Dominik Asam gilt als einer der mächtigsten Deutschen im europäischen Airbus-Konzern. Seit April 2019 ist er Finanzchef des Luftfahrt-Unternehmens. Der Zahlen-Profi steht auch dem Aufsichtsrat der Airbus-Tochter Premium Aerotec vor. Asam hat, wie es in Branchenkreisen heißt, einen guten Job bei der finanziellen Bewältigung der Corona-Folgen für den Luftfahrt-Riesen gemacht. Obwohl das Geschäft massiv eingebrochen ist, steuerten der Deutsche und Airbus-Chef Guillaume Faury Airbus auffällig unauffällig durch die Krise.
So ist es nach langen und harten Verhandlungen gelungen, die zunächst von der Airbus-Führung nicht ausgeschlossenen massenhaften betriebsbedingten Kündigungen vollständig abzuwehren. Dass die Entlassungen vom Tisch sind, ist auch dem vergleichsweise guten Abfindungsprogramm zu verdanken. So bekamen Mitarbeiter, die freiwillig das Unternehmen verlassen, entsprechende Prämien von bis zu rund 350.000 Euro. Wie zu erfahren ist, sind viele Premium-Beschäftigte mit 150.000 bis 200.000 Euro gegangen.
Insgesamt, heißt es, hätten rund 500 Angestellte das Unternehmen in Augsburg verlassen. Manche sind zu anderen Firmen gewechselt, einige nehmen eine Auszeit, um sich zu qualifizieren, und ältere Beschäftigte steuern mit der ordentlichen Dreingabe auf den vorzeitigen Ruhestand zu. Der Arbeitsplatzabbau von einst noch rund 3500 festen Stellen und Jobs für Leiharbeiter verlief also ausschließlich auf freiwilliger Basis. Einst hatte das Unternehmen ausgerechnet, dass angesichts der Unterauslastung des Werkes sogar 1007 Stellen wegfallen müssten.
Airbus stellt sich neu auf: Was heißt das für Premium Aerotec?
Noch ist unklar, ob nicht doch noch ein weiterer Arbeitsplatzverlust droht. Dennoch war nach der Abwehr betriebsbedingter Kündigungen zumindest vorübergehend mehr Ruhe unter den Beschäftigten eingekehrt. Doch seit 14. April ist die Nervosität zurück. Dafür sorgte ein unserer Redaktion vorliegendes Schreiben von Asam an die Mitarbeiter von Premium Aerotec. Der Manager verweist darauf, Airbus gestalte das industrielle System neu. Das lässt noch nicht den Blutdruck der Premium-Beschäftigten steigen. Auch beruhigt es sie sicher, dass „die Strukturmontageaktivitäten ein Kernbereich des Airbus-Industriesystems sind und innerhalb des Konzerns verbleiben.“
Doch Absatz um Absatz des Briefes nimmt die Unsicherheit der Beschäftigten über die weitere Entwicklung zu. Denn da ist etwa vom richtigen Maß an Wettbewerbsfähigkeit die Rede. Bekanntlich ist der Bau eines Airbus-Flugzeuges kompliziert, weil Teile aus vielen Ländern zusammengefügt werden. Asam räumt ein, dass, unterstützt durch externe Berater, besonders das Geschäft von Premium Aerotec untersucht werde.
Das Unternehmen wurde einst von Airbus als interner Luftfahrtzulieferer ausgegründet. Zum anvisierten Börsengang kam es nicht. Auch ein diskutierter Verkauf wurde nicht Wirklichkeit. Ähnlich verhält es sich mit Überlegungen, das Unternehmen wieder in das Airbus-Reich voll zu integrieren. Auf solch grundsätzliche Themen geht Asam nicht ein. Er räumt aber ein, dass "die Einzelteilefertigung – abgesehen von einigen Ausnahmen – nicht unbedingt zum Kerngeschäft von Airbus“ gehört. Die Äußerungen lassen Beschäftigte sicher rätseln: Was sind Strukturbauteile und was Einzelteile? Es gibt also Diskussionsbedarf, wenn das Management nach Kenntnis unserer Redaktion am Mittwoch die Mitglieder des europäischen Betriebsrats über die Pläne für Premium Aerotec informiert.
Der österreichische Milliardär Michael Tojner lässt nicht locker
In Augsburg befürchten Mitarbeiter, es würde ein Zaun durch den Standort gebaut. Manch einer warnt davor, der Augsburger Teil des Unternehmens könnte zerschlagen werden. Was passiert dann mit der Einzelteilefertigung? Wird sie nur innerhalb des Unternehmens ausgelagert oder doch verkauft? Letzteres könnte in dem Bundestagswahljahr rasch zum Politikum werden, ist Deutschland doch indirekt an Airbus und auch an Premium Aerotec beteiligt.
Der österreichische Unternehmer Michael Tojner soll nach wie vor Interesse an der Einzelteilefertigung haben. Doch der Interessent stoße hier auf Widerstand, heißt es hinter den Kulissen. Die Betriebsräte fordern bereits in einem Aushang, der unserer Redaktion vorliegt, eine „Stärkung der internen Wertschöpfungskette statt einer Zerschlagung von Pemium Aerotec“. Asam muss nun am Mittwoch Klarheit schaffen.
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