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Massentierhaltung: Antibiotikaresistent: Gefährliche Keime in jedem zweiten Hähnchen

Massentierhaltung

Antibiotikaresistent: Gefährliche Keime in jedem zweiten Hähnchen

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    Schockierende Studie des BUND: Hähnchenfleisch aus Supermärkten und Discountern ist offenbar zu großen Teilen mit antibiotikaresistenten Keimen belastet.
    Schockierende Studie des BUND: Hähnchenfleisch aus Supermärkten und Discountern ist offenbar zu großen Teilen mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Foto: dpa

    Hähnchenfleisch aus Supermärkten und Discountern ist offenbar zu großen Teilen mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Bei Stichproben seien auf jeder zweiten Probe solche Keime gefunden worden, teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Montag in Berlin mit. Mit einer Änderung des Arzneimittelgesetzes will Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) den Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht beschränken.

    BUND: Keime in zehn von 20 Stichproben

    Die Keime fanden sich laut BUND auf zehn von 20 Stichproben, die in Berlin, Hamburg, Köln, Nürnberg und im Raum Stuttgart gekauft wurden. Die gefundenen Keime könnten bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu schweren und sogar lebensgefährlichen Erkrankungen führen - wegen ihrer Resistenz aber nicht mehr wirkungsvoll mit Antibiotika bekämpft werden. Der "fortgesetzte Antibiotika-Missbrauch" sei verantwortlich dafür, dass wichtige Medikamente ihre lebensrettende Wirkung verlieren könnten, warnte der BUND.

    Die gefährlichen Keime entstünden, weil in der industriellen Tierhaltung große Mengen Antibiotika eingesetzt würden. Die Kontamination von Lebensmitteln sei ein "Warnsignal" vor den "Kollateralschäden der industriellen Tierhaltung", erklärte der Verband. "Hähnchen, Hühner, Schweine und Kälber leiden millionenfach unter inakzeptablen Haltungsbedingungen und erkranken daran", erklärte BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning. Bekämen sie keine Antibiotika verabreicht, hielten sie in vielen Fällen nicht bis zum Schlachten durch.

    BUND fordert Abschaffung von Subventionen

    Subventionen für die industrielle Fleischerzeugung müssten abgeschafft und die Haltungsbedingungen für Nutztiere deutlich verbessert werden, forderte der BUND. Auch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten erklärte, langfristig sei die Abschaffung der Intensivtierhaltung die einzige Möglichkeit, um Menschen und Umwelt vor resistenten Keimen zu schützen.

    Bundesverbraucherministerin Aigner will nach Angaben ihres Sprechers noch in dieser Woche einen Entwurf zur Änderung des Arzneimittelgesetzes vorlegen. Damit solle der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung auf das "zur Behandlung von Tierkrankheiten absolut notwendige Mindestmaß" beschränkt werden.

    Aigner: Kein Kavaliersdelikt

    Das Arzneimittelgesetz müsse in mehreren Punkten geändert werden: Die Überwachungsbehörden der Länder sollen einen erweiterten Zugriff auf die erfassten Abgabemengen von Antibiotika zu Kontrollzwecken erhalten. Tierärzte sollten verpflichtet werden, auf Anfrage alle Daten zur Abgabe und Anwendung von Antibiotika zusammengefasst zu übermitteln. Damit sollen die Überwachung deutlich erleichtert sowie Kontrollen vereinfacht und beschleunigt werden. Für Antibiotika, die auch in der Humanmedizin besonders wichtig sind, soll die Möglichkeit zur Umwidmung drastisch eingeschränkt werden.

    "Wir brauchen eine konzertierte Aktion", erklärte Aigners Sprecher. Wenn Antibiotika zum Beispiel illegal zur Wachstumsförderung eingesetzt würden, sei dies "kein Kavaliersdelikt" und müsse geahndet werden. Der Entwurf soll in den kommenden Wochen dem Kabinett vorgelegt werden. (afp)

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