Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübt sich zwar in noch nicht beängstigender, aber doch spürbarer Weise ein. Wer wissen will, wie es psychologisch um die ökonomischen Kräfte der Republik steht, kann das klar am Ifo-Index ablesen: Demnach hängen die wirtschaftlichen Mundwinkel immer weiter nach unten. Das so schöne Lächeln des Frühjahrs ist aus dem Gesicht der Wirtschaft verschwunden, fiel der Ifo-Index doch schon zum fünften Mal in Folge.
Was dabei besonders fatal ist: Inzwischen drückt die immer tristere Corona-Lage auch deutlich auf die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das ist ein Alarmzeichen. Denn lange haben Unternehmen davon profitiert, dass gerade doppelt geimpfte Menschen sich sicherer fühlten. Besser gelaunt holten viele von ihnen Kaufentscheidungen nach, die im vergangenen Jahr aufgeschoben wurden. Der Effekt wirkte lange wie ein massiver Stimmungsaufheller für die deutsche Wirtschaft. Und der war dringend notwendig: Denn die stark steigende Inflation, explodierende Energiekosten, coronabedingt schmerzliche Lieferengpässe und ein zum Teil dramatischer Mangel an Facharbeiterinnen und Facharbeitern verhinderten einen stärkeren Aufschwung.
Die Gefahr einer Stagnation wächst
Weil nun auch die Konsumstimmung durchhängt, wächst die Gefahr, dass die Wirtschaft zumindest in den kommenden Monaten in eine Stagnation verfällt. Kommt es zu einem weiteren Lockdown, was sich derzeit abzeichnet, könnte aus einer mauen eine schlechte Stimmung erwachsen. Es spricht also leider vieles dafür, dass unsere Wirtschaft vor einem harten Winter steht. Damit müsste das segensreiche Instrument der Kurzarbeit wieder verstärkt eingesetzt werden.
Der Staat käme erneut nicht umhin, die Hauptleidtragenden eines weiteren Lockdowns kräftig zu unterstützen. All das sollten Menschen, die immer noch nicht geimpft sind, bedenken. Ihre Entscheidung, sich nicht piksen zu lassen, wirkt sich negativ auf die gesamte Volkswirtschaft aus. Impfgegner sägen langfristig an dem beruflichen Ast, auf dem sie sitzen. Sie gefährden mit ihrer individuellen Entscheidung einen Teil unseres Wohlstands. Das ist ein sündteurer Ego-Trip.
Wer nüchtern nachdenkt und seine Skepsis gegenüber den Vakzinen mit den gesamtgesellschaftlichen Vorteilen einer hohen Impfquote abwägt, kann nur zum Schluss kommen, dass er sich schnell die Spritze geben lassen sollte.
Wohlstand für alle gibt es nur mit der dritten Impfung, ja leider wahrscheinlich mit vielen weiteren.