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Luftverkehr: Condor sucht einen neuen Besitzer

Luftverkehr

Condor sucht einen neuen Besitzer

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    Bei der Fluglinie Condor gibt es schon seit einigen Monaten Gespräche mit potenziellen Investoren.
    Bei der Fluglinie Condor gibt es schon seit einigen Monaten Gespräche mit potenziellen Investoren. Foto: Marcel Kusch, dpa (Archiv)

    Mit einem 380-Millionen-Euro-Kredit will die Bundesregierung die Condor-Airline in der Luft halten. Doch bevor das Tochterunternehmen des insolventen britischen Konzerns Thomas Cook das Geld ausgeben kann, muss diese Beihilfe von der Brüsseler EU-Kommission genehmigt werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

    Wie ist der aktuelle Stand?

    Eine Sprecherin der Brüsseler EU-Kommission bestätigte am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion, dass man „in engem und konstruktivem Kontakt mit den deutschen Behörden“ stehe. Es ist üblich, dass die Behörde zu laufenden oder beginnenden Verfahren keine detaillierten Auskünfte gibt.

    Wie groß sind denn die Chancen, dass die Kommission den Kredit billigt?

    Das hängt von der genauen Gestaltung des Kreditwunsches ab. Für die EU-Behörde geht es vor allem darum, dass solche staatlichen Rettungsmaßnahmen den Wettbewerb auf dem Binnenmarkt nicht verfälschen. Deshalb wird zuerst geprüft, ob ein Unternehmen wirklich alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft hat, sich aus eigener Kraft zu sanieren. Wenn das der Fall ist, werden üblicherweise verschiedene Auflagen erlassen, die bei der Kreditvergabe zu beachten sind.

    Welche Auflagen sind das?

    Zum einen müssen die staatlichen Beihilfen begrenzt sein. Sie dürfen also nicht zu einer dauerhaften Subventionierung führen. Zum Zweiten muss ein Rettungsplan vorgelegt werden, der alle Einzelschritte umfasst. Denn das Darlehen darf nicht in voller Höhe ausgezahlt werden, sondern nur in mehreren Tranchen.

    Was bedeutet das?

    Es gibt Parallelen zur Abwicklung von Air Berlin im vergangenen Jahr. Damals wurde die Gesellschaft verpflichtet, jede Woche einen Nachweis vorzulegen, um den Liquiditätsbedarf zu belegen. Jede Rate wurde erst dann freigegeben, wenn die vorherige aufgebraucht war. Da Rettungs- und Abwicklungsbeihilfen aus Sicht der EU-Kommission gleich zu bewerten sind, dürfte man auch im Fall Condor ein ähnliches Verfahren wählen.

    Warum macht Brüssel das so kompliziert?

    Die Kommission sagt: Rettungs- und Umstrukturierungskredite zählen zu den Beihilfearten, die den Wettbewerb am stärksten verfälschen. Denn es müsse verhindert werden, dass durch die Unterstützung für eine in Schwierigkeiten geratene Airline andere in Mitleidenschaft gezogen werden.

    Condor braucht schnell frisches Geld. Wann ist mit einer Entscheidung der Kommission zu rechnen?

    Üblicherweise haben solche akuten Verfahren absoluten Vorrang. In Brüssel heißt es dazu, man werde sich innerhalb weniger Wochen äußern. Im Fall Air Berlin war das auch so. Die Bitte um einen Kredit zur Abwicklung (es ging damals um 150 Millionen Euro) wurde am 15. August gestellt. Bereits am 4. September lag die Genehmigung Brüssels vor.

    Wie geht es für Condor mit der Finanzierung im Rücken weiter?

    Die Condor-Führung ist auf der Suche nach einem neuen Eigentümer. „Wir sind in den letzten zwei Tagen bereits in Gesprächen mit solventen interessierten Parteien“, sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup. Jetzt gehe es darum, ob und mit wem man in intensivere Verhandlungen einsteige, sagte er. „Bei einem solchen gesunden Unternehmen würde es mich wundern, wenn es nicht eine Reihe von Interessenten gäbe.“ Nach seiner Darstellung beginnen die Gespräche nicht bei null. Schließlich habe Thomas Cook seine Airlines bereits im Februar zum Verkauf gestellt. „Wir hatten in der Zeit schon intensive Kontakte.“

    Welche Folgen hat die Thomas-Cook-Pleite noch?

    Knapp drei Tage nach dem Mutterunternehmen hat auch der Veranstalter Thomas Cook Deutschland, zu dem unter anderem die Marken Neckermann, Öger Tours und Bucher Reisen gehören, einen Insolvenzantrag gestellt. Etwa 120000 Urlauber sind nach Angaben von Geschäftsführerin Stefanie Berk noch mit dem Unternehmen unterwegs. Das Auswärtige Amt erwartet keinen Massenandrang von im Ausland festsitzenden Urlaubern aus Deutschland. In den betroffenen Tourismusregionen sei die Zahl der Mitarbeiter in den Auslandsvertretungen aber verstärkt worden, sagte ein Sprecher.

    Wie geht es nun weiter?

    Thomas Cook Deutschland strebt mit der Insolvenz eine Sanierung an. Es soll verhindert werden, dass das Unternehmen Teil der Insolvenzmasse des britischen Mutterkonzerns wird. „Ziel einer Sanierung ist es, das profitable, aber schon länger durch das schwache Geschäft von Thomas Cook in Großbritannien und den Brexit belastete Geschäft des deutschen Veranstalters selbstständig fortzuführen“, hieß es. Die Firma beschäftigt in Deutschland etwa 2000 Mitarbeiter. „Wir glauben an die Sanierungsfähigkeit der Company“, sagte Berk. (mit dpa)

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