Am Ende wollen die Aktionäre von Peter Mohnen auch noch wissen, wie er zu einer möglichen Wiederwahl Donald Trumps als US-Präsident stehe. Da muss der Kuka-Chef auch einmal lächeln bei der digitalen Hauptversammlung des Konzerns am Freitag in Augsburg. Der seit 2018 an der Spitze des Roboter- und Anlagenbauers stehende Manager bittet um Verständnis, solche politischen Themen nicht kommentieren zu wollen. Zumindest ein wenig tut das der 1968 im rheinland-pfälzischen Trier geborene Diplom-Kaufmann dann doch, indem er sagt, natürlich ein Anhänger des Freihandels zu sein. So arbeitet sich Mohnen bei der live übertragenen Veranstaltung durch die Fragen der Aktionäre. An dem Tag wird konkreter als sonst deutlich, wo der Kuka-Chef strategisch hin will und wie er die schwere Zeit der Corona-Pandemie zu nutzen versucht, um seine Ziele zu erreichen. Und so geht der Manager vor:
Kuka-Chef Mohnen will Finanzbasis des Roboterbauers weiter stärken
Mohnen will hier an den Erfolgen des Jahres 2019 anknüpfen. Er ist fest davon überzeugt, „dass sich die Sparanstrengungen und frühzeitigen Maßnahmen ausgezahlt haben“. Es gelang dem Unternehmen im vergangenen Jahr, den Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 34,3 auf 47,8 Millionen Euro zu steigern. Dabei konnte der Umsatz trotz eines schon 2019 schwierigen Marktumfeldes – befand sich die Metall- und Elektroindustrie doch vor Corona in der Rezession – mit knapp 3,2 Milliarden Euro in etwa stabil gehalten werden. Was Mohnen besonders wichtig ist und Kuka heute in Krisenzeiten finanziellen Spielraum gibt: Dem Unternehmen war es vergönnt, den Free Cashflow, also den Wert für die freien, der Aktiengesellschaft zur Verfügung stehenden Finanzmittel, um weit über 200 Millionen Euro zu erhöhen. In dieser für eine Firma zentralen Spielklasse befindet sich Kuka erstmals seit 2015 wieder mit 20,7 Millionen Euro im positiven Bereich. Hier wird die Handschrift des Finanzexperten Mohnen deutlich, der den Konzern künftig noch effizienter aufstellen will. Das heißt aber nicht, dass er nun den Rotstift ansetzt. Denn für ihn gilt die Devise:
Jobs bei Kuka: Mohnen möchte das Personal möglichst halten
Der Manager strebt nach einem Arbeitsplatzabbau in der Vergangenheit an, „ohne größere personelle Einschnitte mit der Kuka-Mannschaft durch die Krise zu kommen“. In Augsburg besteht diese Mannschaft aus etwa 3500 Frauen und Männern, während es einmal rund 4000 waren. Doch auch Mohnen hat im Zuge seines Sanierungsprogramms, wie schon sein Vorgänger Till Reuter, Stellen abgebaut. Dabei ist auffällig, wie deutlich der heutige Kuka-Chef seinen Respekt gegenüber den Leistungen der Beschäftigten unter erschwerten Corona-Bedingungen zum Ausdruck bringt: „Wir konnten die Roboter-Produktion ohne Unterbrechung weiter betreiben. Das wäre ohne den „unglaublich engagierten Einsatz unserer Mitarbeiter nicht gegangen.“ Doch er schränkt ein: „Die Krise trifft uns hart und um die eine oder andere harte Entscheidung, um wettbewerbsfähig zu bleiben, werden auch wir nicht herumkommen.“ Dennoch ist die grundsätzliche Strategie klar: Mohnen will, wenn es die Auftragslage eben zulässt, so viele Experten wie möglich an Bord halten, um nach der Krise durchzustarten. Er ist fest davon überzeugt:
Kuka kann ein Gewinner der Nach-Corona-Zeit werden
Der Unternehmenschef glaubt, dass Firmen, wenn es wirtschaftlich wieder aufwärtsgeht, verstärkt Automatisierungslösungen des Augsburger Herstellers nachfragen, ob Roboter- oder Logistikanwendungen. Deswegen hofft Mohnen: „Wir können bei einem Comeback der Märkte als einer der Gewinner dastehen. Automatisierung, Digitalisierung, Vernetzung der Industrie: Die Zukunft liegt genau in den Gebieten, in denen wir stark sind.“ Dabei will der Kuka-Chef davon profitieren, dass viele Unternehmen ihre Globalisierungsstrategie überdenken und künftig wieder stärker lokal in Europa produzieren. Wegen der zum Teil höheren Arbeitskosten als in Asien rechnet sich das aber in vielen Fällen nur dank eines intensiven Einsatzes von Maschinen. Dabei zeigen Beispiele von Kuka-Kunden schon: Roboter können beim Sortieren von Blutproben Engpässe im Gesundheitsbereich wettmachen. Um von dem erhofften weiteren Automatisierungsschub zu profitieren, investiert Kuka in den kommenden drei Jahren rund eine halbe Milliarde Euro in die Forschung und setzt auf einen großen Wachstumsmarkt.
Kuka-Mutter Midea soll China-Geschäft ankurbeln
Mohnen verknüpft mit dem Land des Konzern-Eigentümers Midea Hoffnungen: „Wir erwarten einen Wachstumsschub in China.“ So fertigt Kuka seit Ende 2019 in Shunde im Süden des Landes erste Roboter speziell für den chinesischen Markt. Dort baut der Konzern einen zweiten Standort neben dem Stammwerk in Shanghai auf. Aber auch der Stammsitz in Augsburg kommt nicht zu kurz: Im Sommer wird dort ein neues Bildungszentrum eröffnet.
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