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Mattsies: Grob Aircraft: Von der Insolvenz zum Höhenflug

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Grob Aircraft: Von der Insolvenz zum Höhenflug

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    André Hiebeler, CEO bei Grob Aircraft in Mattsies, und die G120 TP
    André Hiebeler, CEO bei Grob Aircraft in Mattsies, und die G120 TP Foto: Melanie Hofmann

    Abenteuerlich, waghalsig, spannend – mit diesen Worten beschreibt André Hiebeler die Übernahme von Grob Aerospace Anfang 2009. Im Fünferbund mit Geschwistern und Freunden hat der heutige Geschäftsführer den zahlungsunfähigen Flugzeugbauer in Mattsies (Kreis Unterallgäu) in einer, wie er sagt, „Hauruck-Aktion“ übernommen.

    An über 20 Kampagnen ist Grob Aircraft beteiligt

    270 Tage war Hiebeler, der 20 Jahre als Flugzeughändler gearbeitet hatte, im ersten Jahr unterwegs. Sein Ziel: den Kunden – Militär, Polizei, Zoll – genau zuzuhören. In diesem Jahr beginnen er und sein Team, die Früchte ihrer Arbeit zu ernten. Die ersten vier von 18 Trainingsflugzeugen haben sie vor kurzem an Indonesien übergeben, heute findet der sogenannte Rollout für Argentinien statt. Das Land hat zehn Flugzeuge bestellt. Im September folgt die Übergabe von sechs Fliegern an Kenia. „2014 und größtenteils 2015 sind wir ausgelastet“, sagt Hiebeler.

    Die Zahl der Mitarbeiter ist von anfangs 70 auf 150 gestiegen. Der bestätigte Auftragswert liege bei 120 Millionen Euro; Hiebeler rechnet aber mit Nachbestellungen der drei Länder und damit einem noch einmal so großen Betrag. An über 20 weiteren Kampagnen weltweit sei Grob Aircraft beteiligt, sagt der Geschäftsführer – und er werde „wahnsinnig baggern“, um sich zwischen den großen Herstellern breitzumachen. Das Unternehmen hat in der Militärsparte eine Nische aufgetan, in der es äußerst erfolgreich ist. Auf dem Markt für Trainingsflugzeuge für Militärpiloten ist Grob Aircraft nach eigenen Angaben weltweit die Nummer eins. Das hat auch seinen Preis. „Die Kunden können mich auch Sonntagnacht anrufen, das finden sie toll“, sagt der Geschäftsführer.

    "Absolute Monopolstellung": In Mattsies entsteht der Flugzeugtyp G 120TP

    Mit dem Flugzeugtyp G 120TP hat Grob nach Hiebelers Worten eine „absolute Monopolstellung“. Das in Mattsies entwickelte Produkt vereint quasi drei Flugzeuge in einem. Bislang mussten Piloten, die beispielsweise einmal ein Kampfflugzeug fliegen wollten, sich von einem Flugzeugtyp zum nächsten „hocharbeiten“. Das kostete nicht nur Zeit für die jeweilige Eingewöhnungsphase, sondern jeweils auch Geld für Wartung, Lehrer, Ersatzteile. Das Grob-Flugzeug vereint drei Stufen, mit ihm lassen sich digital sogar Jet-Szenarien simulieren.

    Doch das sei nicht der einzige Erfolgsgrund, sagt Hiebeler. Das Training habe sich geändert, weil es viel weniger Kampfflieger, dafür mehr Transportflugzeug- und Helikopterpiloten gebe. Auch sie können einen großen Teil der Ausbildung mit der G 120TP absolvieren. Nicht zuletzt spielt Grob Aircraft auch der Zeitpunkt in die Hände. Trainingsflugzeuge werden für 25 bis 30 Jahre angeschafft, der Großteil der Länder kauft immer im gleichen Intervall ein. „Dieses Zeitfenster hat gerade angefangen“, sagt Hiebeler.

    Hiebelers neues Projekt ist die Drohnenentwicklung

    Als vierten Punkt für den Erfolg der Mattsieser Firma nennt Hiebeler das digitale Zeitalter. Piloten müssten heute viel besser als früher Informationen verarbeiten und umsetzen können – durch digitale Simulationen lässt sich das trainieren. Einen Lehrplan für die Ausbildung liefert Grob Aircraft nach Bedarf gleich mit, und auch Wartung, Ersatzteile und Flugauswertung bietet der Hersteller an. Künftig will das Unternehmen das Training noch weiterentwickeln: Nicht mehr der Lernende passt sich dem Lehrplan an, sondern andersherum.

    Darüber hinaus will Hiebeler prüfen, ob seine einstige Geschäftsidee mit Nutzflugzeugen sich betriebswirtschaftlich umsetzen lässt. Vom früheren Firmenchef Burkhart Grob gebe es zudem alte Pläne, auf denen der Geschäftsführer aufbauen will. „In Kürze sind wir in die Drohnenentwicklung involviert, jedoch nicht für Deutschland“, kündigt Hiebeler an.

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