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Kuka - Großes Rätselraten: Warum schweigen die Chinesen?

Robotik

Das große Rätselraten um Kuka - warum schweigen die Chinesen?

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    Kuka hat turbulente Zeiten hinter sich, seit die Chinesen das Augsburger Unternehmen übernommen haben.
    Kuka hat turbulente Zeiten hinter sich, seit die Chinesen das Augsburger Unternehmen übernommen haben. Foto: Ulrich Wagner

    Der 26. November 2018 war ein denkwürdiger Tag für die deutsche Wirtschaftswelt. Überraschend wurde bekannt, dass „Mister Kuka“, eben Till Reuter den Augsburger Automatisierungsspezialisten verlässt. Er habe, hieß es einst, sein Vorstandsamt „im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat vorzeitig beendet“. Zum Abschied wurde der Manager, der das Unternehmen aus einer tiefen Krise zu neuen Höhen geführt hatte, mit Lob überschüttet.

    Mancher meinte schon damals, das Lob seitens des chinesischen Großaktionärs Midea sei verräterisch üppig ausgefallen. So sagte Aufsichtsratschef Andy Gu als Vertrauter des Investors: „Ich danke Dr. Reuter für seinen großen Einsatz, mit dem er den Umschwung von Kuka seit seiner Übernahme im Jahr 2009 erfolgreich bewältigt hat.“ Der Roboter- und Anlagenbauer sei nun gut positioniert, um wieder auf den Weg des nachhaltigen Wachstums zu gelangen, indem das Unternehmen von der steigenden Nachfrage nach intelligenter Robotik profitiert und die Position auf den chinesischen Mark stärkt.“

    Auch das Aus für den erfolgreichen Kuka-Boss Till Reuter hat alle überrascht

    Viele Kukaner, wie sich die Mitarbeiter des Unternehmens selbst nennen, fragten sich 2018, weshalb ausgerechnet Reuter, der Kuka vor dem einstigen US-Präsidenten Barack Obama und Kanzlerin Angela Merkel auf der Hannover Messe präsentieren durfte, gehen muss. Bis heute haben sich Vertreter von Midea nicht klar dazu geäußert, warum sie sich von dem weit über Deutschland hinaus angesehenen Mann getrennt haben. War er ihnen zu selbstbewusst geworden, wie mache bis heute spekulieren? Oder haben es die Chinesen Reuter verübelt, dass einige Groß-Projekte nicht wie geplant liefen? Floss etwa nicht genügend Technologie von Augsburg nach China?

    Till Reuter hatte Kuka aus der Krise geführt und musste dann unerwartet als Vorstandschef gehen.
    Till Reuter hatte Kuka aus der Krise geführt und musste dann unerwartet als Vorstandschef gehen. Foto: Ulrich Wagner

    Zu all den Spekulationen schweigen die Midea-Leute bis heute. Gu hatte angesichts von zwei Gewinnwarnungen und der nachlassenden Performance von Kuka nur allgemein davon gesprochen, dass sich manchmal in einem Team wie im Sport Fehler einschleichen würden. Reuter selbst muss der Schritt schwer gefallen sein, gestand er doch ein: „Ich gehe nicht gern. Ich bin traurig. Es geht aber weiter.“ Für Branchenkenner kam sein Kuka-Karriere-Aus nicht unerwartet, tauschen doch Investoren – nicht nur chinesische – gerne Vorstandschefs aus, um ihre Politik besser durchsetzen zu können.

    Finanzvorstand Andreas Pabst bekommt viel Lob - und einen neuen Job

    Doch auch ein solches Geständnis wagten die Chinesen nicht. Hier spannt sich ein roter Faden zu einem aktuellen Kuka-Fall, der Mitarbeiter des Unternehmens ebenso ratlos zurücklässt. Wiederum wird ein Manager von den Verantwortlichen des Konzerns mit reichlich Lob eingedeckt, um aber im gleichen Atemzug zu verkünden, dass er sich nun anderen Aufgaben zuwende. Wiederum wird der Schritt nicht erklärt, nicht einmal hinter den Kulissen. Aktuell geht es um Noch-Finanzvorstand Andreas Pabst, der – wiederum überraschend – schon zum Juli den Maschinenbauer verlässt. Immerhin wurde mitgeteilt, dass der von den Kukanern allseits geschätzte Augsburger zur Midea-Sparte „Robotics and Automation“ wechselt.

    Doch erneut bleiben viele Fragen offen. Wird der Manager weggelobt, um die wichtige Kuka-Position mit einer Frau oder einem Mann der Chinesen zu besetzen? Ist der neue Job ein Aufstieg oder ein Abstieg? Warum muss Pabst das Amt aufgeben, wo Kuka-Chef Peter Mohnen sein Weggehen doch so bedauert? Weshalb geht plötzlich alles so schnell? War das Teil eines Deals, nachdem der Vertrag von Mohnen vorzeitig um weitere drei Jahre bis Sommer 2024 verlängert wird und eben durch das Ausscheiden von Pabst eine Spitzen-Position mit einem Vertrauten der chinesischen Eigentümer besetzt werden kann?

    Kuka-Chef Peter Mohnen (links) hat mit Finanzvorstand Andreas Pabst gut zusammengearbeitet.
    Kuka-Chef Peter Mohnen (links) hat mit Finanzvorstand Andreas Pabst gut zusammengearbeitet. Foto: Ulrich Wagner

    Auf Nachfrage unserer Redaktion teilte Kuka lediglich mit: „Wir äußern uns generell nicht zu Hintergründen beziehungsweise Details bei Personalentscheidungen.“ Pabst verlasse das Unternehmen nach langjähriger und hervorragender Zusammenarbeit. Weiter hieß es: „Für diese Aufgabe wünschen wir ihm viel Erfolg.“ Solche Reaktionen sind in der Wirtschaftswelt üblich. Was aber ungewöhnlich ist: Auch in Hintergrundgesprächen, ob mit Vertretern des Unternehmens oder führenden, auch im Aufsichtsrat vertretenen Arbeitnehmer-Repräsentanten gibt es nicht einmal schüchterne Andeutungen, wie die Personalie Pabst einzuordnen ist. Es könnte ja auch sein, dass der Manager wegen seiner bei Kuka gezeigten und im Unternehmen anerkannten Qualitäten von den Chinesen befördert wurde. Auf alle Fälle sagte der Noch-Finanzchef, die Entscheidung sei ihm „nicht ganz leicht gefallen, was wiederum Spekulationen ausgelöst hat.

    Die Mutmaßungen wollen nicht verstummen, dass die Chinesen einen zweiten Anlauf nehmen, um einen „eigenen Mann“ im Vorstand zu platzieren. Beim ersten Mal, sagen Insider, habe das noch nicht geklappt. Denn der Deutsch-Chinese Chengmao Xu, der Midea einst im Kuka-Aufsichtsrat vertreten hat, wurde zwar mit der neu geschaffenen Funktion des Chief Development Officers – kurz CDO – betraut, rückte aber nicht in den Vorstand ein. Der neue Top-Manager soll als deutsch-chinesischer Brückenbauer helfen, die asiatische mit der Augsburger Welt zu verbinden.

    Will der chinesische Eigentümer Midea einen eigenen Mann an der Kuka-Spitze?

    Deshalb werden sich Kuka-Beobachter genau anschauen, wer Nachfolger von Pabst wird und ob dessen Lebenslauf Schnittmengen mit Midea aufweist. Auf alle Fälle, so ist zu hören, soll die Suche nach einem neuen Finanzvorstand einen besseren Ausgang nehmen als bei der Wahl eines Technikvorstandes. Hier gab Peter Hofmann nur ein kurzes Gastspiel bei Kuka. Nach Informationen unserer Redaktion hat es bald geknirscht und das Management zog die Reißleine. Hofmann ging. Damals wurde übrigens seitens des Unternehmens im Gegensatz zu Reuter und Pabst mit Lob gegeizt. Knapp hieß es: „Wir danken Peter Hofmann für seinen Einsatz und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.“ Auf der Abschieds-Lobskala im Managementbereich ist das – in Schulnoten ausgedrückt – eher eine Sechs.

    Warum die Zukunft von Pabst Midea heißt und ob der Manager (Jahrgang 1973) dafür nach China umziehen muss, bleibt noch im Dunklen. Auch wer seinen Posten einnehmen wird, ist offen. Es kursieren weiter keine Namen von Managern, deren Berufung als wahrscheinlich gilt. Die Suche scheint gerade erst zu beginnen.

    Vielleicht hängt das Kuka-Wirrwarr schlicht mit der Midea-Gewohnheit zusammen, Spitzenkräfte ohne ersichtlichen Grund auf der Weltkarte munter herum zu schieben, auch wenn sie wie Pabst einen guten Job machen. Da scheinen die Chinesen schmerzfrei zu sein. Solange Kuka-Aufsichtschef Andy Gu nicht Licht ins Dunkel bringt, wird munter gemutmaßt. Dass die Chinesen jedoch mehr Einfluss auf ihre Augsburger Tochter nehmen wollen, wird immer deutlicher sichtbar.

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