Wann man in diesem Jahr die Weihnachtsgeschenke besorgen sollte? Da muss Klaus Wohlrabe vom Ifo Institut, dem Instut für Wirtschaftsforschung an der Universität München, nicht lange überlegen: sofort. "Dies gilt insbesondere, wenn Sie schon wissen, was Sie verschenken wollen - und umso mehr, wenn dieses Geschenk elektronische Komponenten enthält", sagt der Leiter der Ifo-Umfragen.
Das liegt daran, dass bei Chips und Halbleitern, die für viele elektronische Produkte gebraucht werden, Engpässe bestehen. "Die Chip-Produktion kommt im Moment gar nicht hinterher", erklärt Wohlrabe. Zu den Engpässen komme nämlich, dass die Chips weltweit sehr gefragt sind. Eine hohe Nachfrage treffe auf ein knappes Angebot.
Elektrogeräte als Weihnachtsgeschenke frühzeitig reservieren oder vorbestellen
"Die Einzelhändler gehen davon aus, dass die Lieferprobleme noch etwa zehn Monate andauern werden", sagt Wohlrabe vom Ifo-Institut. Das bedeute, dass es mit Blick auf Weihnachten keine Entspannung geben werde. Man sollte jetzt bemerken, "dass Weihnachten dieses Jahr wieder am 24. Dezember ist", sagt Wolfgang Puff, Hauptgeschäftsführer des bayerischen Handelsverbands. Er rät: Wer zu Weihnachten Elektrogeräte - seien es Smartphones, Spielekonsolen oder elektronische Küchengeräte - verschenken möchte, sollte sich am besten gleich informieren. Man könne bei den Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern in der Umgebung nach Verfügbarkeit und Lieferzeiten der gewünschten Produkte fragen. Gegebenenfalls lohne es sich, die Geschenke auch gleich vorzureservieren, rät Puff.
Zudem ist "Holz sehr teuer geworden", sagt der Handelsexperte. Das könnte sich auf die Preise von Produkten aus Holz - beispielweise Spielsachen oder Möbel - auswirken. Auch Papier sei derzeit etwas knapper als üblich. Bei Büchern sind Puff jedoch "keine akuten Lieferprobleme" bekannt. Falls ein bestimmtes Exemplar ausverkauft ist, könne man es ja auch als E-Book verschenken, sagt Puff. Natürlich nur, falls die beschenkte Person schon einen Reader hat - der wiederum habe nämlich längere Lieferzeiten. Wer der Liebsten ein Parfüm oder Kosmetik schenken möchte, könne beruhigt sein. Im Bereich Drogerie sollte laut Puff alles glatt laufen. Selbes gilt für Mode, die in Europa produziert wird.
Aus diesen Gründen brauchen Produkte aus Asien deutlich länger
Wolfgang Puff hat für die momentane Situation eine Merkregel. Alles, was aus dem asiatischen Raum kommt, sei von Lieferverzögerungen betroffen. Er hebt besonders Elektroartikel und Spielwaren hervor. Doch auch Mode, die in Asien produziert wird, brauche momentan länger als üblich, bis sie bei den Kundinnen und Kunden ist.
Schuld daran sei ein Zusammenspiel verschiedener Probleme, das dazu führt, dass die Zahnräder des weltweiten Handels nicht mehr ordentlich ineinander greifen, sagt Puff. Zum einen seien coronabedingt Häfen in Asien zeitweise gesperrt worden. Wegen der Pandemie werden außerdem weniger Rohstoffe gefördert, die unter anderem für die Produktion von Halbleitern und Computerchips benötigt werden. Hinzu kam noch die Sperrung im Suezkanal: Im März ist das 400 Meter lange Containerschiff "Ever Given" sechs Tage lang in der wichtigen Durchfahrtsstraße festgesteckt und hat damit einen enormen Stau ausgelöst. "Das alles bringt das Gefüge durcheinander", sagt Puff.
Gutscheine als Alternativgeschenk für Weihnachten
Insgesamt sagt der Experte klar: "Es wird ganz sicher keine leeren Regale geben." Trotzdem beginne das Weihnachtsgeschäft bereits im November - darauf sollte man sich in diesem Jahr pünktlich einstellen. Wer sich frühzeitig informiert, bestimmte Artikel vorbestellt oder reserviert, könne Stress kurz vor dem Weihnachtsfest vermeiden. Ansonsten bleibe natürlich noch eine Option, für die sich immer mehr Menschen entscheiden: Gutscheine verschenken. Wolfgang Puff rechnet mit dem "Gutschein als dem Weihnachtsgeschenk" schlechthin. Und auch Klaus Wohlrabe vom Ifo-Institut sagt, eine Folge der Lieferengpässe könnte sein, dass "es vermehrt Geldgeschenke oder Gutscheine geben wird."