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Kommentar: Siemens-Chef reagiert clever

Kommentar

Siemens-Chef reagiert clever

Stefan Stahl
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    Siemens-Vorstand Joe Kaeser steht im Streit um die Lieferung für ein riesiges Kohlebergwerk in Australien in der Kritik.
    Siemens-Vorstand Joe Kaeser steht im Streit um die Lieferung für ein riesiges Kohlebergwerk in Australien in der Kritik. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Joe Kaeser kann nur verlieren, wenn er hartleibig bliebe und die Klimaschützer um Luisa Neubauer in Patriarchenmanier abprallen ließe. In die Machofalle ist der Siemens-Chef nicht gegangen. Der 62-Jährige hat wie VW-Boss Herbert Diess geschickt den Dialog mit den jungen Umweltaktivisten gesucht. Kaeser verfährt nach der Devise „Zuhören statt brüskieren“. Er geht noch einen Schritt weiter und greift nach der cleveren und bewährten Strategie, Kritiker zu umarmen. So bietet der Manager der 23-Jährigen einen Aufsichtsratssitz in der Energiesparte an. Dort kann sich

    Kaeser hat sein Image noch nicht gerettet

    Noch konnte Kaeser trotz raffinierter Manöver aber nicht ganz den Hals aus der Klima-Schlinge ziehen. Denn die Entscheidung, ob er den Auftrag von etwa 20 Millionen Euro für das australische Kohlekraftwerk sausen lässt, ist nur aufgeschoben. Erst wenn der Manager das fragwürdige Geschäft aufgibt, kann er Freunde in der Fridays-for-Future-Bewegung finden.

    Selbst wenn Kaeser in dem Fall auf Rendite pfeift, lassen sich sicher dutzend andere moralisch fragwürdige Projekte im Konzern aufspüren. Der Druck auf ihn dürfte hoch bleiben. Das öffentliche Ringen um eine klimamäßig saubere Weste kann einem Unternehmen aber nützen. Wenn die Siemens-Chefs ihre Geschäfte ökologisch hinterfragen, gewinnen sie an Reputation – gerade unter engagierten jüngeren Menschen. Genau solche intelligenten Frauen und Männer sucht Siemens als Nachwuchskräfte.

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