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Landwirtschaft: Jetzt soll das Ende der Monokulturen kommen

Landwirtschaft

Jetzt soll das Ende der Monokulturen kommen

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    Landwirtschaft und Naturschutz stehen häufig in Konflikt.
    Landwirtschaft und Naturschutz stehen häufig in Konflikt. Foto: Thomas Warnack, dpa

    Summen und Brummen soll es im Jahr 2035 wieder auf den Feldern in Deutschland. So wie in der guten alten Zeit, die noch immer das Bild der Landwirtschaft in den Köpfen bestimmt, aber längst vergangen ist. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will Ackerbau mit der Natur versöhnen. Von den landwirtschaftlichen Flächen sollen dann 20 Prozent ökologisch bestellt sein, die Bauern deutlich weniger Unkraut- und Schädlingsvernichter auf die Felder sprühen und die Verbraucher sich mit regionalen Lebensmitteln gesund ernähren. So steht es in der Ackerbaustrategie, die Klöckner am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat.

    Auf 70 Prozent der Flächen wachsen Weizen, Futtermais, Gerste und Raps

    Aber die CDU-Politikerin betonte auch: „Wir wollen, dass die Produktivität hoch bleibt.“ Die Landwirte sollten nichts „fürs Schaufenster“ produzieren. Aber die Ära der Monokulturen auf den Feldern will Klöckner auslaufen lassen. Nach den Zahlen ihres Hauses wachsen auf 70 Prozent der Fläche derzeit mit Weizen, Futtermais, Gerste und Raps die ewiggleichen Vier. Die Vielfalt soll größer werden, zum Beispiel Dinkel, Hafer, Klee und Soja hinzukommen.

    In den nächsten zehn Jahren sollen die Betriebe dazu übergehen, fünf verschiedene Ackerfrüchte anzubauen. Die erhöhte Fruchtfolge, sind sich die Agrarforscher einig, wird auch die Qualität der Böden verbessern, weil der Humus-Anteil steigt. Das Insektensterben wird nach den Vorstellungen der Ministerin dadurch gestoppt, dass viel weniger Pestizide eingesetzt werden. Die Strategie bleibt hier unkonkret. Klöckner setzt darauf, dass die Technik hilft: Drohnen können schon heute Aufnahmen von Feldern machen, die Computerprogramme auswerten und den Bauer so bei der Bekämpfung unterstützen. Ähnlich passgenaue Analysen sollen die Bauern für den Einsatz von Dünger erhalten.

    Verbraucher müssen sich auf steigende Preise einstellen

    Dass sich die Umstellung der Anbauweise von selbst rechnet, davon geht die Ministerin nicht aus. Die Umstellung der Betriebe müsse umfangreich unterstützt werden, heißt es in dem knapp 70-seitigen Papier. Aber die Ministerin bereitet auch die Verbraucher darauf vor, dass sie künftig mehr für Lebensmittel bezahlen müssen. Die schöne neue Welt plant Klöckner ohne Zwang per Gesetz oder Verordnung zu erreichen. „Gesetze sind manchmal etwas Hilfloses“, erklärte die 47-jährige Winzertochter.

    Für den Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) ist die Strategie daher nicht mehr als schön bedrucktes Papier. „Keine verbindlichen Ziele, keine konkreten Maßnahmen, kein Zeitplan. Eine Strategie als Absichtserklärung taugt nichts“, bemängelte der neue BUND-Chef Olaf Bandt. Er verlangte, dass die EU-Agrarförderung völlig umgebaut werden müsse, um Höfe und Öko-Bauern zu unterstützen. Der Bauernverband zeigte sich zufrieden mit den großen Linien aus dem Landwirtschaftsministerium. Präsident Joachim Rukwied warnte aber vor unrealistischen Zielen bei der Vielfalt auf den Äckern und beim Einsatz von Pestiziden.

    Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat wenige Tage vor der Kabinettskollegin Eckpunkte einer eigenen Ackerbaustrategie vorgelegt. Darin wird explizit von klaren Rahmenbedingungen und Ordnungsrecht gesprochen. Die Auszahlung von Agrarzahlungen soll an ökologische Kriterien gebunden werden. Während Schulze lieber heute als morgen den Einsatz des umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat stoppen würde, hält Klöckner nichts von einem Totalverbot. Das Mittel hat noch eine EU-Zulassung bis 2023. Umweltschützer machen Glyphosat und Co dafür verantwortlich, dass es auf Äckern immer weniger summt und brummt.

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