Der Landtechnikhersteller AGCO/Fendt mit Stammsitz in Marktoberdorf (Ostallgäu) wird heuer aller Voraussicht nach erstmals deutlich über 20. 000 Traktoren produzieren und damit erstmals diese seit Jahren angepeilte Rekordmarke knacken. Und das Corona zum Trotz: Die Landtechnik-Branche sei gesund, die Auftragsbücher voll, sagte Christoph Gröblinghoff, Vorsitzender der Geschäftsführung, am Dienstag in Marktoberdorf. „Es geht uns wirklich gut, und wir erwarten neue Bestmarken.“
Fendt wächst, auch international, sagte Gröblinghoff, mit Blick auf boomende Agrarmärkte in Europa: Der europäische Markt werde heuer insgesamt um sieben Prozent wachsen. In Europa würden heuer schätzungsweise 188 .000 Traktoren verkauft. „Fendt will daran seinen Anteil haben“. Das Landmaschinenunternehmen Fendt hat inzwischen europaweit einen Marktanteil von deutlich über zehn Prozent.
Fendt-Traktoren aus dem Allgäu sind weltweit gefragt
Zum anderen setzen die Marktoberdorfer mit ihrer Strategie „Fendt global growth“ voll auf die Märkte in Übersee, konkret Nord- und Südamerika, Neuseeland, Australien und Südafrika. Offenbar mit Erfolg: Heuer gehen bereits mehr als die Hälfte der hergestellten Fendt-Traktoren der 1000er Serie über den Atlantik nach Amerika. Fendt will in Übersee aber nicht nur mit Großtraktoren der Serien 700, 900 oder 1000 punkten, sagte der neue ACGO-Konzernchef, der US-Amerikaner Eric Hansotia. „Fendt soll vielmehr als Landtechnik-Full-Liner global wachsen.“
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Das heißt, das Unternehmen will die außereuropäischen Märkte beackern, indem es für sie immer größere Landmaschinen baut. Neben Traktoren etwa Mähdrescher, Einzelkornsämaschinen, Rundballenpressen oder neuartige Düngespritzen. Und diese möglichst intelligent und innovativ: Schließlich sei Fendt nicht nur die Wachstums- sondern auch die Hightech-Marke im US-Konzern AGCO, sagt Hansotia.
Trecker aus dem Allgäu sind in Deutschland beliebt
Hansotia, der im Januar Martin Richenhagen beerbt hatte, war am Dienstag erstmals als AGCO-CEO zur Fendt-Jahrespressekonferenz gekommen. „Fendt hat den Ruf des Leistungsträgers und Innovationstreibers verdient“, sagte er. Es gelte aber, das Potenzial von Fendt viel stärker international zu nutzen und zwar, indem man den Kunden alles biete, was sie brauchen: „Von der Aussaat bis zur Ernte.“
Auch im Kernmarkt Deutschland sei der hohe Fendt-Marktanteil stabil, sagte Gröblinghoff. Bei Schleppern liegt er derzeit bei 21,1 Prozent (Vorjahr: 21,3 Prozent), bei Traktoren mit mehr als 400 PS bei fast 50 Prozent. Einem Landtechnik-Unternehmen kann es aber nur gut gehen, wenn es den Landwirten gut geht: Gröblinghoff betonte, dass die Erzeugerpreise für Weizen oder Ölsaaten sehr hoch seien. „Und auch der Milchpreis hat sich stabilisiert.“
Probleme bei Lieferketten: Fendt musste Produktion stoppen
Der Fendt-Chef verhehlte aber nicht, wie betroffen sein Unternehmen von den Problemen ist, in denen die internationalen Lieferketten coronabedingt stecken. Gröblinghoff sprach von Zulieferern, die nicht nachkommen, von Containerknappheit, Hafenengpässen, zum Teil doppelt so hohen Transportkosten und Riesenproblemen beim Beschaffen von Kunststoff-, Stahl- und Elektronikkomponenten. Wie berichtet, musste Fendt im April zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres wegen fehlender Teile die Produktion stoppen.
Man sei aber auf einem guten Weg, durch Corona ausgefallene Produktionstage wieder aufzuholen. Wie gut es Fendt trotz der Pandemie gehe, zeigten die Neueinstellungen an den sechs deutschen Standorten Marktoberdorf, Asbach-Bäumenheim bei Donauwörth, Feucht, Hohenmölsen, Waldstetten und Wolfenbüttel: So wird sich die Mitarbeiterzahl heuer insgesamt um 170 auf rund 6270 erhöhen. Allein 140 neue hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstanden in der Firmenzentrale in Marktoberdorf (über 4000 Beschäftigte) mit dem Bezug des neuen Entwicklungsgebäudes im April.
93 Millionen Euro fließen bei Fendt in die Entwicklung
Apropos Entwicklung: Der AGCO-Konzern investiert heuer für Forschung und Entwicklung bei Fendt 93 Millionen Euro. Das sind 13 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. 22 Millionen Euro entfallen dabei auf die Entwicklung digitaler Produkte. Dabei geht es um das Weiterentwickeln von selbstfahrenden Geräten, Robotern und smarten Traktor-Bediensystemen wie „Fendt One“ ebenso wie um regenerative Energien und Versuche mit alternativen Antrieben wie Elektro, Wasserstoff oder Brennstoffzellen. Erst am Dienstag hat Fendt die Zusammenarbeit mit Deutz bei kleineren Motoren erneuert. „Wir sind sehr gut gerüstet für 2022“, sagte Gröblinghoff.