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Küchenbranche: Die Küche als Statussymbol - doch wer kocht tatsächlich noch selbst?

Küchenbranche

Die Küche als Statussymbol - doch wer kocht tatsächlich noch selbst?

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    Edle Optik und modernste Geräte: Die Küche wird zum Statussymbol, die Industrie dahinter macht gute Geschäfte. Aber wird in den Luxus-Küchen auch mehr selbst gekocht? (Symbolbild)
    Edle Optik und modernste Geräte: Die Küche wird zum Statussymbol, die Industrie dahinter macht gute Geschäfte. Aber wird in den Luxus-Küchen auch mehr selbst gekocht? (Symbolbild) Foto: Oliver Berg, dpa (Archiv)

    Ob Sous-vide-Garen im vakuumversiegelten Plastikbeutel wie im Sterne-Restaurant oder japanische Spezialitäten von der heißen Teppan-Yaki-Platte: Wenn es um die neuen Trends der Küchenbranche geht, sind Feinschmecker gefragt.

    Beleuchtete Regale für den Anbau von frischen Küchenkräutern gibt es ebenso wie extra große Kühlschränke und Herde oder Spezialküchen für Veganer oder Vegetarier. Stil-Dauerbrenner sind seit einigen Jahren offene Wohnküchen, die nach Angaben der Branche bereits in gut jedem vierten deutschen Haushalt zu finden sind.

    Die Küche als Statussymbol in deutschen Haushalten

    "Die Küche wird zum Mittelpunkt des Zuhauses und einmal mehr zum Statussymbol der Deutschen", erklärt der Geschäftsführer des Küchenhersteller-Verbands AMK, Kirk Mangels, am Montag bei der Vorlage des Jahresberichts in Köln. Mit einem Umsatzplus um knapp 5 Prozent auf etwa 12 Milliarden Euro hätten die deutscher Hersteller im vergangenen Jahr wieder gute Geschäfte gemacht. Auch für 2017 werde mit einem weiteren Wachstum gerechnet.

    Profitieren konnten die Firmen zudem von einer starken Nachfrage im Export - auch der deutsche Luxusküchenhersteller Poggenpohl verweist auf gute Geschäfte im Ausland. "In den Märkten USA, Großbritannien und in Asien verzeichnen wir aktuell sehr positive Entwicklungen", berichtet das Unternehmen aus dem westfälischen Herford. Die Frage nach Verkaufspreisen für Luxusküchen bleibt dagegen unbeantwortet.

    Wachstumstreiber ist derzeit vor allem ein Trend zu immer teueren Ausstattungen. Mit einem Durchschnittspreis von 6700 Euro ließen sich die Käufer ihre Neuanschaffung im vergangenen Jahr rund 900 Euro mehr kosten als noch vor fünf Jahren. Während die Nachfrage nach Küchen im Wert von weniger als 5000 Euro zurückging, boomte das Luxussegment mit Preisen ab 20.000 Euro, sagt Markus Wittmann vom Marktforschungsunternehmen GfK.

    Teure Luxus-Küchen: Wird darin auch mehr gekocht?

    Zahlen rund um die Hausarbeit

    Der Haushalt ist in Deutschland immer noch Sache der Frauen - auch, wenn sie arbeiten gehen.

    Weibliche Berufstätige verbringen im Schnitt 2,3 Stunden am Tag mit Kochlöffel, Staubsauger oder Bügeleisen, Männer mit Job nur 0,8.

    Dazu passt, dass 64 Prozent der Frauen berichten, sie seien in der Regel zu Hause für das Aufräumen und Putzen zuständig. Mehr als zwei Drittel stehen häufiger am heimischen Herd als die anderen Familienmitglieder.

    2012 behaupteten 90 Prozent der Männer in einer Umfrage, sie könnten weder Wäsche waschen noch bügeln.

    Sieben von zehn Hausfrauen und -männern in Deutschland sagen, sie seien häufig oder manchmal gestresst - und liegen damit etwa gleichauf mit den Berufstätigen.

    Wie viele Deutsche eigentlich Hausfrau oder -mann sind, lässt sich schwer feststellen.

    2012 waren laut Statistischem Bundesamt rund sechs von zehn Müttern und mehr als acht von zehn Vätern, die mit mindestens einem minderjährigen Kind in einem Haushalt lebten, erwerbstätig.

    Die traditionelle Rollenverteilung scheint die meisten gar nicht zu stören. Bei den Männern finden - wenig überraschend - nur vier Prozent die Aufteilung daheim nicht gut.

    Aber auch bei den Frauen sind nur 14 Prozent wirklich unzufrieden. Immerhin: In den vergangenen 20 Jahren verringerte sich die tägliche Hausarbeits-Zeit der Frauen um 30 Minuten, die der Männer nahm um 10 Minuten zu.

    Vielleicht machen Fensterputzen und Kuchenbacken sogar glücklich? Jedenfalls gaben 2011 in einer Umfrage zehn Prozent der Männer und Frauen an, sie empfänden bei der Hausarbeit «große Lebensfreude».

    Doch wird angesichts solch hoher Investitionen dann auch mehr selbst gekocht? Die Küchenbranche sieht einen Trend zu "genussvollem Kochen". Es sei davon auszugehen, dass während der Woche etwas weniger, aber am Wochenende mehr gekocht werde, sagt Mangels.

    "Die Küchen werden immer teurer, dafür wird immer weniger gekocht", meint dagegen Hans Hauner vom Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin der TU München. Wichtigstes Kochgerät sei in vielen Haushalten mittlerweile die Mikrowelle. "Viele Menschen haben es nie gelernt, selber zu kochen", sagt Hauner. Und wenn dann gekocht wird, werde das zum seltenen "Event". Für die Zubereitung eines gesunden Essens reiche dabei bereits eine ganz einfache Ausstattung: "Eine Küche für 30.000 Euro oder 100.000 Euro braucht kein Mensch."

    Preiswettbewerb: Vorsicht bei Rabatten

    Der Küchenkauf ist nicht nur oft eine Großinvestition für den Verbraucher - die Preise sind auch noch besonders schwer zu vergleichen. In ihren Prospekten werben Küchenhäuser mit Rabatten von bis zu 50 Prozent, die es etwa bei einer Neueröffnung zusammen mit einem Glas Sekt geben soll.

    Verbraucher sollten indes auch bei hohen Nachlässen nicht blind zugreifen, sondern die Preise über einen längeren Zeitraum hinweg verfolgen, rät Gabriele Bernhardt von der Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs: "Der Preiswettbewerb im Möbelhandel ist sehr hart. Wenn der Verbraucher anfängt, ein bisschen rumzuschauen, wird sich einiges bewegen." dpa

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