträger oder Fahrradträger nicht brauchen - montieren Sie ihn ab. Schon ein leerer Fahrrad-Dachträger auf dem Dach treibt die Spritrechnung um rund 10 Prozent nach oben, hat der ADAC errechnet. Mit einer Dachbox erhöht sich der Benzinverbrauch sogar um etwa 20 Prozent.
Siebter Tipp: Verzichten Sie auf Klimaanlage oder Standheizung. Eine laufende Klimaanlage kostet zwischen 0,1 und 0,2 Liter Benzin auf 100 Kilometer.
Tipp Nummer 8: Schließen Sie offene Seitenfenster oder Schiebedächer. Denn das verschlechtert den Luftwiderstand. Die Folge: Sie verbrauchen - bei höheren Geschwindigkeiten - rund 0,2 Liter mehr Benzin auf 100 Kilometer.
Der neunte Tipp: Verwenden Sie ein hochwertiges Leichtlauföl (Bezeichnung 0W-30 oder 5W-20). Laut ADAC bringt das tatsächlich etwas. Wenn der Motor wegen der reduzierten Reibung leichter drehen kann, spart man Benzin - bei Kurzstrecken zwischen 4 und 6 Prozent, auf der Autobahn immerhin noch bis zu zwei Prozent.
Tipp 10: Achten Sie auf den richtigen Reifendruck. Lieber etwas mehr als zu wenig ist prima. Schon ein Reifendruck von 0,5 bar unter der Empfehlung des Reifenherstellers erhöht den Benzinverbrauch um bis zu 6 Prozent.
Sie sehen, es ist wirklich einfach. Wenn Sie bei Ihrer nächsten langen Fahrt all unsere Tipps beherzigen, können Sie sicher ein bis zwei Liter Benzin auf hundert Kilometer sparen. Und das rechnet sich, oder?
Wohl kaum, denn der Preis an der Tankstelle ist von der Politik kaum zu beeinflussen. Szenarien wie ein möglicher Angriff Israels auf den Iran und sinkende Förderquoten treiben den Ölpreis - das kann eine neue Behörde nicht beeinflussen. Die Gewinnmargen liegen nach Angaben der Ölbranche meist nur bei einem Cent pro Liter - allerdings verdient sie auch gut mit ihren Raffinerien. Weil die Marktführer den Großteil der Produktionskette unter ihrer Kontrolle haben, gibt es viele Möglichkeiten, Gewinne einzustreichen. Viele Tankstellen verdienen das meiste Geld inzwischen mit ihrem Shopgeschäft. Der Auto Club Europa sieht ein Wahlkampfmanöver, aber keine Initiative für mehr Verbraucherschutz und fairen Preiswettbewerb an Tankstellen.
Gab es in der Vergangenheit Indizien für einen Missbrauch?
Das Bundeskartellamt hatte 2011 eine dreijährige Marktanalyse abgeschlossen - und konnte zumindest keine illegalen Preisabsprachen nachweisen. Zudem ist fraglich, was bei einem Missbrauch passieren soll. Derzeit gehen die Wettbewerbshüter gegen mehrere Mineralölkonzerne vor, weil sie freien Tankstellen Kraftstoff teurer verkauft haben sollen als eigenen Tankstellen. Aber den Nachweis zu führen ist sehr schwierig, und oft geht es nur um Einzelfälle. Gleichwohl: So wird der Druck erhöht, nicht über Gebühr Preise zu erhöhen.
Die Benzinbranche spricht von einem "Bürokratiemonster" - zu Recht?
Es ist bisher unklar, wie viele Benzin-Kontrolleure in der neuen Behörde beschäftigt werden sollen. Nach Angaben aus der Branche müssten mehrere hundert Leute dort arbeiten, um die ganzen Daten verarbeiten zu können. Aus der ganzen Kette (Weltmarktnotierung für Rohöl, Einkauf, Transport, Raffinerien, Tankstellen) würden pro Tag Hunderttausende Daten einlaufen. Selbst freie Tankstellen, die die Regierung im Kampf gegen das Oligopol von BP/Aral, ExxonMobil, ConocoPhillips (Jet), Shell und Total stärken will, kritisieren die Meldebehörde als Planwirtschaft. Der Grünen-Energiepolitiker Hans-Josef Fell wirft der Regierung Blendwerk vor: "Statt endlich eine offensive Politik "Weg vom Erdöl" anzugehen, erhöht die Bundesregierung mit einer neuen Behörde lediglich die Bürokratie." dpa