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Kurzarbeit: Corona-Lockdown schickt wieder mehr Firmen in Kurzarbeit

Kurzarbeit

Corona-Lockdown schickt wieder mehr Firmen in Kurzarbeit

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    Wegen der Zwangspause müssen wieder mehr Firmen Kurzarbeit bei den Arbeitsämtern beantragen.
    Wegen der Zwangspause müssen wieder mehr Firmen Kurzarbeit bei den Arbeitsämtern beantragen. Foto: Jan Woitas, dpa

    Wirtschaftlich schien Deutschland die Corona-Krise bereits durchgestanden zu haben. Doch dann baute sich die zweite Welle auf und der Staat schloss ab November ganze Branchen. Der neuerliche Lockdown lastet schwer auf der Erholung. Das zeigen auch Daten des Münchner ifo-Institutes, die unserer Redaktion vorliegen.

    Mehr Unternehmen sehen sich gezwungen, bei den Arbeitsämtern Kurzarbeit anzumelden. Laut ifo ist es beinahe jede dritte Firma hierzulande. Die Auswertung der Wirtschaftswissenschaftler bezieht sich auf Januar. Weil der Lockdown bis Anfang März verlängert wurde, ist davon auszugehen, dass mittlerweile noch mehr Firmen Kurzarbeit beantragt haben.

    400.000 Kurzarbeiter mehr als am Ende des alten Jahres

    Im Januar hatten genau 31 Prozent aller Unternehmen die Lohnzuschüsse beantragt. Das waren drei Prozentpunkte mehr als im Dezember. Die Zwangspause für einige Wirtschaftszweige würde eigentlich die Entlassungen noch stärker anschwellen lassen, gäbe es nicht das Kurzarbeitergeld. Nach den ifo-Daten waren im ersten Monat des neuen Jahres 2,6 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit. Im Dezember waren es 400.000 weniger.

    Um Entlassungen zu vermeiden, übernimmt der Staat die Lohnkosten der Betriebe. Kurzarbeit hat sich in der Krise als wirkungsvoll erwiesen.
    Um Entlassungen zu vermeiden, übernimmt der Staat die Lohnkosten der Betriebe. Kurzarbeit hat sich in der Krise als wirkungsvoll erwiesen. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

    Das ifo-Institut erstellt seine Schätzung vor der Bundesagentur für Arbeit, die mit einiger Verzögerung die offiziellen Daten nachliefert. Es befragt regelmäßig eine Gruppe von mehreren tausend Unternehmen aller Sparten und rechnet die Ergebnisse auf die gesamte Wirtschaft hoch.

    Die Kurzarbeit ist bislang das wirksamste Instrument der staatlichen Krisenhilfe für die Geschäftswelt. Insgesamt haben die Arbeitsämter 23 Milliarden Euro an die Firmen ausgezahlt. Anders als bei Überbrückungshilfen und Zuschüssen gibt es keine lauten Klagen darüber, dass es zu Verzögerungen kommt oder die Anträge zu kompliziert sind.

    Nur die Steuerberater brauchen keine Kurzarbeit

    Ein tiefer Blick in die Statistik zeigt, welche Verwerfungen der Kampf gegen das Virus in bestimmten Sektoren auslöst. In der Gastronomie haben 86 Prozent aller Unternehmen den Lohn-Zuschuss bei den Arbeitsämtern beantragt, während es bei Reisebüros und Reisevermittlern 90 Prozent sind. Im Einzelhandel hat die Hälfte der Unternehmen Kurzarbeit angemeldet, genauso wie in der für Deutschland immens wichtigen Autoindustrie.

    Am besten steht hingegen eine Branche da, die sich derzeit vor Arbeit kaum retten kann. Laut ifo haben Steuerberater, Anwälte und Wirtschaftsprüfer zu 0 Prozent die Hilfe in Anspruch genommen. In den Kanzleien türmen sich die Anträge der Unternehmer für die Überbrückungshilfen.

    Der Pleitegeier kreist über vielen Unternehmen

    Dass diese bitter nötig sind, hat jüngst eine große Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ergeben. Ein Drittel der Unternehmen aus der Reisewirtschaft betrachtet sich selbst als pleitegefährdet, bei den Taxibetrieben ist es jedes Fünfte. In letzterer Größenordnung liegen auch der Freizeit- und Kulturbereich und die Gastronomie. Eine von fünf Gastwirtschaften wird die Pandemie vielleicht nicht überstehen und für immer geschlossen bleiben.

    Kleine Geschäfte, Reisebüros, Kneipen - in einigen Branchen werden viele Unternehmen die Pandemie nicht überleben.
    Kleine Geschäfte, Reisebüros, Kneipen - in einigen Branchen werden viele Unternehmen die Pandemie nicht überleben. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Die lange Starre am Beginn des Jahres hat auch dazu geführt, dass der Optimismus aus den Konjunkturprognosen gewichen ist, obwohl es in der Industrie und auf dem Bau gut läuft. Die Schätzungen lauten nur noch auf ein Wachstum von 3 Prozent. Im Herbst hatten die meisten Ökonomen noch ein kräftiges Plus von knapp 5 Prozent vorausgesagt.

    Damit wäre der Einbruch des vergangenen Jahres beinahe wieder wettgemacht worden. Jetzt dürfte es erst Ende 2022 so weit sein. Jede Woche, in der Handel, Hotels, Wirtshäuser, Kinos und Fitnessstudios geschlossen sind, kostet Deutschland etwa 1,5 Milliarden Euro an entgangener Wirtschaftskraft. Auch diese Zahl haben die ifo-Forscher aus München errechnet.

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