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Luftverkehr: Berlins Flughafen geht noch später in Betrieb

Luftverkehr

Berlins Flughafen geht noch später in Betrieb

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    Der neue Flughafen Berlin Brandenburg wird nicht planmäßig am 3. Juni eröffnet. Foto: Bernd Settnik dpa
    Der neue Flughafen Berlin Brandenburg wird nicht planmäßig am 3. Juni eröffnet. Foto: Bernd Settnik dpa

    Jetzt einen kühlen Kopf bewahren – wenn Politiker so reden, sind sie in höchster Not. So wie Klaus Wowereit und Matthias Platzeck, die gestern eine ihrer größten Blamagen eingestehen müssen. Schon wieder verschieben die Länderchefs den Start des Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg – vier Wochen vor der geplanten Eröffnung. „Ich bin stocksauer“, sagt Platzeck.

    Das Vorzeigeprojekt der beiden SPD-Politiker hatte ohnehin schon viele Schrammen. Nun ist es richtig demoliert. Und ob der Airport ein wirtschaftliches Glanzstück wird, ist derzeit auch unsicher. Denn der Hauptkunde Air Berlin ist in schweren Turbulenzen, die versprochenen Arbeitsplätze lassen auf sich warten und der Protest der lärmgeplagten Anwohner lässt nicht nach.

    Keine Chance beim TÜV

    Ende Mai schon wollte die Kanzlerin vor Tausenden geladenen Gästen in Schönefeld Berlins und Brandenburgs neues Tor zur Welt symbolisch aufstoßen. Es soll den schäbigen früheren DDR-Zentralflughafen nebenan ablösen und auch den überlasteten Flughafen Tegel – die „vereinigten Hüttenwerke“, wie Flughafenchef Rainer Schwarz einmal spottete. Nun muss er lebensverlängernde Maßnahmen für die abgehalfterten Airports verkünden.

    Denn an der Berliner Stadtgrenze kommt der 2,5 Milliarden Euro teure „modernste Flughafen Europas“, wie die Betreiber werben, nicht durch den TÜV. Die Brandschutzanlage sei noch nicht weit genug, heißt es. Der Festakt mit Kanzlerin fällt aus und wenn dann im August vielleicht doch die erste Maschine abhebt, soll die Feier kleiner sein, wie Wowereit sagt.

    Wowereit fehlt die Phantasie

    Man ist kleinlaut geworden. Die böse Überraschung kam über Nacht, wenn man den SPD-Politikern glaubt, die mit dem Willy-Brandt-Airport ihrem politischen Großvater Willy Brandt ein Denkmal setzen wollen. Warum der Aufsichtsrat das so spät erfährt? Dafür fehle ihm die Phantasie, sagt Wowereit als Chef des Kontrollorgans. Die Geschäftsführung hatte noch vor zwei Wochen ausweichend auf Journalistenfragen nach dem Brandschutz geantwortet. Die nötigen Abnahmen der Behörden für Gebäude und Betriebsabläufe würden rechtzeitig erteilt, hieß es. Nun bleibt Geschäftsführer Schwarz nur, um Entschuldigung zu bitten.

    Wo bleiben die versprochenen 40 000 Arbeitsplätze?

    Der Hauptstadtflughafen scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Eigentlich sollte Deutschlands drittgrößter Flughafen schon seit einem halben Jahr in Betrieb sein. Doch nach Pleiten von Planungsfirmen und neuen Sicherheitsvorschriften musste der Start schon einmal verschoben werden. Je näher nun der neue Termin 3. Juni rückte, umso häufiger kam die Frage, wo denn die versprochenen 40 000 Arbeitsplätze bleiben.

    Sicher ist: Am BER – so das internationale Kürzel für den Airport – werden 20 000 Menschen arbeiten, 2000 bis 3000 mehr als an den alten Airports. Hinzu rechnen die Landesregierungen 9000 weitere Jobs im Umfeld. Mehr ist bislang nicht in Sicht.

    Streit um Flugrouten

    Eineinhalb Jahre stand der Neubau außerdem völlig im Schatten des Streits um die Flugrouten, deren tatsächliche Dimension die Landesregierungen jahrelang im Dunkeln gelassen hatten. Nun ist der Widerstand rund um den Flughafen mitten im Berliner Speckgürtel umso größer. Für viele ist es nur noch der „ProblemBER“. Burkhard Fraune und Bernd Röder, dpa

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