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Augsburg: MAN Diesel & Turbo setzt auf Gas

Augsburg

MAN Diesel & Turbo setzt auf Gas

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    Bei MAN Diesel & Turbo Augsburg wird ein Dieselmotor mit einem Gewicht von 110 Tonnen durch die Produktionshallen transportiert. Archivbild: Silvio Wyszengrad
    Bei MAN Diesel & Turbo Augsburg wird ein Dieselmotor mit einem Gewicht von 110 Tonnen durch die Produktionshallen transportiert. Archivbild: Silvio Wyszengrad

    René Umlauft hat sich einen Helm aufgesetzt und gegen den Lärm Stöpsel in die Ohren gedrückt. Es dröhnt, der Boden vibriert. Der Chef der MAN-Sparte Diesel & Turbo muss sich an die gleichen Regeln halten wie die Besuchergruppe. Zufrieden blickt Umlauft auf den stockwerkhohen Motor, der auf dem Werksgelände in Augsburg Probe läuft. Es ist diese Kraftmaschine, die in die Zukunft des Unternehmens weisen soll. Der Motor kann später in Kraftwerken zum Einsatz kommen. Das Besondere: Er läuft mit Gas. Seit September 2011 steht die Neuentwicklung auf dem Prüfstand in den Backsteinhallen unweit des Lechs. Das Aggregat leistet mehr als zehn Megawatt und vermeidet gegenüber einem Dieselmodell ein Viertel an CO2-Emissionen und 80 Prozent Stickoxid.

    Umstellung von Schweröl und Diesel auf Gas

    Gas ist für den Chef von MAN Diesel & Turbo deshalb der Kraftstoff der kommenden Jahre. „Auch in Schiffen wird Gas zunehmend zum Einsatz kommen“, sagte er bei einem Rundgang. Die Umstellung von Schweröl und Diesel auf Gas ist für MAN einer der „Megatrends“. Immer mehr setzen sich bereits Motoren durch, die mit beiden Kraftstoffen laufen müssen – mit Gas und mit Öl, erklärte der Manager.

    Umlauft, ein gebürtiger Berliner, ist in diesen Tagen 48 Jahre alt geworden. Seit knapp über einem Jahr steht er an der Spitze der Schiffs- und Großmotorensparte. 2011 kam er nach Augsburg, nachdem sein Vorgänger in den Sog einer Schmiergeldaffäre geraten war. Der promovierte Diplomingenieur hatte zuvor bei Siemens gearbeitet, wo er für erneuerbare Energien verantwortlich war. Umlauft möchte MAN Diesel & Turbo für die Zukunft rüsten. „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“, sagte er. Er weiß um die Überkapazitäten an Frachtern auf den Weltmeeren, weiß um den Preisdruck, der in der Branche herrscht. Ab dem Jahr 2016 müssen zudem neue Schiffsmotoren deutlich strengere Abgasvorschriften erfüllen. Ein Thema, das derzeit die Großmotorenhersteller umtreibe: „Da arbeiten alle daran“, sagte Umlauft.

    Auszubildende von Manroland übernommen

    Angesichts der gedämpften Marktlage ist Umlauft vorsichtig – auch was den Standort Augsburg betrifft. „In den letzten 18 Monaten haben wir hier rund 600 Leute eingestellt“, sagte er. Rund 4000 Beschäftigte arbeiteten nun am Diesel-&-Turbo-Stammsitz. Dabei soll es erst einmal bleiben: „Es gibt Standorte, an denen wir jede weitere Neueinstellung einzeln prüfen“, sagte Umlauft. Dazu gehöre Augsburg. Dort habe man nach der Insolvenz des Druckmaschinenherstellers Manroland zudem alle Auszubildenden übernommen. „Wir wollen sehen, ob wir sie nach der Lehre einstellen können.“ Eine Garantie habe man aber nicht abgegeben.

    Den Standort sieht der Manager gut gerüstet: „Wir haben eine gute Auslastung für die nächsten sechs Monate“, sagte Umlauft. Das Augsburger Werk profitiere davon, dass der Serviceanteil am Geschäft sehr groß sei, beispielsweise die Wartung von Motoren. „In der Fertigung und der Gießerei ist die Auslastung aufgrund der geringeren Anzahl an Aufträgen im Marinebereich geringer.“

    Neuer Auftrag aus Brasilien

    Umlauft blickt optimistisch in die Zukunft: Er setzt darauf, den Umsatz von 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2011 auf 3,7 Milliarden Euro steigern zu können. Die Umsatzrendite sieht er für dieses Jahr im gut zweistelligen Bereich. Chancen bestehen für ihn vor allem im Service. In Indien und Afrika erkennt er Wachstumsmärkte, gerade wenn es dort um den Aufbau einer dezentralen Energieversorgung geht. Aus Brasilen hat man eben erst einen Auftrag im Wert von 40 Millionen Euro zur Lieferung von 17 Kraftwerksmotoren bekommen. Mittelfristig sieht Umlauft auch die Nachfrage nach Schiffsmotoren deutlich anziehen.

    Und an noch einer Baustelle ist Umlauft zuversichtlich: MAN muss nach der Übernahme durch VW in den Konzern integriert werden. „Ich erlebe, dass Interesse an MAN Diesel & Turbo besteht“, sagte er. Derzeit suche man Synergien, beispielsweise im weltweiten Vertrieb. Aber auch in technischen Fragen wie der Abgasreinigung bestehe Potenzial zur Zusammenarbeit.

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