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Konjunktur: Ifo-Chef Clemens Fuest: So schnell erholt sich die Wirtschaft nach Corona

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Ifo-Chef Clemens Fuest: So schnell erholt sich die Wirtschaft nach Corona

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    Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, erwartet durch die Corona-Krise Kosten in Höhe von Hunterten Milliarden Euro.
    Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, erwartet durch die Corona-Krise Kosten in Höhe von Hunterten Milliarden Euro. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    „Covid-19 und die Wirtschaft – wie gefährdet ist der Wohlstand?“ Wie steht es um Deutschland? Wie sind die Perspektiven für die Zeiten nach Corona? Um diese Fragen ging es auf dem Podium bei der Jahresversammlung des Ifo-Institutes in München, das prominent besetzt war: Mit dabei war nicht nur Ifo-Präsident Clemens Fuest, sondern auch Joe Kaeser, Siemens-Vorstandsvorsitzender, Elga Bartsch, Head of Macro Research, Blackrock, sowie Sabine Herold, Geschäftsführende Gesellschafterin von Delo Industrie Klebstoffe mit Sitz in Windach (Kreis Landsberg), aber weltweit tätig.

    Das Ifo-Institut hat aufgrund seiner Erhebungen im Mai ein Schrumpfen der Wirtschaft in diesem Jahr um 6,6 Prozent als „am wahrscheinlichsten“ prognostiziert. Ob es so kommt und ob die Konjunktur-Kurve tatsächlich die viel zitierte Form eines „V“ – also eines steilen Aufstiegs nach dem Tiefpunkt bis zum Vorkrisenniveau – nehmen könnte oder doch flacher verlaufen könnte, bleibt noch abzuwarten. Denn ob – und falls ja, in welcher Größe – eine zweite Welle die Wirtschaft wieder zum Stillstand zwingen könnte, vermag niemand zu sagen.

    Siemens-Chef Kaeser: Lage der Weltwirtschaft nach Corona "sehr fragil"

    Siemens-Chef Kaeser zum Beispiel sieht die weltwirtschaftliche Lage als „sehr fragil“ an. Denn: „Solange es keinen Impfstoff gibt, um Menschen zu schützen, und keine Medizin, um Menschen zu heilen, werden wir eine sehr volatile Entwicklung haben.“ Man könne weder die Wirtschaft noch die Menschen wegsperren. Lockern müsse man daher dennoch, auch wenn ein neues Aufflammen der Pandemie nicht auszuschließen sei. Kaeser warb dafür, Tests auszuweiten, um mehr und präzisere Daten über die Ausbreitung des Virus und über die Dunkelziffer der Infizierten zu bekommen. Und sich die Corona-App herunterzuladen.

    Andererseits blickt der international erfahrene Top-Manager zuversichtlich nach vorne: Deutschland sei eine der Nationen, die „am besten“ mit der Pandemie umgegangen seien. Und: Man habe „alle Voraussetzungen, um sich über Innovation, die Lebensader des Landes, wieder neu zu definieren“, und könne „gestärkt“ aus der Pandemie herauskommen. Deutschland habe die besten Handwerker, hervorragende Ingenieure, ein „intaktes sozioökonomisches System“. Man müsse es „gemeinsam“ anpacken, den Menschen „eine Perspektive nach vorne geben“, sich an das Wirtschaftswunder erinnern: „Das ist ja passiert, weil die Menschen fleißig waren, weil sie miteinander gearbeitet und sich umeinander gekümmert haben.“ Allerdings hänge der Wohlstand Deutschlands nicht nur von der Bundesrepublik ab, sondern als Exportnation auch davon, was „in der Welt passiert“. Deutschland sei auf „multilaterale Zusammenarbeit angewiesen“.

    Siemens-Chef Joe Kaeser warnt vor den Folgen der Corona-Krise, sieht aber auch Chancen.
    Siemens-Chef Joe Kaeser warnt vor den Folgen der Corona-Krise, sieht aber auch Chancen. Foto: Ulrich Wagner

    Ifo-Präsident Clemens Fuest warnt vor starker Inflation: "Das wäre ein Killer"

    Gefragt wurde auch, ob die bisher von der Regierung getroffenen Maßnahmen, die Rettungs- und Konjunkturpakete ausreichten, um voranzukommen. Und: ob man sich all das finanziell überhaupt auch leisten könne. Ifo-Chef Fuest sagte dazu: „Kurzfristig konnten wir uns nicht leisten, nichts zu tun.“ Es sei schon sehr wichtig, dass der Staat eingesprungen sei. Allerdings warnte Fuest vor einer möglichen stärkeren Inflation infolge der Corona-Krise. Entscheidend für die Zeit danach werde sein, ob es der Geldpolitik gelinge, „ein Inflationsszenario zu verhindern. Denn wenn das misslingt, haben wir ein Riesenproblem“. So weit dürfe man es nicht kommen lassen. Das wäre „ein Killer“ sondergleichen.

    Der Ökonom hält es allerdings durchaus für möglich, ein solches Szenario zu vermeiden. Dafür sei es sehr wichtig, „dass man in der Fiskalpolitik irgendwie daran denkt, dass man irgendwann mal aus diesem Alles-geht-Modus herauskommt“. Derzeit werde versucht, die Probleme durch das Bedrucken von Papier zu lösen, sagte er mit Bezug auf die lockere Geldpolitik. Wenn man es übertreibe, könnte man in eine schwierige Situation kommen. Angesichts von Finanzmärkten, die sich an Nullzinsen gewöhnt hätten, wäre das explosiv. Kurzfristig sieht Fuest allerdings kein Inflationsrisiko, dafür spreche derzeit wenig. Dafür eher Deflationsdruck. Aber: „Wir sind derzeit in der Staatsverschuldung auf einem Niveau, wie wir es nur aus Kriegszeiten kennen. Und das in Friedenszeiten.“

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