Berlin (AFP/dpa). Nach der Preisexplosion bei Milch deuten sich auch bei Fleisch und anderen Lebensmitteln höhere Preise an. Die Bauern müssten für jedes Kilogramm Fleisch bis zu einem Drittel mehr Geld vom Handel bekommen, forderte Bauernverbands-Präsident Gerd Sonnleitner am Dienstag in der ARD.
Auch die deutsche Geflügelwirtschaft forderte deutlich höhere Preise für Fleisch. Grund für die Rufe nach mehr Geld sind rasant gestiegene Getreidekosten für das Tierfutter. Laut Statistischem Bundesamt bleibt wegen der Bioenergie-Erzeugung immer weniger Ackerland für Getreide übrig. Experten sehen in den steigenden Preisen für konventionelle Lebensmittel eine Chance für Bioprodukte.
Sonnleitner forderte vom Handel zwischen 30 und 50 Cent mehr pro Kilogramm Schlachtfleisch von Schwein, Rind, Hähnchen oder Pute. Derzeit liegt der Preis pro Kilogramm Schweinefleisch bei 1,50 Euro, für Rindfleisch bei 2,70 Euro. Der Verbraucher müsse sich generell daran gewöhnen, dass Nahrungsmittel teurer würden, sagte er der "Passauer Neuen Presse" vom Dienstag. Der Anstieg sei jedoch verkraftbar, da auch die Löhne stiegen. Sonnleitner wies darauf hin, dass Nahrungsmittel in den vergangenen Jahrzehnten im Verhältnis zu den Löhnen immer billiger geworden seien und in anderen Ländern deutlich höher lägen.
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) forderte eine sofortige Anhebung der Preise für Putenfleisch durch den Handel. Nur so sei es möglich, die "nahezu inflationären Preiserhöhungen von Futtergetreide aufzufangen", schrieb ZDG-Chef Thomas Janning in einem Brief an den deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Die Futterkosten, die etwa 60 Prozent des Erzeugerpreises ausmachten, seien im Vorjahr um fast 100 Prozent gestiegen.
Auch die Bio-branche medlet sich zu Wort. Die Erzeugerpreise für Bio-Schweinefleisch müssen nach einer Forderung des Anbauverbandes Bioland um mehr als 20 Prozent steigen, damit die Betriebe auf Dauer rentabel wirtschaften können. Ansonsten schafften es nur große, durchrationalisierte Höfe, mit dem derzeitigen Erzeugerpreis von 2,60 Euro pro Kilo Schweinefleisch auszukommen, sagte Präsident Thomas Dosch am Dienstag in Mainz.
Er forderte 3 Euro bis 3,20 Euro pro Kilo für die Bio- Landwirte. Bioland ist nach eigenen Angaben größter Verband im ökologischen Landbau in Deutschland. Für ein konventionell gezogenes Schwein werde dem Bauern weit unter zwei Euro gezahlt, sagte Dosch.
Die derzeitige Diskussion um Lebensmittelpreise - etwa bei Milch und Fleisch - müsse dazu genutzt werden, den Verbrauchern stärker bewusst zu machen, wie sich solche Preise zusammensetzen, sagte Dosch. "Wir rufen den Handel dazu auf, die Situation nicht zu nutzen, um den großen Reibach zu machen." Jedem Käufer müsse jedoch klar gemacht werden, dass die Lebensmittelpreise in Deutschland so niedrig seien, wie in keinem anderen Land in der EU.