Karl-Erivan Haub hat mehrere Marathonläufe überstanden. Der Extremsportler gilt als zäh. So tritt der Tengelmann-Chef auch in dem bizarren Dauer-Gezerre um das defizitäre Supermarkt-Geschäft auf. Der Manager will den Unternehmensbereich schon lange loswerden und macht auch keinen Hehl daraus. Haub investiert lieber in schicke Start-up-Unternehmen als in den hart umkämpften Lebensmitteleinzelhandel.
Der oberste Tengel-Mann hat es anders als der pfiffige Konkurrent Rewe versäumt, Filialen grundlegend zu modernisieren und gezielt neue an umsatzstarken Plätzen aufzubauen. Die allzu simple Strategie Haubs lautet: Verkauf, Verkauf und noch mal Verkauf. Zunächst hat er die Plus-Filialen an den Marktführer Edeka abgestoßen. Dabei wurde ihm der machthungrige Käufer lieb und teuer. Mit Tengelmann wollte der ideenlose Haub ebenso verfahren. Doch das Kartellamt grätschte ihm mit Ansage dazwischen, wäre doch die Marktmacht von Edeka zulasten der Verbraucher weiter gestiegen.
Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub sucht die Schuld bei anderen
Haub merkt jetzt, dass er seinen Willen nicht mit der Brechstange durchsetzen kann und alle Erpressungsversuche gescheitert sind. Daraufhin versuchte er, die Schuld an der drohenden Tengelmann-Zerschlagung vor allem bei Rewe und dessen Chef Alain Caparros abzuladen. Haub müsste aber selbst die Verantwortung für das Desaster übernehmen.
Caparros trägt jedenfalls keine Schuld an dem schlechten Zustand des traditionsreichen Konkurrenten. Der Rewe-Boss will – was legitim ist – verhindern, dass Edeka noch stärker wird. Er ist nicht dafür verantwortlich, wenn tausende Tengelmann-Beschäftigte ihre Arbeit verlieren.
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