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Konsum: Kommentar: Die Verbraucher stärken Merkel den Rücken

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Kommentar: Die Verbraucher stärken Merkel den Rücken

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    Das Wirtschaftswachstum, das noch Gerhard Schröders Politik entspringt, stärkt Kanzlerin Merkel jetzt den Rücken für ihre Asylpolitik.
    Das Wirtschaftswachstum, das noch Gerhard Schröders Politik entspringt, stärkt Kanzlerin Merkel jetzt den Rücken für ihre Asylpolitik. Foto: Uwe Anspach (dpa)

    Kanzlerin Angela Merkel müsste die Weihnachtszeit nützen, um ihrem größten Förderer eine Dankeskarte und ein dickes Paket zu schicken. Denn ohne den Gönner würde sie in der Zeit der Massenflucht nach Deutschland nicht immer noch vergleichsweise ordentlich in Umfragen und der Partei dastehen.

    Der Merkel-Freund ist natürlich nicht Helmut Kohl, dazu hat sie ihrem Entdecker in der Spenden-Affäre (wie das so oft in diesen Fällen ist) zu sehr in die Hand gebissen. Der Förderer Merkels ist vielmehr ein besonderer Genosse, einer der Bosse, der mit seiner Reform-Politik sicher alles wollte, nur nicht seiner Nachfolgerin einst derart stabile Wirtschafts- und Kanzlerinnen-Jahre zu schenken. Doch Gerhard Schröder, der sich mit seiner Politik der Agenda 2010 selbst vom Partei-Thron gestoßen hat, ist mitverantwortlich dafür, dass es in Deutschland trotz aller weltweiten Krisen ökonomisch gut läuft. Mit den Spätfolgen seiner Reformen hält er Merkel den Rücken für ihre humanistische Flüchtlingspolitik frei. Dass es in Deutschland mit 2,63 Millionen Menschen so wenige Arbeitslose wie 1991 gibt, erweist sich hier für das Land als Segen: Das spart Geld und versetzt den Staat in die Lage, die Integration von Flüchtlingen finanziell besser zu schultern. In einem Land wie Frankreich mit einer Rekordarbeitslosigkeit von 3,59 Millionen wäre Merkel mit ihrer Asylpolitik des Herzens politisch rasch erledigt.

    Wirtschaftswachstum gibt Merkel für ihre Asyl-Strategie 2016 mehr Spielraum

    Das Schicksal meint es gut mit der CDU-Chefin, stützt sie doch ein weiterer Genosse. Es ist kein Sozialdemokrat, sondern der Genosse Wachstumstrend, sozusagen der Dusel-Faktor. Der neue Förderer wird für die Kanzlerin besonders wichtig. Denn Merkel gewinnt für ihre risikobewusste Asyl-Strategie 2016 mehr Spielraum, wenn die Wirtschaft, wie von Ökonomen vorhergesagt, noch kräftiger wächst.

    Das könnte ein gutes neues Jahr für Deutschland werden, schließlich soll das Bruttoinlandsprodukt von jetzt etwa 1,7 auf bis zu 2,2 Prozent zulegen. In ihrer Dankeskarte an Schröder könnte Merkel also eine alte Börsenregel zitieren, zu deren Nutznießern sie gehört: „The trend is your friend.“ Damit ist gemeint, dass sich bestehende Entwicklungen in der Regel für längere Zeit fortsetzen. Die Kanzlerin dürfte insofern dank konjunktureller Liebkosungen sogar gestärkt in das Wahljahr 2017 hinübergleiten. Dann soll sich der Aufschwung zwar etwas abschwächen, aber intakt bleiben. Der Merkel-Freund „Trend“ sind letztlich alle Deutschen, die kräftig konsumieren können. Sie machen die Kanzlerin in turbulenten Zeiten stark. Denn der Konsum ist neben dem Export zum wichtigsten Treiber der Konjunktur geworden. Die Gleichung ist einfach: Wenig Arbeitslose plus niedrige Inflation und zum Teil spürbare Lohnerhöhungen bedeuten mehr Kaufkraft, Wachstum, also auch politische Stabilität. Das ist die magische Merkel-Formel.

    Deutsche kaufen trotz der Attentate von Paris gerne ein - solange der IS nicht auch hier zuschlägt

    Doch wehe, wenn das Konstrukt gestört wird und Angst, einer der Hauptfeinde des Wohlstands, aufkommt. Schnell könnte ein Anschlag islamistischer Terroristen die Merkel’sche Welt beben lassen. Nicht auszudenken, wenn einer der Attentäter mit den Flüchtlingsströmen zu uns eingereist wäre.

    Kaufen angsterfüllte Menschen weniger? Nach den Terror-Attacken in Paris haben sich die Deutschen nicht in ihrer Konsumlust einschüchtern lassen. Das könnte sich ändern, wenn das Böse nahe ist. Merkel benötigt daher spezielle Verbündete, um ihren Flüchtlingskurs durchzusetzen und anders als Schröder nicht Opfer der eigenen Courage zu werden. Sie braucht gute Agenten, Verfassungsschützer und Polizisten, um Terroranschläge zu verhindern. Wirtschaftskraft allein stützt sie nicht.

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