Ihr Glück ist die eigene Metzgerei
Kaum ein Handwerk tut sich so schwer Nachwuchs zu finden, wie der Metzger. Jessica und Max Ohnemus können das überhaupt nicht verstehen. Sie lieben ihren Beruf.
Eigentlich sieht die Metzgerei Ohnemus aus, wie eine Metzgerei halt aussieht: Fliesenboden, eine große Glastheke, in der Schinken, Salami, Würstchen und allerlei Grillware ausliegt. An einer Wand hängen Salamistangen an Eisenhaken. Jeder, der sein Fleisch und seine Wurst zumindest ab und zu beim Metzger kauft, kennt diese Szenerie. Doch die Metzgerei Ohnemus im Augsburger Stadtteil Lechhausen ist nicht wie jede andere Metzgerei.
Dass Jessica Ohnemus heute Metzgermeisterin ist, ist fast Zufall
Vor eineinhalb Jahren haben Jessica und Max Ohnemus das Geschäft eröffnet, davor lag ein langer Weg, auf dem die beiden immer mehr ausprobiert haben. Das Erstaunliche: Die beiden sind relativ jung. Sie ist 30, er 26 Jahre alt. Also eine Ausnahme in einer Branche, die sich schwertut, Nachwuchs zu finden. Wie kamen die beiden dazu?
Jessica Ohnemus hat ihre Lehre vor zehn Jahren begonnen und tatsächlich war es eher Zufall. Nach der Schule wusste sie nicht genau, was sie machen sollte. Sie bewarb sich auf mehrere Lehrstellen, auch bei einer Metzgerei. Und die meldete sich am schnellsten zurück. Also dachte sich die junge Frau: Warum nicht? Sie probierte aus, ob sie Gefallen am Verkaufen von Wurst und Fleisch findet und entschied: Ja. Der Beruf begeisterte sie sogar so sehr, dass sie als Innungsbeste ihren Abschluss machte. Und dabei blieb: Inzwischen ist sie Metzgermeisterin. „Der Beruf ist extrem vielseitig“, sagt sie. Warum: Sie mag den Umgang mit den Kunden, sie mag es sich zu überlegen, was sich wie anrichten lässt, damit es schön ausschaut. Und sie mag die Beratung: „Viele Menschen wissen gar nicht mehr so genau, wie man welches Fleisch zubereiten muss. Und dann beraten wir sie. Das ist schön“, sagt sie.
Max Ohnemus: Metzger ist ein sehr kreativer Beruf
Und ihr Mann? Den hat der Metzgerberuf schon immer fasziniert. „Es hat so viel mit Kreativität zu tun. Man kann seine eigenen Ideen ausprobieren“, sagt er und seine Augen leuchten. Das Schönste sei für ihn, den eigenen Laden zu betreten und zu wissen: Alles, was in der Theke liegt, von links bis rechts, das habe ich selber hergestellt. „Mein Ausbilder hat immer zu uns gesagt: Wenn du ein Wienerle machst, musst du denken wie ein Wienerle“, sagt Max Ohnemus. Der Satz höre sich erst einmal lustig an, doch er enthalte viel Wahres: „Wer ein Wienerle isst, erwartet einen bestimmten Geschmack: Es soll rauchig sein, aber nicht zu sehr. Es soll knackig sein und im Mund eine bestimmte Konsistenz haben“, erklärt er. Wer ein Wienerle herstellt, muss all das bedenken. Über die Jahre hat sich Ohnemus – um im Bild zu bleiben – nicht nur beigebracht wie ein Wienerle zu denken. Er stellt auch eigene Schinken- oder Wurstspezialitäten her und natürlich Produkte zum Grillen. Denn die Grillsaison ist seine liebste Jahreszeit. Ideen kommen ihm überall. „Neulich waren wir im Elsass. Da gibt es ja oft Flammkuchen“, erzählt er. Also hat er sich eine Art Cordon bleu ausgedacht, aber nach Elsässer Art. Es ist ein mit Frischkäse, Käse, Zwiebeln und Speck gefülltes Stück Fleisch, das auf den Grill kommt. Und den Kunden schmeckt’s. „Das ist auch schön, wenn man sieht: Die eigenen Ideen kommen an“, sagt Ohnemus.
Dass das so ist, hat das Ehepaar schon früh gemerkt. Denn bevor sie den Laden in Lechhausen eröffnet haben, betrieben Jessica und Max Ohnemus einen Partyservice und verkauften Wurst im Glas. „Aber irgendwann war die Nachfrage so groß, dass wir uns dachten: Wenn das noch mehr wird, brauchen wir einen richtigen Laden“, sagt Jessica Ohnemus. Und diesen Traum haben sich die beiden nun vor eineinhalb Jahren erfüllt.
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