Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Manroland-Pleite: Eine Firma in Schockstarre

Manroland-Pleite

Eine Firma in Schockstarre

    • |
    Der Druckmaschinenhersteller Manroland hat Insolvenz angemeldet.
    Der Druckmaschinenhersteller Manroland hat Insolvenz angemeldet. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das Plakat verdeckt den Oberkörper von Tilana Pfeifer. Nur ihr Kopf ist zu sehen. Auf dem Tuch steht: „Allianz-Aktionäre schwimmen im Gewinn. Manroland-Mitarbeiter saufen ab.“ Die 44-Jährige arbeitet seit 28 Jahren für den Druckmaschinenhersteller. „Ich war nie woanders beschäftigt.“ Sie steht mit Kolleginnen und Kollegen am Montag vor dem Augsburger Rathaus, nachdem Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil in dem Renaissance-Gebäude über die Folgen der Insolvenz informiert wurde.

    Bedrückte und enttäuschte Mitarbeiter

    Tilana Pfeifer hat sich eine rote IG-Metall-Baseballmütze aufgesetzt. Die Kappe sitzt locker auf ihrem lockigen, vollen Haar. Die Frau wirkt nicht wütend. Sie schaut ruhig, ein wenig Hilfe suchend hinüber zum Christkindlesmarkt. Die Mutter zweier Kinder arbeitet als technische Sachbearbeiterin. „Die Firma befindet sich in Schockstarre“, sagt sie leise. „Wir sind bedrückt und sehr enttäuscht, dass die Anteilseigner Allianz und MAN uns im Stich lassen.“

    Tilana Pfeifer versteht die Welt nicht mehr: „In guten Zeiten waren wir mit unseren Gewinnen für die Konzerne da. Jetzt müssten sie eigentlich uns helfen.“ Das sei eine Frage der sozialen Verantwortung. Im Rathaus saßen zuvor Vertreter von MAN und Allianz am Tisch mit den Verantwortlichen der Stadt. Offiziell ist nicht zu erfahren, ob die Manroland-Gesellschafter doch bereit sind, dem Druckmaschinenhersteller zu helfen. Hinter vorgehaltener Hand ist von Bewegung aufseiten von MAN die Rede, während die Allianz-Beteiligungstochter ACP Zurückhaltung übe.

    "Wir stehen weiter zu unserem Chef"

    Dafür hat Tilana Pfeifer kein Verständnis. „Man darf die Leute in schlechten Zeiten nicht wie heiße Kartoffeln fallen lassen.“ Das Unternehmen hätte nur einige Monate mehr Zeit gebraucht, um sich wieder zu fangen. „Wir stehen weiter zu unserem Chef Gerd Finkbeiner. Er hat sein Möglichstes getan“, sagt sie. Auch andere Beschäftigte verlieren kein böses Wort über den Manager.

    Finkbeiner bleibt weiter an Bord, auch wenn jetzt der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider das Sagen in dem Unternehmen hat. Finkbeiner hält durch. Ihm sind die Strapazen der vergangenen Wochen deutlich anzumerken. Nachdem 2006 und 2007 noch glänzende Jahre für das Unternehmen waren, kämpft der Manroland-Lenker seit drei Jahren um ein solideres Fundament für die Firma. Sein Versuch, eine Allianz mit dem Konkurrenten aus Heidelberg zu schmieden, scheiterte jedoch.

    Zwei Pleiten in einer Familie

    Jetzt muss die „Allianz für Augsburg“, ein bewährter Zusammenschluss von Stadt (Oberbürgermeister Kurt Gribl), den Wirtschaftskammern und Gewerkschaften, versuchen, Menschen wie Tilana Pfeifer eine Zukunft zu geben. Der Mann der Manroland-Beschäftigten arbeitet beim

    Immerhin bekommen die Manroland-Mitarbeiter für November, Dezember und Januar ihr Gehalt. Der 27-jährige Björn Kannler bleibt bei dem Unternehmen, obwohl Elektroniker wie er am Arbeitsmarkt gefragt sind. „Ich bin zehn Jahre bei MAN. Ich will nicht aufgeben. Ich habe meine Kollegen lieb gewonnen“, sagt der Betriebsrat.

    Keine festen Zusagen von Zeil

    Und welche Botschaften bringt Wirtschaftsminister Martin Zeil den Beschäftigten mit? „Es geht um die Menschen. Wir wollen die Dinge nicht einfach laufen lassen“, beteuert er. Wer gehofft hat, der FDP–Politiker würde eine feste Zusage für Bürgschaften nach Augsburg mitbringen, sieht sich getäuscht. „Es ist nicht die Zeit, über Staatshilfe zu reden“, betont er. Zeil schließt Bürgschaften aber auch nicht aus. Der Minister sieht zunächst Banken und Gesellschafter in der Pflicht.

    Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hatte jedoch bereits angedeutet, der Freistaat sei zu finanziellen Hilfen bereit, wenn ein Investor einsteigt. Die Beschäftigten indes warten auf positive Signale. „Man kann sich etwas Schöneres unter dem Christbaum als eine Insolvenz vorstellen“, meint Tilana Pfeifer, um dann doch etwas lauter zu werden: „Wir sind ein Traditionsunternehmen. Man muss uns helfen!“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden