Vor der Sondersitzung des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn hat die Lokführergewerkschaft GDL vor einem lähmenden Führungschaos bei dem bundeseigenen Konzern gewarnt. „Die Bahn befindet sich in einem atemberaubend schlechten Zustand, so ein großes System gerät in den Stillstand, wenn im Vorstand keine Einigkeit herrscht“, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer Claus Weselsky unserer Redaktion.
GDL-Chef Weselsky: Bahnchef wird durch Berateraffäre gelähmt
Weselsky kritisierte die Rolle von Bahnchef Richard Lutz in der Affäre um fragwürdige Beraterverträge. „Der Bahnchef wird durch die Berateraffäre gelähmt, da kennen wir bislang nur die Spitze des Eisbergs“, betonte er. „In der Affäre sind viele Fragen unbeantwortet“, kritisierte der Gewerkschaftschef. „Dazu gehört auch, was der jetzige Vorstandsvorsitzende und frühere Finanzvorstand wusste. Das schwebt über allem.“
Der GDL-Chef kritisierte zudem die Informationspolitik von CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer in der Affäre: „Er hält die Dokumente über die Beraterverträge unter Verschluss. Die ganze Welt fragt sich, was steht da drin? Das muss eine tickende Zeitbombe sein.“ Dies passt für Weselsky nicht zum sonstigen Engagement Scheuers für die Bahn. „Ich habe in den vielen Jahren noch keinen Verkehrsminister erlebt, der sich so intensiv mit der Bahn befasst hat“, lobte er den CSU-Minister. „Er hat es auch geschafft, der Bahn viele Milliarden zusätzlich zu verschaffen“, sagte Weselsky. „Scheuer ist allerdings auch anfällig für PR-Termine und Überschriften“, fügte er hinzu.
Weselsky: Deutsche Bahn hat ineffiziente Strukturen
Der Lokführergewerkschaftschef kritisierte den Zustand Bahn: „Es sind ja nicht nur die schlechten Zahlen, es ist das tägliche Erleben von Hunderttausenden Reisenden“, sagte Weselsky. „Es werden Milliarden versenkt wegen ineffizienter Strukturen“, fügte er hinzu. „Wir haben zu viele Häuptlinge und viel zu wenig Indianer.“
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