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Kreis Günzburg: Wie die Amerikaner zu Alko kamen

Kreis Günzburg

Wie die Amerikaner zu Alko kamen

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    Montagearbeit im Alko-Werk in Ettenbeuren.
    Montagearbeit im Alko-Werk in Ettenbeuren. Foto: Alko

    Es sind Schlagworte, die in Kötz, in Ettenbeuren und in Ichenhausen (alles im Landkreis Günzburg) so furchtbar weit weg zu sein scheinen: Internationalisierung, Globalisierung. Doch das Familienunternehmen Alko (der Firmenname setzt sich aus den jeweils ersten beiden Namensbuchstaben des Gründers Alois Kober zusammen) hat vor fast zwei Jahren erlebt, was dies bedeutet. Quasi von heute auf morgen fehlte mit der Fahrzeugtechnik-Sparte die größte der drei Säulen in dem Unternehmen. Zwar kennen viele

    Alko-Fahrzeugtechnik prosperiert

    Ein Schritt, der "absolut richtig gewesen ist", betont Stefan Kober im Gespräch mit unserer Redaktion. Von den drei Söhnen des Firmengründers lebt heute nur noch Herbert, Jahrgang 1933. Neffe Stefan hat sich im Laufe der Jahre als starker Mann bei Alko erwiesen. In der dritten Generation gibt es neben Kobers Bruder Raymond noch weitere fünf Cousins und Cousinen. Doch die alle sind inzwischen aus dem operativen Geschäft ausgestiegen beziehungsweise halten in der Alko Kober SE – eine Art Zwischenholding, das "SE" zeigt die europäische Form der Aktiengesellschaft an – eine Minderheitsbeteiligung (insgesamt 33 Prozent).

    "Es ist immer schwierig, in einem Familienunternehmen so einen Schritt zu gehen", sagt Stefan Kober. Aber nur so könne man in einem globalisierten Markt mit der nötigen Geschwindigkeit vorwärts kommen. Die Alko-Fahrzeugtechnik habe sich unter dem Dach von Dexko Global "toll entwickelt" und prosperiere. Und auch die Bereiche, die Stefan Kobers unmittelbarem Einfluss weiterhin unterliegen, erzielten einen Umsatz, der so in dem früheren Familienunternehmen nicht erreicht worden sei. Zur Garten- und zur Lufttechnik kommt künftig auch das Automotivgeschäft und damit wieder eine dritte Säule. Alko Kober SE wird gemeinsam mit der Endurance Capital AG die drei Sparten Automotive, Metallteilfertigung und Bahntechnik der Kohl-Gruppe AG Köln übernehmen. Die Unterschriften, die den Kauf besiegeln, sind geleistet. Einen Strich durch die Rechnung könnte nur noch das Bundeskartellamt machen. Eine Konkurrenz zur Alko-Fahrzeugtechnik erwachse daraus nicht. Im gleichen Geschäftsfeld darf Stefan Kober nicht tätig ein, das ist vertraglich vereinbart.

    Alko-Fahrzeuge fassen nun in Nordamerika Fuß

    Die Kernfelder der Fahrzeugtechnik sind Reisemobile, Caravans, Nutzfahrzeuge (vom Behördenfahrzeug über Foodtrucks und Autotransporter bis hin zu Elektromobilen) und Nutzanhänger. Dazu kommen noch der Zubehörmarkt sowie Dämpfungs- und Kunststofftechnik. Oberster Chef für den Alko-Teil bei Dexko Global ist Harald Hiller, der sich zum Wachstumskurs des US-Konzerns, hinter dem private Investorengruppen stehen, bekennt.

    Harald Hiller.
    Harald Hiller. Foto: Alko

    Die Welt haben die früheren Konkurrenten, die ihre Kräfte nun gebündelt haben, klar abgesteckt. "Together is better" ("Zusammen ist besser") lautet der Leitspruch. Das Reich von Dexter, in dem Alko-Fahrzeugtechnik in früheren Jahren vergeblich Fuß zu fassen versuchte, ist der nordamerikanische Markt. Alko selbst ist in Europa, weiten Teilen Asiens, Südafrika, Australien und in Südamerika aktiv. Der Umsatz steigt kontinuierlich. 450 Millionen Euro Umsatz sah der Plan für 2017 vor. "Inzwischen sind wir bei knapp 500 Millionen", sagt Hiller, der in einem von den Amerikanern vorgegebenen 180-Tage-Plan den schwäbischen Firmenteil unter dem Dach von Dexko Global fit gemacht hat für den Weltmarkt. "Hat man hier etwas davon gemerkt?", stellt er eine rhetorische Frage und zwinkert mit einem Auge zu. Der Vorstandsvorsitzende meint damit die Standorte im Kreis Günzburg.

    Dexter baute in Frankreich und England ab

    Die "dramatische Veränderung" hat sich andernorts gezeigt: Zwei Werke, eines in Nordengland und eines in Westfrankreich, wurden geschlossen. Außerdem wurde das Industriekomponenten-Geschäft in Österreich nicht weiter betrieben. Demgegenüber standen Zukäufe konkurrierender Unternehmen. Diese Firmen zu integrieren, gleichzeitig die amerikanische mit der deutschen Unternehmenskultur zusammenzubringen und dabei nicht den Überblick zu verlieren, ist vermutlich die größte Herausforderung unter vielen.

    "Wir haben Geschwindigkeit von den Amerikanern gelernt", sagt Harald Hiller, der inzwischen fast jeden Atemzug der Firma dokumentiert. Diese Bilanzen werden erwartet. Die US-Partner legten dabei eine "beinahe militärische Disziplin" an den Tag. Und was konnten die Manager jenseits des Atlantiks von den Schwaben lernen? Hiller lächelt. "Die haben uns für Hillbilllies, für Hinterwäldler, gehalten. Mittlerweile wissen sie, dass das eine Fehleinschätzung war."

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