In der Lehrwerkstatt des Haushaltsgeräteherstellers BSH in Dillingen geht es auf den Feierabend zu, zumindest für die Azubis. Manche sitzen noch über ihr Lernmaterial gebeugt, andere fegen schon die Gänge durch. Für Cornelia Schwarz ist der Arbeitstag noch nicht vorbei. Die 34-Jährige ist für die Ausbildung der etwa 80 technischen Lehrlinge verantwortlich und muss noch einiges in ihrem Büro erledigen, wenn die jungen Mitarbeiter die Firma schon verlassen haben.
Schwarz kennt sich hier aus. In derselben Werkstatt hat sie den Beruf der Industrieelektronikerin erlernt. Heute ist die Chefin dort. Ihr damaliger Ausbilder macht diesen Job noch heute. Mittlerweile ist seine ehemalige Auszubildende, Cornelia Schwarz, seine Vorgesetzte. Wie ist die 34-Jährige dorthin gekommen?
Am Anfang ihrer Karriere stand ein Praktikum bei BSH
Als Schülerin überlegte sie noch, Musikerin werden. Damals spielte sie Querflöte, heute Posaune. Doch davon sei sie schnell abgerückt – denn ihrer Meinung nach stellt sich der Beruf meist als brotlos heraus. Ein Praktikum bei BSH Haushaltsgeräte in der neunten Klasse verschaffte ihr Klarheit: Sie wollte Elektronikerin in der Industrie werden. Und zwar bei BSH, die in Dillingen Spülmaschinen herstellen.
2001 begann sie in der Firma ihre Ausbildung. Dreieinhalb Jahre später war sie Industrieelektronikerin für Produktionstechnik. Als sie fertig war, konnte sie drei Monate in den USA arbeiten. „Das war eine spannende Zeit“, erzählt sie. Ihr Unternehmen hatte dort in der Stadt New Bern im US-Bundesstaat South Carolina eine neue Produktionslinie gebaut. Schwarz war für die Instandhaltung zuständig, eine verantwortungsvolle Aufgabe für eine Berufsanfängerin.
Zurück in Deutschland arbeitete sie in der Entwicklungsabteilung. Sie testete, ob die elektronischen Steuerungen der Geschirrspüler so arbeiteten, wie sie sollten.
Dann folgte noch einmal ein Neuanfang. Eigentlich wollte Schwarz keine Schule mehr besuchen. Doch weil andere, die sich weiterqualifiziert hatten, ebenfalls spannende Aufgaben gehabt hätten, wollte sie auch weitermachen – zunächst in der Technikerschule in Nördlingen. Zusätzlich zum Techniker machte sie einen Bachelor in Elektrotechnik, weil ihre Schule eine Kooperation mit einer Universität in Wales begonnen hatte. „Englisch war in der Schule nicht mein Ding, aber dort hab ich mich schnell daran gewöhnt“, sagt sie.
Ausbildungsleiterin ist ihr Traumberuf
Als Elektrotechnik-Ingeneurin kam sie zurück nach Deutschland – mitten in der Wirtschaftskrise. Erst nach einigen Monaten konnte sie wieder bei ihrem bisherigen und heutigen Arbeitgeber anfangen. Sie landete wieder in der Entwicklungsabteilung. Ab 2010 war es ihr Job, zu überprüfen, wie sich die Maschinen in echten Haushalten schlagen. Erst wenn das klappte, gingen die Geräte in die Serienproduktion. Vor zwei Jahren dann wurde der Job als technische Ausbildungsleiterin frei – und Schwarz bekam die Stelle.
„Das ist mein Traumberuf“, sagt sie heute. Dabei steht es nicht immer im Vordergrund, Fachwissen weiterzugeben. „Bei 80 jungen Menschen hat man häufig mit Teenie-Problemen zu tun.“ Doch das sei auch das Schöne: „Wenn die Auszubildenden zu uns kommen, sind sie fast noch Kinder. Wenn sie gehen, sind sie junge Erwachsene.“
Gemeinsam mit drei Ausbildern ist sie Leiterin des technischen Bereichs, der fünf Berufe umfasst. Sie muss die Azubis nicht nur mit der Elektrotechnik vertraut machen, sondern auch neue Ausbildungskonzepte einführen: Zurzeit arbeitet sie daran, die Art zu lernen zu digitalisieren. Künftig sollen ihre Auszubildenden Kurse online mit Tablets abrufen können.
Dass sie nun in der Ausbildung und nicht mehr in der Entwicklung arbeitet, mache sich aber auch im Büro bemerkbar, erzählt Schwarz. „Konzentriertes Arbeiten ist etwas schwieriger geworden, weil alle zwei Minuten ein Azubi ins Büro kommt. Aber das ist okay.“