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Manroland: Insolvenzverwalter Schneider: „Wir sind keine Zauberer“

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Insolvenzverwalter Schneider: „Wir sind keine Zauberer“

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    Der angeschlagene Druckmaschinenbauer Manroland beschäftigt rund 6500 Mitarbeiter, darunter etwa 2400 in Augsburg. Nach der Insolvenz am Freitag hat jetzt der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider das Sagen.
    Der angeschlagene Druckmaschinenbauer Manroland beschäftigt rund 6500 Mitarbeiter, darunter etwa 2400 in Augsburg. Nach der Insolvenz am Freitag hat jetzt der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider das Sagen. Foto: dapd

    Werner Schneider ist ein selbstbewusster Mann. Wer das Flugzeug des thailändischen Thronfolgers pfänden lässt, muss weitgehend angstfrei sein. Doch im Fall des insolventen Druckmaschinenherstellers Manroland spürt der 68-Jährige, wie der Druck stärker wird, den Fall zu lösen. „Es ist unheimlich, wie hoch die Erwartungshaltung ist“, sagte er gestern in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

    Positive Rolle in der Region

    Dass der vorläufige Manroland-Insolvenzverwalter derartige Hoffnungen weckt, kommt nicht von ungefähr. Was den pleitegegangenen Augsburger Konzern Walter Bau betrifft, gelang es ihm, für zwei Drittel der inländischen Beschäftigten einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Auch bei weiteren Insolvenzen in der Region (Trevira, Böwe Systec) wird seine Rolle von vielen Beschäftigten als positiv beschrieben.

    Ist Schneider ein Heilsbringer mit 100-prozentiger Erfolgsgarantie? „Wir sind keine Zauberer“, sagt er ganz ruhig, fast ein wenig demütig. Er habe es mit einem schwierigen Thema zu tun. Schneider spielt damit auf die Druckindustrie an, deren Auftragsvolumen gegenüber den historisch gesehen besten Jahren 2006 und 2007 um rund 50 Prozent eingebrochen ist. Der Insolvenzexperte versucht deshalb die Latte für seine Person etwas tiefer zu hängen: „Man kann nicht in ein paar Tagen davon ausgehen, dass ich eine Lösung auf den Tisch lege.“ Das „Ich“ schränkt er auch noch ein. „Das ist keine One-Man-Show. Wir sind mit über 20 Mitarbeitern im Einsatz.“ Jetzt gelte es zunächst, den Laden am Laufen zu halten.

    Interessenten für das Unternehmen

    Dabei bestätigt Schneider Informationen unserer Zeitung, dass es Interessenten für Manroland gibt, ohne Namen zu nennen oder auch nur Andeutungen zu machen. Schon vor der Insolvenz am vergangenen Freitag waren potenzielle Investoren gehandelt worden, wobei der Schweizer Investor Capvis abgesprungen ist. Dem Management der Beteiligungsgesellschaft waren die Restrukturierungskosten für das Unternehmen zu hoch. Auch die aktuellen Geschäftszahlen ließen Zweifel bei dem Interessenten aufkommen.

    Daniel Flaig, Partner bei Capvis, bestätigt Informationen unserer Zeitung, dass das Schweizer Unternehmen im Zuge einer Kapitalerhöhung einsteigen und die Firmenbereiche weiterführen wollte. Capvis hätte wohl an allen Standbeinen des weltweit hinter Heidelberger Druck zweitgrößten Konzerns der Branche festgehalten. Damit wäre es für den Zeitungs- und Illustrationsdruckbereich in Augsburg mit seinen 2400 Beschäftigten weitergegangen.

    Insgesamt arbeiten noch etwa 6500 Menschen für Manroland. Umso schmerzlicher war die Absage der Schweizer für die Mitarbeiter. Flaig begründete die Strategie seines Hauses damit, dass es „bei den verschiedenen Verantwortlichen festgefahrene Verhandlungspositionen“ gegeben habe.

    Der größte Manroland-Eigentümer ist die Beteiligungsgesellschaft ACP, die zum Münchner Allianz-Konzern gehört und rund 75 Prozent an dem Druckmaschinenbauer hält. Die frühere Muttergesellschaft MAN ist noch mit etwa 23 Prozent mit von der Partie. Capvis sieht sich als führende Beteiligungsgesellschaft in der Schweiz und eine der wichtigsten Häuser auf diesem Geschäftsgebiet im deutschsprachigen Raum.

    Kommen die Schweizer jetzt wieder ins Spiel, nachdem die Manroland-Bilanz im Zuge der Insolvenz sozusagen von der Passivseite entlastet ist, also frei von Verbindlichkeiten und Pensionsverpflichtungen ist? Dafür gibt es derzeit keine Anzeichen. Vielmehr werden andere Namen gehandelt, etwa die zum japanischen Canon-Konzern gehörende Firma Océ, die mit Manroland auf dem Gebiet des Digitaldrucks zusammenarbeitet. Der Digitaldruck ist ein wachsendes Feld, das schon etwa zehn Prozent des Branchenmarktes ausmacht. Hier können Druckprodukte individueller gestaltet werden. Manroland hatte schon 2000 eine Lösung für den Digitaldruck im Angebot, zog sich jedoch wieder aus dem Segment zurück, nachdem sich die Erwartungen zunächst nicht erfüllt hatten.

    Jetzt kommt es auch auf die Banken an

    Ende 2010 kam es dann zur Kooperation mit Océ. Neben dieser für Manroland vertrauten Firma wird auch die hinter dem Schweizer Unternehmen Wifag stehende Stiftung als Investor ins Gespräch gebracht. Wifag ist ein in der Druckbranche bekannter Anbieter. Doch jenseits aller Spekulationen muss zunächst der Masse-, also Überbrückungskredit für Manroland stehen. Hier ist von einem Betrag von gut zehn Millionen Euro die Rede.

    Am Dienstag gegen 17 Uhr kamen die Banken zusammen, wie unsere Zeitung erfuhr. Insgesamt sollen 15 Kredithäuser in den Fall involviert sein, darunter die Bayerische Landesbank und die Commerzbank. Schneider jedenfalls hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er mit Banken gut verhandeln kann.

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