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Lehman-Opfer demonstrieren zum Jahrestag

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Lehman-Opfer demonstrieren zum Jahrestag

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    Lehman-Opfer demonstrieren zum Jahrestag
    Lehman-Opfer demonstrieren zum Jahrestag Foto: DPA

    Diese Papiere waren mit dem Zusammenbruch der New Yorker Investmentbank am 15. September 2008 nahezu wertlos geworden. Verbraucherschützer gehen von rund 40 000 meist hochbetagten Geschädigten allein in Deutschland aus, denen die hochriskanten Inhaberschuldverschreibungen häufig als sichere Anlage empfohlen wurden. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) forderte mehr Entschädigungen für die Opfer.

    Bei der zentralen Kundgebung in der Bankenstadt Frankfurt mit mehr als 200 Teilnehmern forderte Initiativensprecher Peter Kyritz schärfere Regeln für Anlageberater. Im jetzigen System könnten die Kunden in den Banken keine seriöse Beratung mehr erwarten. "Die Bedingungen, unter denen die Berater arbeiten, lassen keine vernünftige Beratung mehr zu. Die müssen verkaufen, nicht beraten." Die Demonstranten zogen vom

    Weitere Demonstrationen gab es den Organisatoren zufolge unter anderem in Hamburg und Berlin. In Bremen forderten rund 30 Geschädigte im Sprechchor: "Die Citibank lässt alles kalt, wir fordern jetzt den Staatsanwalt." In

    Verbraucherministerin Aigner verlangte mehr Entschädigungen für die Opfer. "Das reicht noch nicht aus", sagte Aigner dem Deutschlandradio Kultur. Aigner drohte mit härteren Schritten, falls die Banken die Provisionen von Beratern nicht genau auf einem übersichtlichen Informationsblatt auswiesen. "Wenn das nicht auf freiwilliger Basis umgesetzt wird, dann werden wir das auch anderweitig lösen müssen." Als erstes Institut in Deutschland führte die Direktbank ING DiBa am Dienstag die von Aigner vorgeschlagenen Standardinformationen für ihre wichtigsten Produkte ein.

    Für ein Verbot unseriöser Schrottprodukte und Verkaufspraktiken setzte sich die SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks ein. Sie müssten mit Hilfe eines "Finanz-TÜVs" vom Markt für Privatanleger verschwinden.

    Die Verbraucherzentralen forderten mehr Konsequenzen aus der Pleite. "Verbraucherschutz muss ausdrückliches Ziel der Finanzaufsicht werden", sagte der Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Gerd Billen. Nötig seien mehr Informationen über Risiko, Rendite und Kosten einer Anlage sowie strengere Regeln für Finanzvermittler.

    Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel kritisierte, dass die Politik nach einem Jahr noch immer keine Maßnahmen zur Kontrolle des Finanzmarktsektors realisiert habe. So sei der Handel mit hochspekulativen Derivaten nicht beschränkt worden. "Auch das Zertifikate-Glücksspiel ist nicht unter Kontrolle gestellt worden", monierte er. Nach seiner Ansicht setzen vor allem Investmentbanken sowie Kapitalfonds ihre politische Macht massiv ein, um zur Tagesordnung überzugehen. "Werden jetzt nicht die Lehren in wirksame Ordnungspolitik umgesetzt, dann ist in zwei bis drei Jahren die nächste Finanzmarktkrise vorprogrammiert", sagte Hickel.

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