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Leitartikel: Braucht Deutschland ein Maxi-Gehalt für gierige Manager?

Leitartikel

Braucht Deutschland ein Maxi-Gehalt für gierige Manager?

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    Kanzlerkandidat Martin Schulz bringt das Thema Spitzengehälter in den Wahlkampf. Dabei geht er teilweise aber sehr selektiv vor.
    Kanzlerkandidat Martin Schulz bringt das Thema Spitzengehälter in den Wahlkampf. Dabei geht er teilweise aber sehr selektiv vor. Foto: Markus Scholz, dpa

    Derzeit erwecken Sozialdemokraten den Eindruck, der Staat sei in der Lage, neben dem schon durchgepaukten Mindestlohn auch noch einen Maxi-Lohn einzuführen. Damit soll gierigen Managern der Kampf angesagt werden. SPD-Kanzlerkandidat Schulz hat das alte Thema geschickt ausgegraben, um gegenüber Kanzlerin Merkel noch mehr Profil zu gewinnen. Der Sozialdemokrat weiß, dass es in Deutschland viel mehr sich sozial benachteiligt fühlende Kassiererinnen als Millionen Euro verdienende Manager gibt.

    Deshalb versucht Schulz Konzerne mit gesetzlichen Daumenschrauben wie der verminderten Absetzbarkeit von Gehältern zu bewegen, Spitzensaläre zu begrenzen. Manager wählen schließlich selten SPD. Da ist es als Sozialdemokrat klüger, nach in ökonomischer Hinsicht pragmatischen Schröder-und-Gabriel-Zeiten die kleinen Leute wieder zu entdecken und ihnen das Gefühl zu geben, es denen da oben zu zeigen. Das gefällt SPD-Mitgliedern wie der Gewerkschafterin und früheren Putzfrau Susi Neumann, die Gabriel noch den Kopf gewaschen hat. Schulz umgarnt die Neumanns und legt sich lieber mit VW-Müllers, Siemens-Kaesers und Daimler-Zetsches an.

    Riesige Manager-Gehälter betreffen nur eine Minderheit

    Ein positiver Nebeneffekt der SPD-Strategie ist die Eindämmung der AfD, deren Erfolg neben Fremdenfeindlichkeit und Euro-Kritik auch auf dem Gefühl vieler beruht, nicht wie Manager von den Erfolgen der globalisierten Welt zu profitieren. Dabei erzeugt Schulz den irrigen Eindruck, zu hohe Gehälter seien ein zentrales Thema für die Zukunft Deutschlands.

    Dabei geht es nur um ein paar hundert Manager führender Aktiengesellschaften. Aber Politik funktioniert wie Journalismus gerade durch Symbole. Da passen Raffke-Manager – eine Mini-Minderheit im deutschen Unternehmerlager – perfekt ins Bild. Selbst CDU- und CSU-

    Doch die zu Recht als obszönempfundenen Jahreseinkommen von mehr als zehn Millionen Euro sind die Ausnahme. In der Regel führt die Spur hier zu einem Konzern, bei dem die gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Freunde von Schulz nach wie vor bärenstark sind. Denn ausgerechnet Volkswagen, also ein Riese, bei dem IG Metall und SPD über die Managergehälter mitbestimmen, steht im Mittelpunkt der öffentlichen Kritik.

    Schulz verschweigt Formalien zu den großen Abfindungen

    Dort hat Winterkorn als VW-Chef 2011 inakzeptable rund 17,5 Millionen Euro kassiert und soll heute eine Betriebsrente von etwa 3000 Euro pro Tag (!) bekommen. Dort erhielt die zu moralischen Aufräumarbeiten engagierte Ex-Verfassungsrichterin Hohmann-Dennhardt eine Abfindung von wohl mehr als zwölf Millionen. In solchen Fällen ist die Zustimmung des Aufsichtsrats erforderlich. Das verschweigt Schulz.

    So können sich Vertreter der Beschäftigten in den Kontrollgremien der Aktiengesellschaften bereits gegen Gehaltsexzesse wehren. Nur passiert das oft nicht, weil sich Kapital- und Arbeitnehmervertreter zu nah sind. Ehe versucht wird, Managergehälter gesetzlich zu deckeln, sollten vorhandene Spielräume genutzt werden. Nach dem Mindestlohn kann der Staat keinen Maxi-Lohn festlegen. Das ist mit der Vertragsfreiheit, also dem Grundgesetz, kaum zu vereinen. Der Staat hat in Schlafzimmern und bei Lohnverhandlungen nichts zu suchen.

    Wenn Aufsichtsräte glauben, ein Manager müsse gut zehn Millionen verdienen, ist das ein fatales Signal. In einer Marktwirtschaft müssen wir das jedoch ertragen, auch wenn kein Mensch (selbst ein Fußballer oder Formel-1-Fahrer) mehr als zehn Millionen pro Jahr wert ist.

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