Dem Übel auf den Grund zu gehen, ist unangenehm. Nach solchen Erkenntnis-Schürfungen muss der Mensch in den Spiegel schauen und sich oft widerwillig auffordern: Verändere dein Leben, kehre um! Doch wir sind Meister der Verdrängung, Freunde des Vergnügens und machen meist weiter wie bisher.
Nach Corona geht das nicht mehr, sonst werden uns immer neue Viren heimsuchen und das Leben in eine Hölle sozialer Distanz und Wohlstandsverlustes verwandeln. Wer das nicht will, sollte dem Rat der Klimaaktivistin Greta Thunberg folgen, einer klugen und bewundernswert sturen Frau. So hat sie vor Corona bei einer Rede im französischen Parlament gesagt: „Ihr müsst uns nicht zuhören. Aber ihr müsst der Wissenschaft zuhören. Das ist alles, was wir verlangen.“ Wer der sinnvollen Empfehlung folgt, kommt um die Erkenntnis nicht herum, „dass die Naturzerstörung die Krise hinter der Corona-Krise ist“, wie es Bundesumweltministerin Svenja Schulze gesagt hat. Die SPD-Politikerin fordert deshalb eine neue globale Strategie der Biodiversität, also eine möglichst große Vielfalt der auf der Erde vorkommenden Organismen und Prozesse. Dabei kann sich Schulze auf führende Wissenschaftler stützen, die wie die Virologin Sandra Junglen von der Charité in Berlin etwa vor Ort in Afrika verstanden haben, dass einzelne Erreger wie jetzt das Coronavirus besonders gut gedeihen und von Tieren zum Menschen wandern können, wenn eben die biologische Vielfalt zunehmend abnimmt.
Menschen müssen der Natur wieder größeren Raum einräumen
Räumen Menschen der Natur jedoch wieder größeren Raum ein und erhöhen dadurch die Biodiversität, führt das nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern zu einem „Verdünnungseffekt“, also einem verringerten Risiko von Pandemien. Wir müssen also aufhören, uns immer mehr natürliche Lebensräume anzueignen und zu zerstören. Dabei geht es nicht nur um ferne Regenwälder, sondern auch um Flächen in hiesigen Breiten, die mit einer unverständlichen Vehemenz versiegelt und mit Kreisverkehren samt noch mehr Shoppingwüsten zugebaut werden. Forscher warnen eindringlich davor, Tieren nicht immer mehr Rückzugsräume streitig zu machen und sie damit zu zwingen, immer näher an den Menschen heranzurücken.
Wer dem Appell von Greta Thunberg folgt, landet auch bei den Forschungsergebnissen der Harvard-Universität, nach denen Menschen häufiger am Coronavirus sterben, die in Regionen mit schlechter Luft leben. Demnach erhöht schon der Anstieg von einem Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft die Corona-Todesrate um im Schnitt 15 Prozent. Denn Feinstaub steigert das Risiko von Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. An dem Punkt tut Selbsterkenntnis besonders weh: Denn am meisten Feinstaub entsteht nach Erkenntnissen von Fraunhofer-Experten durch den Abrieb von Autobremsen sowie -reifen und der Aufwirbelung solcher Partikel. Dabei erzeugen schwerere Autos mit größeren Reifen, also gerade SUV, tendenziell mehr Feinstaub. Die als Ökoautos gepriesenen Elektrofahrzeuge bringen aber oft reichlich Übergewicht auf die Waage und haben riesige Reifen. Das Umweltbundesamt rät deshalb Fahrern zu so schmalen Reifen wie möglich. Auch sollten sie Fahrgemeinschaften bilden und öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
Die Umwelt muss besser geschützt werden
Wer die Umwelt besser schützen, also die Artenvielfalt erhöhen, den Feinstaub reduzieren und das Risiko von Infektionen verringern will, sollte sein Leben überdenken. Es muss deutlich grüner werden – gerade auch im Interesse der Wirtschaft, die in Corona-Zeiten enorm unter den Folgen menschlicher Verbrechen an der Schöpfung leidet.
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