Zahlreiche Länder in Europa leiden unter hohen Gaspreisen und fragen sich, ob sie gut über den Winter kommen. Gleichzeitig liegt auf dem Grund der Ostsee eine fertige Pipeline, die nicht in Betrieb gehen darf. Es klingt absurd. Trotzdem ist die Entscheidung der Bundesnetzagentur richtig, die Zertifizierung von Nord Stream 2 auszusetzen, hinter der zum großen Teil der russische Gazprom-Konzern steht. Die Behörde hat den Auftrag, sachlich zu prüfen, ob der Betrieb des Netzes vom Gas-Vertrieb getrennt ist. Diese Wettbewerbsregeln müssen für alle Unternehmen gleichermaßen gelten. Indem sie genau auf die Regeln achtet, hat die Bundesnetzagentur Unabhängigkeit von der Politik bewiesen. Gut so.
Angesichts der Energieknappheit erscheint es allerdings nicht schlecht, die Gasversorgung auf mehrere Beine zu stellen, bis der Ausbau grüner Energien an Tempo gewinnt.
Rätselhaft bleibt alleine, wieso es den Konzernen nicht gelungen ist, die Zertifizierung hinreichend vorzubereiten und rechtzeitig der Betreibergesellschaft eine deutsche Rechtsform zu geben. Die Regeln sind bekannt, man könnte meinen, dass Expertinnen und Experten sich darauf hätten vorbereiten können.