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Luftfahrt: EADS-Chef will noch mehr Jobs abbauen

Luftfahrt

EADS-Chef will noch mehr Jobs abbauen

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    Das Logo des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS. „Um weitere Kosten- und Personalreduzierungen werden wir nicht umhinkommen“, kündigt EADS-Chef Thomas Enders an.
    Das Logo des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS. „Um weitere Kosten- und Personalreduzierungen werden wir nicht umhinkommen“, kündigt EADS-Chef Thomas Enders an. Foto: EADS/Dannenberg (dpa)

    Thomas Enders teilt nach allen Seiten aus. Er kritisiert. Er warnt. Er droht. Der Chef des europäischen Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsunternehmens hat sich an diesem Montag nach Wochen, in denen es ruhiger um ihn wurde, lautstark zurückgemeldet. So kündigte der Manager für die Rüstungssparte des Konzerns, die den Namen Cassidian trägt, „harte Maßnahmen“ an.

    Begründung für den Stellenabbau: zurückgehende Auftragsvolumen

    Enders lässt keine Zweifel aufkommen: „Um weitere Kosten- und Personalreduzierungen werden wir nicht umhinkommen.“ Als Begründung verweist er auf die schrumpfenden Verteidigungsbudgets und insbesondere auf das zurückgehende Auftragsvolumen von deutscher Seite. Dabei nennt der 54-Jährige keine Details. Auch nach Recherchen unserer Zeitung in Unternehmens- und Aufsichtsratskreisen bleibt offen, wie viele der 23 000 Cassidian-Arbeitsplätze, darunter allein rund 10 700 in Süddeutschland, wegfallen könnten. Enders sagt nur: „Im Dezember werden wir Konkretes sagen können.“

    Bernhard Stiedl verärgert die Vorgehensweise des EADS-Chefs. Er betreut für die IG Metall Ingolstadt den großen Standort im oberbayerischen Manching. „Mir wäre es lieber, Herr Enders würde überlegen, wie man neue Produkte entwickelt und zusätzliche Aufträge gewinnt, als mit Personalabbau zu drohen“, meint der Gewerkschafter.

    IG-Metall-Sprecher: Fahrlässig "mit den Ängsten der Belegschaft zu spielen"

    Er betrachtet es als fahrlässig, „mit den Ängsten der Belegschaft zu spielen“. Manching ist der größte süddeutsche Rüstungsstandort von EADS. Dort arbeiten rund 5000 Frauen und Männer. Hier findet etwa die Endmontage des Kampfflugzeugs Eurofighter und die Wartung von Militärflugzeugen statt. In Manching ist man Leid gewohnt.

    Ein altes und noch immer laufendes Restrukturierungsprogramm sieht dort schon den Abbau von 220 Stellen vor. Nach diesem Plan sollen im gesamten Rüstungsbereich etwa 850 Arbeitsplätze in Management- und Verwaltungsfunktionen wegfallen.

    EADS-Krise: auch der Standort Ulm ist betroffen

    Das trifft auch das Werk in Ulm, die Radarhochburg des EADS-Konzerns und zweitgrößten süddeutschen Cassidian-Standort. Dort sind 2800 Mitarbeiter tätig, wobei 90 Arbeitsplätze auf der Streichliste stehen. In Unterschleißheim bei München, der Zentrale von Cassidian mit 1500 Beschäftigten, sind es sogar 170 Jobs. Auch das Werk in Friedrichshafen am Bodensee, wo 1400 Menschen auf der Gehaltsliste stehen, bleibt nicht verschont. Nach dem alten Abbauprogramm stehen hier 80 Arbeitsplätze zur Disposition.

    Die nicht zur Cassidian-Rüstungssparte, aber direkt und indirekt zu EADS gehörenden Luftfahrt-Standorte in Augsburg und Donauwörth sind von den Maßnahmen und den Drohungen des Konzern-Chefs nicht betroffen.

    Enders sendet aber nicht nur Botschaften in das Unternehmen hinein. Er kritisiert, warnt und droht auch in Richtung Berlin, wo derzeit die Bedingungen einer Großen Koalition ausgehandelt werden. So lässt der EADS-Boss die Verhandler wissen: „Was an den deutschen Cassidian-Standorten passiert, hängt im Wesentlichen von der Auftragslage in Deutschland ab.“ Seine Formel lautet: Sollte die Bundesregierung weiter im Rüstungsbereich sparen, müsse der Konzern  entsprechend Arbeitsplätze abbauen.

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