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Luftfahrtmesse in Le Bourget: Airbus, A350 und neue Concorde: Wieder zu spät und voller Träume

Luftfahrtmesse in Le Bourget

Airbus, A350 und neue Concorde: Wieder zu spät und voller Träume

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    Die neue Concorde? Das ist die Konzeptstudie "ZEHST" der EADS-Tochter Airbus.
    Die neue Concorde? Das ist die Konzeptstudie "ZEHST" der EADS-Tochter Airbus. Foto: EADS

    Die Manager des europäischen Flugzeugherstellers Airbus blicken mit gemischten Gefühlen auf die am Montag in Le Bourget bei Paris beginnende Luftfahrtmesse. Einerseits rechnen die Verantwortlichen mit einer Fortsetzung des Auftragssegens, andererseits setzt sich die Pannenserie bei dem deutsch-französisch-spanischen Unternehmen fort. So verschob der Konzern vor dem Start der weltgrößten Branchenmesse erwartungsgemäß die Auslieferung der Kurz- und Langversion des neuen Flugzeuges A350 um jeweils zwei Jahre.

    Airbus-Manager Fabrice Brégier bestätigte Berichte, wonach die Leistung der Langversion A350-1000 auf Kundenwunsch durch neue Triebwerke von Rolls-Royce erheblich gesteigert wird. Die Grundversion A350-900 soll nach wie vor ab Ende 2013 ausgeliefert werden. Die längere Variante werde erst Mitte 2017 zur Verfügung stehen, die kleinere Schwester A350-800 solle zwei Jahre später bei den Kunden sein – Mitte 2016. Am Airbus A350 arbeiten in unserer Region mehrere Werke mit. In Augsburg liefert vor allem das zum EADS-Konzern gehörende Unternehmen Premium Aerotec wichtige Bauteile. Für Türen und Tore des Flugzeuges zeichnet Eurocopter (Donauwörth) verantwortlich.

    Der Airbus-Mutterkonzern EADS zeigt sich optimistisch, dass die Nachfrage nach seinen Flugzeugen stark anziehen wird. Das gilt auch für den lange von diversen Verspätungen und Mehrkosten geplagten Militärtransporter A400 M, von dem EADS in den nächsten 30 Jahren bis zu 500 Exemplare verkaufen will. Eine Maschine wird heute bei der Eröffnung der Air Show durch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy einen Überflug machen, danach aber nur noch am Boden zu besichtigen sein. Der Grund: Die Show-Flüge der A 400 M wurden abgesagt, nachdem das Anzeigegerät einer anderen Testmaschine eine Anomalie im Getriebe eines Triebwerks angezeigt hatte.

    In den vergangenen Wochen hatten sich bereits neue Großaufträge für die spritsparende Neuauflage des Airbus-Mittelstreckenfliegers A 320 neo angekündigt, der im Herbst 2015 erstmals ausgeliefert werden soll. „Die A320 neo hat sich in nur sechs Monaten zu einem Kassenschlager entwickelt – das wird auch die Air Show zeigen“, sagte EADS-Chef Louis Gallois.

    Auch Konkurrent Boeing setzt auf ein Anziehen der Bestellungen und schickte seine neue Langversion des Jumbos, die B747-8, nach Paris. Die am Sonntag gelandete Maschine steht in Konkurrenz zum Riesen-Flieger von Airbus, der A380. EADS sieht sich bei dem doppelstöckigen Flugzeug im Plan. Die Produktion soll ab 2014/15 kostendeckend sein, sagte Gallois. Die Dauer der Endmontage sei innerhalb von zwei Jahren von 14 auf zehn Monate verkürzt worden. In diesem Jahr sollen 25 Exemplare des Jets die Werkshallen verlassen.

    Den Sparkurs vieler europäischer Staaten beim Verteidigungsetat will EADS mit einem verstärkten Engagement in Schwellenländern wie Indien und im Sicherheitsbereich wie der Absicherung gegen Internet-Piraterie ausgleichen. „Der Sicherheitsmarkt wird in den kommenden Jahren explodieren. Cyber-Crime ist ein Problem, aber Probleme schaffen Märkte“, sagte Gallois, der Zukäufe und Partnerschaften in den USA und anderen Ländern ankündigte.

    Verspätungen wie jetzt wieder beim A350 gehören seit Jahren zum Alltag des europäischen Flugzeugbauers. Die Ingenieure des Unternehmens lassen sich davon aber nicht entmutigen. Ihr jüngster Traum heißt „ZEHST“: ein superschneller Verkehrs-Jet für bis zu 100 Passagiere, der in 32 Kilometern Höhe mit mehr als 4200 Stundenkilometern fliegen soll. Diese Maschine könnte die Nische füllen, die im Passagiertransport seit dem Ende der Concorde besteht.

    Mit einer Kombination von drei verschiedenen Antrieben solle das neue Flugzeug auch ökologischen Anforderungen genügen, kündigen die Entwickler an. Seit 2006 arbeiten EADS-Ingenieure im Auftrag von Franzosen und Japanern an dem Konzept. „Alle technischen Probleme sind lösbar“, sagte EADS-Chef Gallois am Wochenende bei einer Präsentation im Vorfeld der Schau in Le Bourget.

    Der Überschall-Jet „ZEHST“ (Zero Emission High Supersonic Transport) zielt auf Geschäftsleute, die morgens zur Konferenz nach New York jetten, um abends wieder zurück zu sein. Und so könnte das technische Wunderwerk funktionieren: Starten soll der Flieger mit einem von Biosprit betriebenen Turbojet bis auf fünf Kilometer Höhe, wo dann für ein paar Minuten seine Raketentriebwerke zünden. Die Beschleunigung soll für die Passagiere kaum spürbar sein. Dann übernehmen spezielle Triebwerke den Antrieb, die bislang nur bei Raketen angewendet werden. Diese Technik nutzt die Strömungsgeschwindigkeit der Luft und funktioniert nur bei hohen Geschwindigkeiten.

    Zur Landung gleitet der Jet in tiefere Sphären wie ein Segelflugzeug, bevor die Turbojets wieder angestellt werden. Wie EADS-Chefentwickler Jean Botti die Chancen des Entwurfs einschätzt? „Alles hängt von den Kosten ab – und ob sich jemand findet, der sie trägt“, meint er. Das gilt auch für andere Konzepte aus seiner Abteilung, wie dem X3-Helikopter. Dabei handelt es sich um einen Zwitter aus Hubschrauber und Flugzeug, der in der Erprobung beachtliche 430 Stundenkilometer schnell flog.

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