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Maschinenbau: Renk: Von Augsburg auf die Weltmeere

Maschinenbau

Renk: Von Augsburg auf die Weltmeere

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    Die Vorstände der Renk AG: Florian Hofbauer (Vorstandssprecher) und Ulrich Sauter (rechts).
    Die Vorstände der Renk AG: Florian Hofbauer (Vorstandssprecher) und Ulrich Sauter (rechts). Foto: Fred Schöllhorn

    Nach einem Besuch des Augsburger Maschinenbau-Unternehmens Renk liegt der Verdacht nahe, Nischen seien unterschätzte Räume. Im Gespräch sagen die Firmenchefs Florian Hofbauer und Ulrich Sauter immer wieder: „Wir sind ein Nischenanbieter.“

    Was bescheiden klingt, erfährt bei näherer Betrachtung eine selbstbewusste Bedeutung: Der börsennotierte Antriebstechnik-Spezialist fühlt sich in industriellen Nischen so wohl, dass er dort meist eine weltweit führende Rolle einnimmt – ob bei Gleitlagern oder Getrieben für Schiffe, Panzer, Industrie- und Windkraftanlagen. Das haben Hofbauer als Sprecher des Vorstands und Sauter früher nur am Rande erwähnt. Das Unternehmen trat zurückhaltend auf, auch weil etwa ein Drittel des Umsatzes auf Militärprodukte entfällt.

    Von Augsburg nach South Carolina

    Jetzt öffnet sich die Firma, ist sie doch Teil der Volkswagen-Familie, nachdem der einstige Renk-Mutterkonzern MAN von den Wolfsburgern übernommen wurde. Dabei kommt zum Vorschein, dass der 1873 durch Johann Renk in Augsburg gegründete Betrieb allein 2013 nach eigener Darstellung an drei Weltrekorden beteiligt war.

    Das Unternehmen hat an die Universität Clemson im US-Bundesstaat South Carolina für einen Prüfstand zum Test von Windenergieanlagen das leistungsstärkste Getriebe der Welt geliefert. Es wurde im Augsburger Werk konstruiert. Auch das Getriebe für die mit 180 Metern längste private Mega-Jacht Azzam stammt von Renk. Das Schiff soll Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud aus Saudi-Arabien gehören. Und das Getriebe der weltweit schnellsten Hochgeschwindigkeitsfähre kommt ebenfalls aus Augsburg. Das zwischen Argentinien und Uruguay eingesetzte Schiff trägt den Namen von Papst Franziskus.

    Weltmarktführer in vielen Bereichen

    Augsburg ist ein maritimer Standort. Dabei hat Renk im Gegensatz zu anderen Schiffsausrüstern die zuletzt schwierigeren Jahre für die Branche gut überstanden. Wiederum erwies sich eine Nische als segensreich. Das Unternehmen liefert mit Erfolg spezielle Antriebe für Tankschiffe, die Flüssiggas transportieren. „Hier sind wir absoluter Weltmarktführer“, sagt Hofbauer.

    Wird es in einer Nische zu eng, weil es konjunkturell bergab geht, suchen die Renk-Manager neue. Sie sprechen von dem Unternehmen als „Gemischtwarenladen“ und meinen das positiv. Hofbauer sagt dazu: „Wir verkaufen in Augsburg Dinge, die wir erst noch erfinden müssen.“

    Unter den gut 1200 Mitarbeitern an dem Standort finden sich mehr als 200 Ingenieure. In den Werkshallen mischen sie sich unter die Facharbeiter, um zusammen neue technische Wege auszutüfteln. Die Beschäftigten sammeln sich vor riesigen Schiffsgetrieben. Eines ist für die US-Küstenwache bestimmt, ein anderes geht nach Indien. Die Mitarbeiter wirken hoch konzentriert. Sie sind selbstbewusst, sprechen Probleme an – und das selbst vor den Vorständen.

    Renk setzt auf Experten

    Für einen Maschinenbau-Betrieb beschäftigt Renk sehr wenige Leiharbeiter. Im Konzern mit 2228 Mitarbeitern sind es nur 42. Das Unternehmen setzt auf erfahrene Experten, die in der Lage sind, für neue Nischenmärkte komplexe Getriebe zu entwerfen, zu bauen und zu installieren.

    Die Geschäfte laufen derart gut, dass Renk in Augsburg für 28 Millionen Euro eine neue Halle zur Herstellung riesiger Getriebe baut. Das Unternehmen verfügt über reichlich Eigenkapital (302 Millionen Euro) und was VW besonders freuen dürfte: Die Umsatzrendite ist mit 13,7 Prozent extrem hoch für einen Maschinenbauer.

    "Wir strecken unsere Fühler immer aus"

    Die Renk-Welt ist natürlich nicht heil, schließlich stellt das Unternehmen auch Getriebe für Windkraftanlagen auf hoher See her – ein Geschäft, das durch das Stocken der Energiewende in Deutschland schwierig geworden ist. Hofbauer appelliert an die Bundesregierung, für mehr Verlässlichkeit zu sorgen, was die langfristige Förderung der Anlagen betrifft.

    Auf alle Fälle haben die Renk-Manager den Fuß in eine neue Nische gesetzt und erste Getriebe für Windkraftanlagen in Japan und Südkorea geliefert. „Wir strecken unsere Fühler immer aus“, sagt Sauter. Die Renk-Männer sind geübt in der Nischen-Wechselstrategie, sonst würden sie nicht so oft zweistellige Renditen abliefern.

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