Als Airbus sich daran machte, in Deutschland kräftig umzubauen, haben nur wenige auf einen Kanzler Olaf Scholz gesetzt. Das Management des Konzerns glaubte, die Union liege wieder bei der Bundestagswahl vorne und der Flugzeugbauer habe leichtes Spiel bei der Zerschlagung der Augsburger Luftfahrt-Tochter Premium Aerotec. Schließlich haben weder Kanzlerin Merkel noch ihr Vertrauter Braun öffentlich gegenüber Frankreich auf den Tisch gehauen, obwohl Deutschland knapp elf Prozent der Airbus-Anteile hält. Das war aus Sicht vieler Beschäftigter, die um ihre Stellen bangen, enttäuschend.
Wenn in Frankreich im Airbus-Konzern Jobs gefährdet sind, pfeift Präsident Macron das Management zurück. In Paris hat eine offensive Industriepolitik Tradition. Seit Merkel den SPD-Mann Schröder abgelöst hat, läuft Industriepolitik hierzulande leider unter dem Radar. Nur die Gewerkschaft IG Metall hielt hier die Fahne hoch. Doch mit Scholz könnte Industriepolitik wieder Konjunktur bekommen, um etwa die Luftfahrtbranche zu stärken. Das geht nur, wenn wichtige Standorte wie Augsburg und Varel unversehrt bleiben.
Schon Schröder und Stoiber stärkten die Luftfahrt-Industrie
Der künftige Kanzler hat sich dafür im Wahlkampf eingesetzt. Jetzt muss er Kurs halten und Airbus-Chef Faury, der sich in Deutschland verzockt hat, seine Grenzen aufzeigen. Wer wie der Konzern Berlin militärische Flugzeuge und Hubschrauber verkaufen, ja staatliche Fördergelder einheimsen will, sollte nicht mit Arbeitsplätzen spielen. Airbus muss mit härterem Widerstand rechnen. Statt dem abwartenden Kurs von Merkel und Braun wird die SPD mit der Gewerkschaft IG Metall, aber auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im Rücken, alles für den Erhalt von Luftfahrt-Jobs tun. Mit Schröder und dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber gab es schon mal ein cleveres SPD-CSU-Gespann, das segensreich für die Flugzeugbauer wirkte.