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Luftfahrt: Warum Piloten oft unnütze Umwege fliegen müssen

Luftfahrt

Warum Piloten oft unnütze Umwege fliegen müssen

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    Am Himmel über Europa geht es normalerweise so eng zu, dass pro Flug im Schnitt 42 Kilometer Umweg geflogen werden.
    Am Himmel über Europa geht es normalerweise so eng zu, dass pro Flug im Schnitt 42 Kilometer Umweg geflogen werden. Foto: Ina Fassbender, dpa (Symbolfoto)

    Am europäischen Himmel herrscht (fast) gähnende Leere. Das ist die Situation – verursacht durch die Reisebeschränkungen infolge des Coronavirus. Der Normalzustand sieht anders aus: Auf den Luftstraßen über Europa ist mehr los als auf mancher Bundesautobahn im Feierabendverkehr. Die Folge: Auf sechs Milliarden Euro wird der finanzielle Schaden durch die Verspätungen allein 2019 beziffert. Der Grund: Europas Luftverkehr funktioniert nach völlig veralteten Regeln. Die Zukunft: In Brüssel hat die EU-Kommission am Dienstag einen neuen Anlauf unternommen, um das Problem anzugehen.

    Kommissarin Adina Valean: Flugzeuge fliegen manchmal Zickzack

    Die Lösung heißt SES, Single European Sky. Zu Deutsch: einheitlicher europäischer Luftraum. Die Zeit dafür scheint günstig. Denn inzwischen gibt es den europäischen Green Deal – und der sieht vor, die Airlines am Emissionshandel zu beteiligen. Das hätte Wirkung, wie EU-Verkehrskommissarin Adina Valean am Dienstag erläuterte: „Flugzeuge bewegen sich manchmal im Zickzack zwischen den Luftraumblöcken, wodurch die Emissionen zunehmen.“ Der CSU-Politiker Markus Ferber, der viele Jahre für die Verkehrspolitik im EU-Parlament zuständig war, brachte es auf diese Faustformel: „Zehn Prozent kürzere Strecke bedeutet zehn Prozent weniger Schadstoffausstoß.“

    Die Lufthansa hat die heutige Situation am europäischen Himmel in Zahlen und Daten zusammengetragen: Der Pilot eines Jets, der von Brüssel nach Rom fliegt, muss sich neunmal an- und abmelden und dabei erhebliche Umwege in Kauf nehmen. Denn Europa ist – so die Kranich-Airline – nach wie vor in 60 Flugverkehrszentren mit 650 Sektoren aufgeteilt. Diese arbeiten mit 22 Betriebssystemen in 30 Programmiersprachen.

    Jeder Lotse muss bis zu 480 Flüge pro Schicht bearbeiten. Das treibt die Kosten auf rund 580 Euro je Flug hoch. Diesen Berechnungen zufolge fliegen Europas Jets etwa 300 Millionen Kilometer pro Jahr an Umwegen, das sind pro Flug im Schnitt etwa 42 Kilometer – und das nur, weil die Flugsicherung nicht nach einheitlichen Maßstäben funktioniert. Allein die Lufthansa spricht von unnötigem Treibstoff-Verbrauch, mit dem man pro Woche einen voll beladenen Flieger von Frankfurt nach New York und wieder zurück pendeln lassen könnte.

    Pro Flug im Schnitt 42 Kilometer Umweg

    Diese Analyse ist – wohlgemerkt – von 2013. Seitdem wird bereits über einen einheitlichen europäischen Luftraum debattiert. Getan hat sich wenig. Das lag vor allem an einem Streit zwischen Großbritannien und Spanien über den Status des Airports Gibraltar. Nachdem das Vereinigte Königreich der EU seit Jahresbeginn nicht mehr angehört, soll die Reform nun in die Tat umgesetzt werden. Aus einem Flickenteppich der über 60 nationalen Kontrollbehörden sollen neun „funktionale Luftraumblöcke“ werden: Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg und Schweiz wären einer davon.

    Zusätzlich will Brüssel den Markt für Daten- und Kartendienste liberalisieren. All das könnte helfen, die Kosten zu drücken, die Flugzeiten zu verkürzen und die CO2-Emissionen zu senken. Die Europäische Luftfahrtbehörde EASA soll ebenso wie Eurocontrol ausgebaut und verstärkt werden.

    Und dann kommen noch Drohnen und Flugtaxis dazu

    Allerdings hat Brüssel nicht nur den zügigeren und emissionsärmeren Flugverkehr im Sinn. Man will am Himmel auch Platz für den „unbemannten Flugverkehr“ in Form von Drohnen schaffen. Die sollen künftig in den Passagier- und Frachtverkehr integriert werden. Es sind vor allem Paketzusteller und andere Dienstleister, die Mini-Flieger steigen lassen möchten. Hinzu kommt: Auch wenn die Pandemie den Luftverkehr derzeit am Boden hält, rechnen Experten bis 2037 mit einer Verdoppelung der Passagierzahlen aus der Hochzeit vor dem Coronavirus. Das würde das Fassungsvermögen des EU-Luftraums in der bisherigen Form sprengen.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Noch viel Luft (nach) oben

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