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Kuka: Augsburg wird seine "Heuschrecke" vermissen

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Augsburg wird seine "Heuschrecke" vermissen

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    Großaktionär Guy Wyser-Pratte (links) mit Kuka-Vorstandsvorsitzender Till Reuter 2010 auf einer Messe in München.
    Großaktionär Guy Wyser-Pratte (links) mit Kuka-Vorstandsvorsitzender Till Reuter 2010 auf einer Messe in München. Foto: Fred Schöllhorn /Archiv

    Der Zwei-Meter-Mann lächelt gönnerhaft vom Podium herab. Mit Wohlwollen betrachtet Guy Wyser-Pratte die Aktionäre der Augsburger Kuka AG, als wären sie Teil der Großfamilie des Patriarchen. Viele Anteilseigner erwidern die ihnen zugedachten Freundlichkeiten mit ebenso von Zuneigung durchdrungenen Blicken. Es ist ein besonderer Tag für den Amerikaner, der 2003 bei dem Unternehmen in rein kriegerischer und gewinnmaximierender Absicht eingestiegen war und sich auf wundersame Weise zum immer friedvolleren

    Doch mit dem gestrigen Mittwoch ist Guy Wyser-Pratte aus dem Aufsichtsrat des Konzerns ausgeschieden. Es blieb zuletzt offen, ob er noch Aktien des Unternehmens besitzt. Sollte

    Es muss wirklich Liebe sein, was Wyser-Pratte mit den Augsburgern verbindet

    Wyser-Pratte sieht seine Kuka-Mission allerdings als erfüllt an und ruft den Aktionären auf Deutsch zu: „Guten Morgen, grüß Gott!“ Wie die Vorstände trägt er eine Krawatte in Kuka-Orange und ergänzt den Mannesschmuck um ein Einstecktuch in der gleichen Signalfarbe. Es muss wirklich Liebe sein, was ihn mit den Augsburgern verbindet, hat der Mann doch das Pferd seiner Frau „Kuka“ getauft. Nun setzt er seine Abschiedsrede in Englisch fort und sagt wie ein Cowboy: „Das war ein langer Ritt für mich.“ Dazu lächelt der Investor süffisant, denn er hat gegen die Gesetze seiner Finanz-Heuschrecken-Zunft verstoßen, in dem er Kuka so lange treu blieb.

    Branchenkonform wäre es gewesen, schon nach zwei, drei Jahren auszusteigen, wenn der Börsenkurs nach allerlei von ihm als Großanteilseigner erzeugten Drucks zugelegt hätte. So läuft das Geschäft der Firmen-Jäger: Sie suchen sich Opfer wie das Vorgänger-Unternehmen der Kuka AG, die Karlsruher IWKA AG, aus, um die Manager dieser margenschwachen Gemischtwarenläden mit vielen Geschäftssparten zum Umdenken zu bewegen. Nach dem Einstieg bei der

    Kapitalismus kann so heimelig-friedlich sein

    Dabei hatte Wyser-Pratte bei Aktionärstreffen anderer Unternehmen Vorständen schon mal gedroht: „Wacht auf und riecht das Napalm!“ Darauf verzichtete er in Augsburg, so dass Michael Leppek, stellvertretender Aufsichtsrats-Chef der Kuka AG und Gewerkschafter der IG Metall, dem Amerikaner eingestanden hat: „Sie sind die süßeste Heuschrecke, die ich je getroffen habe.“ Auch die Kuka-Manager lassen ihre „Heuschrecke“ spüren, wie gern sie sie haben: „Lieber Guy“, sagt Aufsichtsrats-Vorsitzender Bernd Minning. Auch Kuka-Chef Till Reuter, den die Anteilseigner nach einem weiteren Rekordjahr feiern, kümmert sich rührend um den Mann, der frühere Manager des Konzerns in Angst und Schrecken versetzt hat. „Auf Wiedersehen“, ruft Wyser-Pratte auf Deutsch.

    Kapitalismus kann so heimelig-friedlich sein, zumindest in diesem besonderen Augsburger Fall.

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