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Manching: AKK bei Airbus: Zwei Ministerinnen wollen den Kampfjet der Zukunft

Manching

AKK bei Airbus: Zwei Ministerinnen wollen den Kampfjet der Zukunft

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    Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und ihre französische Kollegin Florence Parly waren zu Gast bei Airbus in Manching.
    Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und ihre französische Kollegin Florence Parly waren zu Gast bei Airbus in Manching. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Der Eurofighter ist derzeit das modernste Kampfflugzeug der Bundeswehr. Er wird deutlich länger fliegen als zum Beispiel die in die Jahre gekommenen Tornado-Maschinen. Trotzdem werden auch die Eurofighter eines Tages ersetzt werden müssen. Für diese Zeit hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron 2017 ein gemeinsames Projekt angestoßen: Beide Länder wollen ein gemeinsames Kampfflugzeug entwickeln, das ab dem Jahr 2040 in Dienst genommen werden kann.

    Arbeitstitel: Future Combat Air System, kurz FCAS – zu Deutsch in etwa: Zukünftiges System für den Luftkampf. Im Rahmen dieser Initiative fand am Donnerstag ein besonderer Termin in Manching bei Ingolstadt statt. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer besuchte zusammen mit ihrer französischen Amtskollegin Florence Parly den Standort von Airbus Defence & Space. In Manching werden wesentliche Entwicklungsschritte für FCAS erfolgen. Rückenwind wie durch den Besuch der Ministerinnen kann das Projekt gut gebrauchen.

    Das ist der "Eurofighter"

    Der Eurofighter ist ein von Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien entwickelter Kampfjet.

    Die Luftwaffe der Bundeswehr unterhält nach eigenen Angaben 140 Maschinen.

    Der typischerweise einsitzige Jet ist 15,9 Meter lang und fliegt mit zweifacher Schallgeschwindigkeit.

    Er kann sowohl für Luft-Luft- als auch für Luft-Boden-Kämpfe bewaffnet werden. 

    Um das einstige europäische Prestigeprojekt gab es unter anderem in Deutschland lange politische Diskussionen.

    So wurden neben den Anschaffungskosten von mehr als 100 Millionen Euro pro Jet mehrmals technische Mängel an dem Flugzeug kritisiert.

    Deutschland hatte 2015 deshalb die Abnahme weiterer Flugzeuge kurzfristig ausgesetzt.

    Auf den Exportmärkten wird der Eurofighter als «Typhoon» vermarktet.

    Nach Hersteller-Angaben wurden bisher mehr als 500 Eurofighter an sieben Länder ausgeliefert: Neben den vier Entwicklerländern sind das Österreich, der Oman und Saudi-Arabien.

    FCAS ist mehr als ein neues deutsch-französisches Kampfflugzeug

    Das FCAS-Projekt sieht in erster Linie den Bau eines Kampfflugzeugs vor, ist aber mehr als das. Zu FCAS gehört unter anderem auch ein Computersystem, um bemannte und unbemannte Flugzeuge im Luftraum zu vernetzen. Die Daten sollen in einer militärischen Cloud gespeichert werden. Die ersten Entwicklungsschritte für FCAS sind bereits angelaufen: Seit Februar befindet sich das Projekt zum Start in einer 18-monatigen Entwicklungsphase. Weitere sollen folgen. Ziel ist es, bis 2026 einen Demonstrator für den Jet von morgen zu bauen, also einen ersten, flugfähigen Prototypen.

    Derzeit, berichtet der CSU-Bundestagsabgeordnete und Verteidigungsexperte Reinhard Brandl, arbeiten rund 100 Beschäftigte in Manching am Thema FCAS. „In den nächsten Jahren könnte sich dies auf über 1000 ausweiten“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. „FCAS ist das größte Entwicklungsvorhaben im militärischen Flugzeugbau in Europa“, unterstreicht er die Bedeutung des Projekts.

    Das Projekt ist kein Selbstläufer

    Rund acht Milliarden Euro sollen allein bis zur Entwicklung des Demonstrators investiert werden. Damit wird FCAS zum Schlüsselprojekt für die beteiligten Unternehmen Airbus, den Triebwerksbauer MTU in München und Dassault und Safran in Frankreich. Manching gilt dabei nach Airbus-Angaben als größter Entwicklungsstandort für Militärflugzeuge in Europa. Dort arbeiten rund 5600 Beschäftigte. Am Standort finden zum Beispiel auch die Endmontage des Eurofighters oder die Wartung von Bundeswehr-Flugzeugen statt.

    Doch trotz der großen Bedeutung von FCAS für die Bundeswehr und die europäische Sicherheit sowie den Industriestandort Deutschland ist das Projekt kein Selbstläufer. Politiker der Linkspartei bezeichneten das Projekt schon einmal als Milliardengrab. Auch innerhalb der schwarz-roten Koalition im Bund soll es die Kritik geben, dass Deutschland bei FCAS schlecht verhandelt habe, da die Führung des Projekts bei Frankreich liege. Deutschland hat zwar im Gegenzug die Leitung in der Entwicklung eines deutsch-französischen Panzers, hier ist das Volumen aber kleiner. Auch die Unterstützung der Öffentlichkeit wird FCAS brauchen.

    Airbus Defence & Space braucht Aufträge, um Jobs zu halten

    Bei Airbus wertet man deshalb den Besuch der beiden Verteidigungsministerinnen als wichtiges und gutes Signal. Airbus-Chef Guillaume Faury, der ebenfalls in Manching dabei war, sprach von einem besonderen Tag für Airbus. „Ich freue mich, dass Sie hier sind!“, sagte er den Ministerinnen, betonte aber, dass sich Airbus durch die Corona-Epidemie und den Zusammenbruch der weltweiten Luftfahrt in einer schwierigen Lage befinde. „Die Situation der Luftfahrtbranche ist ernst“, sagte Faury. „Bereits vor Corona mussten wir wegen schleppender Absatzzahlen ein Restrukturierungsprogramm in Gang setzen“, sagte er. Bei Airbus Defence & Space sollen hunderte Stellen bis 2021 abgebaut werden.

    Angesichts der aktuellen Schwierigkeiten in der zivilen Luftfahrt seien die staatlichen Programme derzeit besonders wichtig, erklärte Faury. „Unsere zivile Produktion mussten wir wegen Covid zurückfahren, im Verteidigungsbereich lief es dagegen unvermindert weiter“, sagte er. Eine stabile Beschaffungspolitik in der Verteidigung sei damit wichtiger denn je für die Unternehmen und Beschäftigten. „Nur so lässt sich die Zukunft von High-Tech-Standorten wie Manching sicherstellen“, sagte Faury.

    Kramp-Karrenbauer: „Standort Manching ist eine tragende Säule für ganz Deutschland“ 

    Kramp-Karrenbauer und Parly waren in Manching mit einem deutschen Regierungs-Airbus gelandet. Die Ministerinnen trafen sich mit Airbus-Mitarbeitern und gaben am Ende ein Bekenntnis zu Manching und den gemeinsamen Rüstungsprojekten ab. Der Standort Manching sei „industriell eine tragende Säule für die Region, für ganz Bayern, ja für Deutschland“, sagte Kramp-Karrenbauer. Sie wisse um die schwierige Situation der zivilen Luftfahrt. „Umso wichtiger ist es, dass wir in der militärischen Sparte nicht nachlassen, in der Projekte langfristige Engagements bedeuten“, sagte sie.

    Der Eurofighter ist derzeit das modernste Flugzeug der Bundeswehr. Gleichwohl läuft längst die Entwicklung für einen Nachfolger: Deutschland und Frankreich entwickeln
    Der Eurofighter ist derzeit das modernste Flugzeug der Bundeswehr. Gleichwohl läuft längst die Entwicklung für einen Nachfolger: Deutschland und Frankreich entwickeln Foto: Bernd Wüstneck, dpa

    Kramp-Karrenbauer zeigte sich zuversichtlich, dass zugunsten von Airbus Defence & Space demnächst drei wichtige Vorhaben vorangebracht werden können: Erstens stehe Anfang November im Parlament die Entscheidung über die Ersatzbeschaffung von 38 Eurofightern an. Sie sollen die erste Generation der Maschinen ersetzen. Zweitens wolle man FCAS zusammen mit Frankreich und dem 2019 hinzugekommenen Partner Spanien vorantreiben. Und drittens zeigte sie sich zuversichtlich, dass der Kauf einer unter industrieller Führung von Airbus entwickelten Drohne – der sogenannten „Eurodrohne“ – vorankommt: „Ich hoffe, dass es gelingen wird, das Projekt Eurodrohne in den nächsten Wochen mit den Partnern abzusprechen“, sagte sie. Parly fügte hinzu, dies könne bis Ende des Jahres gelingen.

    Verteidigungsministerin Parly: „Solche Projekte finden nur alle 40 bis 50 Jahre statt“

    Die französische Verteidigungsministerin schwärmte zudem von den Beschäftigten, die sie in Manching getroffen hat: „Hier gibt es viele junge Talente voller Leidenschaft für ihre Arbeit“, sagte sie und betonte die Chance, die in FCAS und der deutsch-französischen Zusammenarbeit liegt: „Solche Projekte finden nur alle 40 bis 50 Jahre statt – es sind Ausnahmeprojekte“.

    Auch Brandl, der Parly auf der Münchner Sicherheitskonferenz getroffen und nach Manching eingeladen hatte, sieht durch FCAS beide Länder enger zusammenrücken. „Ein großer Teil der Sicherheit Frankreichs wird jetzt in Manching entwickelt – genauso, wie für die Sicherheit Deutschlands jetzt in Frankreich gearbeitet wird“, sagt der Abgeordnete.

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