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Machtkampf bei Roboterhersteller: Jetzt setzt auch "Rambo" Kuka unter Druck

Machtkampf bei Roboterhersteller

Jetzt setzt auch "Rambo" Kuka unter Druck

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    Kuka baut in Augsburg Roboter.
    Kuka baut in Augsburg Roboter. Foto: Stefan Puchner (dpa)

    Von Stefan Stahl, Augsburg/New York

    Der Führung des Augsburger Roboter- und Automatisierungs-Konzerns Kuka bleibt nichts erspart. Nachdem der Großaktionär Grenzebach aus dem kleinen nordschwäbischen Ort Hamlar die Unternehmens-Lenker stürzen will, macht auch der zweitgrößte Anteilseigner Druck.

    Dahinter steckt der US-Investor Guy Wyser-Pratte (69). "Der Rambo der Kapitalmärkte", wie ihn das Manager-Magazin taufte, ließ verlauten, er teile die Kritik des mit 29,21 Prozent an Kuka beteiligten Aktionärs Grenzebach. Der Umbau der Firma gehe zu langsam voran, bemängelte er.

    Wyser-Pratte besitzt 9,7 Prozent an dem schwäbischen Unternehmen. Wie die Grenzebach-Führung stößt sich der Spekulant daran, dass Kuka im vergangenen Geschäftsjahr immer noch rund 70 Prozent des Umsatzes mit der Autoindustrie gemacht habe. Die Branche unterliegt enormen Schwankungen. In der Wirtschaftskrise wurde der Motor der PS-Firmen abgewürgt.

    Die ungeduldigen Investoren fordern, Kuka solle schneller Geschäftsfelder wie die Solarindustrie, die Medizintechnik und die Airportlogistik ausbauen. Hier hätten die Vorstände zu zögerlich gehandelt, was die Kritisierten vehement zurückweisen.

    Wyser-Pratte will auch in den Aufsichtsrat, das Kontrollgremium der Augsburger Aktiengesellschaft, einziehen. Als echte Kampfansage an das bisherige Management um Horst Kayser und Matthias Rapp wird die Unterstützung des Amerikaners für den Grenzebach-Vertrauten Till Reuter angesehen, der für den Aufsichtsratsvorsitz kandidieren soll.

    Der bayerische Großinvestor hat dazu eine außerordentliche Hauptversammlung beantragt. Ziel ist, den bisherigen Chef des Kontrollgremiums, Rolf Bartke, abzulösen. Letzteren bezeichnete Wyser-Pratte bisher als "seinen Freund", wie ein Insider berichtet.

    Bei einem Gespräch mit Journalisten sagte Bartke am Freitag: "Ich hatte zu Wyser-Pratte ein gutes Verhältnis." Der Noch-Aufsichtsrats-Chef machte jedoch deutlich, dass er es für falsch halte, was der US-Investor in den letzten Wochen betreibt.

    Bartke ("Wir haben uns nichts vorzuwerfen") lehnte zum jetzigen Zeitpunkt einen Rücktritt ab. Anders liege der Fall, wenn Grenzebach die Beteiligung an Kuka auf über 30 Prozent erhöht und damit den restlichen Aktionären ein Übernahmeangebot machen muss. Ein solches Vorgehen lehnt der mittelständische Investor aber ab. Kein Wunder, das fränkische Familien-Unternehmen Schaeffler hat mit dem allzu kostspieligen Manöver schlechte Erfahrungen im Übernahmekampf um den Konkurrenten und Autozulieferer Conti gemacht.

    Für die Kuka-Topleute Kayser und Rapp wird es eng. Das Unternehmen sieht sich gezwungen, vorsorglich Ausschau nach neuen Vorständen zu halten. Der angeschlagenen Führungsspitze stehen zwei mächtige Gegner gegenüber: Grenzebach, der Noch-David aus der Provinz, lässt keinen Zweifel daran, zu einem Goliath aufsteigen zu wollen. Die Firmeninhaber verfolgen eine langfristige Strategie. Sie wollen etwa die bestehende Zusammenarbeit des Maschinenbau-Unternehmens Grenzebach und Kuka in der Solarindustrie verstärken.

    Den Firmen-Inhabern aus dem rund 40 Kilometer nördlich von Augsburg gelegenen Betrieb geht es nicht um die kurzfristige Steigerung des schon lange unbefriedigenden Aktienkurses von zuletzt rund elf Euro.

    Wyser-Pratte denkt hier ganz anders. Es ist schon lange an Kuka beteiligt und hat es versäumt, bei Werten um 30 Euro auszusteigen und eine Menge Geld zu verdienen. Er sitzt auf heißen Kohlen, schließlich besteht sein Geschäftskonzept als "Firmenjäger" darin, in unterbewertete Aktiengesellschaften einzusteigen. Das geschieht zunächst im Stillen. Er schleicht sich an, macht seine Eroberung nach einer Weile öffentlich und versucht das Management unter Druck zu setzen, um die Rendite sowie damit den Börsenkurs zu erhöhen.

    Nach dem gleichen Prinzip ging der einstige Soldat (er diente bei den U.S. Marine Corps) schon bei der IWKA AG vor. Die Ironie der Geschichte will es, dass aus dieser Dachgesellschaft die Kuka AG hervorging.

    Es war Wyser-Pratte, der mit seinem massiven Druck das einstige Management zwang, die Verpackungssparte zu verkaufen und sich auf die in Augsburg sitzenden Konzernbereiche Robotik und Automatisierung zu konzentrieren. Nun startet er einen neuen Angriff. Die außerordentliche Hauptversammlung im Herbst dieses Jahres dürfte zu einem Showdown werden.

    Der Zwei-Meter-Mann Wyser-Pratte hat eine Vorliebe für kriegerische Sprache. Den Managern eines französischen Unternehmens, denen er einst heftig zusetzte, rief der Zocker zu: "Wacht auf und riecht das Napalm." Mit dem Verweis auf die Brandwaffe habe er den ihren Job schlecht ausübenden Führungsleuten klargemacht, "dass es nun hässlich wird".

    Auf Augsburg kommt eine Hauptversammlung zu, wie sie die Stadt in dieser Form wohl noch nicht erlebt hat. Hollywood könnte vorübergehend am Lech Einzug halten.

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