In der Luftfahrtindustrie streichen Manager nicht überhastet Arbeitsplätze. Denn in den zurückliegenden Jahren eines enormen Aufschwungs haben sie gelernt, wie kostbar und wie begrenzt verfügbar Facharbeiter und Ingenieure sind. Die Unternehmen warben sich vor Corona solche Spezialisten munter ab. Doch die Pandemie und brutale Produktionsrückgänge wie bei Airbus von bis zu 40 Prozent katapultierten die Hersteller aus dem Paradies immer neuer Rekorde im Eiltempo in die Spar-Hölle. Ein solch extremer Ortswechsel hat bei den Airbus-Verantwortlichen um Konzern-Chef Guillaume Faury schlagartig die Gesinnungslage verändert: Sie wollen aus eigener Kraft und - was ehrenwert ist - anders als die Lufthansa-Kollegen ohne Staatsknete die Hölle möglichst schnell verlassen, indem sie das Unternehmen an die gesunkene Nachfrage anpassen.
Airbus sollte auf intelligente Modelle statt Job-Kahlschlag setzen
Bei aller Kosten-Trimmerei darf das Augenmaß nicht verloren gehen. Intelligente Modelle müssen Vorfahrt vor einem Job-Kahlschlag haben. Denn irgendwann und vielleicht schneller als gedacht geht es in der Luftfahrtindustrie wieder bergauf: Dann werden Fachkräfte händeringend gesucht: Statt also Experten vorschnell zu verstoßen, sollten nach dem Auslaufen der Kurzarbeit clevere Lösungen der Arbeitszeitverkürzung ausgelotet werden.
Für Faury gilt hier die Devise: Schlag nach beim klugen Patriarchen Piëch. Denn der 2019 verstorbene Österreicher konnte als VW-Chef die massive Absatzkrise Anfang der 90er-Jahre durch die Einführung der Vier-Tage-Woche, also die kollektive Absenkung der Arbeitszeit auf 28,8 Stunden, auf der Beschäftigtenseite abfedern. Die Entlassung von gut 30.000 VW-Mitarbeitern ließ sich verhindern. Das wäre der direkte Weg zurück ins Paradies für Faury, wenn er dem damaligen „Wunder von Wolfsburg“ das „Airbus-Piëch-Wunder“ folgen lässt. Die Ehrenmitgliedschaft in deutschen Betriebsräten des Luftfahrt-Konzerns könnte ihm dann keiner mehr verwehren.
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