Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Kreis Günzburg: Der Herr der Weine aus Ziemetshausen

Kreis Günzburg

Der Herr der Weine aus Ziemetshausen

    • |
    Marco Bauchiero bringt italienischen Weingenuss in die Region.
    Marco Bauchiero bringt italienischen Weingenuss in die Region. Foto: Ulrich Wagner

    Da sitzt er, der Urlauber, in der süßen Trattoria, in einer süßen Ortschaft. Die Pasta auf der Gabel, die Antipasti schon verspeist, das Glas Wein in der Hand. Er könnte schwören: Noch nie waren die Nudeln so perfekt al dente, noch nie hat er so guten Wein getrunken. Ach, Italien, deine Küche! Und bei uns? Bei uns gibt es Menschen wie Marco Bauchiero.

    Der Italiener sitzt hinter seinem Schreibtisch. Steinfliesen zieren den Boden, Frauen blicken von grellen Postern auf ihn herab, an den Wänden stehen antik anmutende Vitrinen, in der Ecke eine kleine Sitzgruppe, auf dem Couchtisch Limoncello und Dolci. Es ist hektisch an diesem Tag, dem letzten vor der Sommerpause. Ständig klingelt das Telefon und jemand möchte ihn sprechen. Lieferanten, die Spedition, ein Kunde. „Pronto“, sagt Bauchiero dann – oder „Hallo“, je nachdem woher der Anrufer kommt.

    In seinem Büro bringt der 45-Jährige Italien zu uns – zumindest den italienischen Wein und das Essen. Damit der Urlauber sich genauso fühlt wie damals, in der süßen Trattoria. Bauchiero beliefert kleine und große Restaurants, Eisdielen und Fachgeschäfte in fast ganz Süddeutschland. „Wir fahren unsere Waren in einem Umkreis von 300 Kilometern aus“, sagt der Italiener.

    Ziemetshausen: Marco Bauchiero liefert italienische Waren

    Der Mittelpunkt dieses Kreises ist Ziemetshausen. Eine kleine Gemeinde im Landkreis Günzburg. Wer sie nicht kennt, kommt dort nicht unbedingt vorbei. Und doch liegt sie für einen Weinlieferanten günstig. In einem Dreieck aus B300, A8 und A7. Alles Straßen, die seine Fahrer zu den Kunden bringen und Wein, Trüffel und Nudeln aus Italien zu ihm. Doch nicht nur

    Was Bayern mit Italien verbindet

    Handel: Italien belegt unter den wichtigsten Ländern, die bayerische Produkte kaufen, Platz sechs (Rang eins: USA). 2016 gingen Waren im Wert von 11,8 Milliarden Euro dorthin – fast neun Prozent mehr als 2015. Das Plus von 962 Millionen Euro ist das größte Wachstum aller bayerischen Handelspartner. Umgekehrt werden auch italienische Produkte für Kunden im Freistaat immer interessanter. So wurden Waren im Wert von 11,1 Milliarden Euro nach Bayern eingeführt – 5,9 Prozent mehr als 2015. In dieser Statistik liegt Italien auf Platz fünf. Das meiste Geld geben bayerische Firmen für österreichische Produkte aus.

    Milchwirtschaft: Italienische Verbraucher stehen ganz besonders auf Käse aus dem Freistaat. 31 Prozent der Waren, die 2016 von hier ins Ausland gingen, kauften Italiener. Platz zwei belegte mit weitem Abstand und einem Anteil von zehn Prozent Österreich.

    Tourismus: Bayern ist laut ADAC das einzige deutsche Bundesland, für das Italien das liebste aller Reiseländer ist. Die Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit. Unter den ausländischen Urlaubern im Freistaat stellten die Italiener 2016 die fünftwichtigste Nation. Zusammengerechnet übernachteten sie hierzulande 1,15 Millionen Mal. Vor zehn Jahren waren es noch 1,06 Millionen. Die größte Urlauber-Nation in Bayern stellen derzeit die USA. anf

    Dennoch hat San Giorgio etwa 850 Kunden – die meisten davon sind Stammkunden. Sie sitzen am Bodensee und im Bayerischen Wald, in Coburg und in Karlsruhe und natürlich in der Region. Wie funktioniert das?

    „Mundpropaganda“, sagt Bauchiero, überlegt kurz und schiebt nach: „Harte, harte, harte Arbeit.“ Und natürlich das Sortiment: Etwa 500 Weine hat Bauchiero im Angebot. Dazu Grappa, Grisini, Nudeln und Trüffel. Aber nur, wenn es wirklich etwas Besonderes ist. „Wir haben inzwischen Wein aus jeder Region in Italien. Denn genau wie bei der italienischen Küche ist auch bei den Weinen die Vielfalt riesig“, sagt er. Das sei ja das Schöne und für ihn ein Vorteil. Denn ein Koch aus Sardinien freue sich, wenn er seinen Gästen auch sardischen Wein servieren kann, sagt der Importeur.

    Dass Großhändler wie Metro oder Cash and Carry ein viel größeres Budget für Werbung haben, scheint den Italiener nicht zu stören. „Wir bieten dafür nur Standardware. Und beraten gezielter“, sagt er. Hat ein Gastronom in einer Ortschaft schon einen Wein, verkauft er ihn dort kein zweites Mal. Und: „Wenn etwas bei Metro oder Cash and Carry ins Sortiment kommt, fliegt es bei mir raus.“ Die Strategie scheint aufzugehen. Anfang der 90er kam Bauchiero aus dem Piemont nach Deutschland. An einer Fachschule in der Nähe der Sekt- und Weinstadt Asti hatte er sich zum Sommelier ausbilden lassen. Der Italiener sollte als Außenhändler ein großes Weingut in

    Marco Bauchiero: Die Kunden kommen bis vom Bodensee

    Irgendwann wurde es dort zu klein. „Das war ja nur ein normales Wohnhaus“, erinnert sich Bauchiero. Er baute vor sieben Jahren eine Lagerhalle in Ziemetshausen. Beim Bau hat er Wert auf Details gelegt: Die Hallendecke wird nicht von Stahlträgern gehalten, sondern von geschwungenen Holzbalken. Hinter der Eingangstür steht ein großer Tresen, der Gäste willkommen heißt. Denn der Geschäftsmann will auch Privatkunden anlocken. Sie kommen, aus Augsburg und sogar vom Bodensee. Weil der Großhändler sich bemüht, auch für sie das Richtige zu finden.

    Einmal im Monat veranstaltet er Weinproben und hat immer etwas zum Probieren da. Wahrscheinlich auch, weil sich jeder an diesen einen Urlaub erinnert. Damals in der süßen kleinen Trattoria. Als der Wein so gut war wie nie.

    Lesen Sie dazu auch: Was wir an der Region so richtig schön italienisch finden

    Unsere Karte zeigt Städtepartnerschaften, die zwischen der Region und Italien bestehen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden