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Interview: Landwirtschaftsministern Klöckner: „Afrikanische Schweinepest rausbekommen aus Deutschland“

Interview

Landwirtschaftsministern Klöckner: „Afrikanische Schweinepest rausbekommen aus Deutschland“

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    Will die Schweinepest „so schnell wie möglich rausbekommen aus Deutschland“: Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner.
    Will die Schweinepest „so schnell wie möglich rausbekommen aus Deutschland“: Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Frau Klöckner, die Afrikanische Schweinepest hat Deutschland erreicht und breitet sich bei uns scheinbar unaufhaltsam aus. Wie ernst ist die Lage?

    Julia Klöckner: Seit 2014 breitet sich die Afrikanische Schweinepest, die ASP, in Europa aus – zum Teil über große Distanzen. Wer diese Entwicklung beobachtet hat, konnte ahnen, dass die Tierseuche irgendwann auch nach Deutschland kommt. Im September gab es die ersten Fälle – trotz unserer vorbeugenden Maßnahmen und unserer intensiven Aufklärungsarbeit seit vielen Jahren. Umso wichtiger, dass wir uns frühzeitig auch immer auf den Ernstfall vorbereitet haben: Wichtige Gesetzesänderungen habe ich auf den Weg gebracht – den Bundesländern stehen wirksame Instrumente zur Verfügung, um eine Ausbreitung zu verhindern. Mit der EU-Kommission haben wir zudem geklärt, dass eine Co-Finanzierung für Zaunbauten der Länder möglich ist. Auch die Bundeswehr und das Technische Hilfswerk unterstützen die betroffen Länder.

    Ein Ortsschild in Brandenburg weist das Gebiet als Kernzone der Afrikanischen Schweinepest an der polnischen Grenze aus. Auch andere Gebiete in Deutschland sind betroffen.
    Ein Ortsschild in Brandenburg weist das Gebiet als Kernzone der Afrikanischen Schweinepest an der polnischen Grenze aus. Auch andere Gebiete in Deutschland sind betroffen. Foto: Bernd Settnik, dpa

    Was ist die vorrangigste Aufgabe im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest?

    Klöckner: Es geht darum, das Geschehen einzudämmen und vor allem auch darum, die Hausschweinebestände zu schützen – sie sind nach wie vor frei von der Afrikanischen Schweinepest. Für die ergriffenen Maßnahmen und das koordinierte Vorgehen zur Seuchenbekämpfung wurde Deutschland übrigens von der Europäischen Kommission explizit gelobt. Das Ziel ist klar: Die Afrikanische Schweinepest so schnell wie möglich wieder rauszubekommen aus Deutschland.

    Sie haben mit Ihren Amtskollegen aus Polen und Tschechien im Kampf gegen die Seuche eine „Tiergesundheits-Troika“ ins Leben gerufen. Was soll diese Einrichtung denn leisten und was sind die nächsten Schritte, um die Schweinebestände in Deutschland zu schützen?

    Klöckner: Dieses trilaterale Format ist neu und wichtig, die Seuche kennt keine Landesgrenzen. Die bisherigen Fälle in Brandenburg und Sachsen befinden sich in unmittelbarer Grenznähe zu Polen und Tschechien. Zaunbauten können hier helfen, auch eine Koordinierung der Jagdaktivitäten, um ein Aufscheuchen von Wildschweinen zu verhindern. Zudem geht es um Absprachen, wo die EU finanziell helfen kann, und den Austausch von Erfahrungen. Polen kämpft seit Jahren gegen die Afrikanische Schweinepest – bei Wild- und Hausschweinen. Tschechien hat diesen Kampf erfolgreich geführt und ist wieder frei von der Afrikanischen Schweinepest. Wir können voneinander lernen, deshalb die regelmäßigen Absprachen.

    Eine Seuche anderer Art stellt das Corona-Virus dar. In Dänemark wurden Menschen von Nerzen angesteckt, Millionen Tiere wurden daraufhin getötet. Droht solch ein Szenario – mit

    Klöckner: Ich habe das prüfen lassen. Vom Friedrich-Loeffler-Institut, unserem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Das Ergebnis: Von den wichtigsten Nutztieren wie Schweinen, Rindern oder Hühnern geht keine Gefahr der Übertragung auf den Menschen aus. Was die Nerze betrifft: In Deutschland haben wir keine derartigen Pelzfarmen, aus gutem Grund sind wir das gesetzgeberisch streng angegangen. Die aktuelle Situation kann und sollte deshalb Anlass für ein grundsätzliches Umdenken auch in den anderen Mitgliedstaaten Europas sein. Am Montag im EU-Agrarrat werden wir das Thema besprechen.

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