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Kommentar: Herunterfahren der Produktion: VW und Audi reagieren richtig

Kommentar

Herunterfahren der Produktion: VW und Audi reagieren richtig

Stefan Stahl
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    VW fährt die Produktion in der Corona-Krise herunter.
    VW fährt die Produktion in der Corona-Krise herunter. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbol)

    Autos kann man nicht im Homeoffice bauen. In der Produktion arbeiten die Beschäftigten am Band oft Schulter an Schulter. Es ist für sie in vielen Fällen unmöglich, den vom Robert Koch-Institut empfohlenen Mindestabstand von ein bis zwei Metern in Corona-Zeiten einzuhalten. Deswegen müssen Autofirmen angesichts der sich dramatisch zuspitzenden Pandemie die Produktion herunterfahren. Volkswagen-Chef Herbert Diess folgt also den Empfehlungen der Wissenschaftler und stoppt die Fertigung in vielen Fabriken, zumal der Konzern schon erste Corona-Fälle zu verzeichnen hatte.

    VW übernimmt Verantwortung für die Gesundheit der Mitarbeiter

    Mit der finanziell einschneidenden Entscheidung zeigt der Manager, dass die Gesundheit der Mitarbeiter für ihn Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen hat. Volkswagen hat als der größte Konzern Deutschlands mit rund 670.000 Mitarbeitern eine besondere Verantwortung und damit eine Vorbildfunktion. Dem wird der Konzern in schweren Zeiten gerecht, auch wenn aus dem Unternehmen Kritik laut wurde, die Verantwortlichen hätten schon früher die Produktionslinien vorübergehend stilllegen sollen. Doch da zuletzt von Tag zu Tag ein höheres Gefahrenpotenzial sichtbar wurde, ist der Zeitpunkt für den massiven Schritt der Volkswagen-Führung richtig gewählt. Es hat schließlich weitreichende Folgen, wenn bei Arbeitgebern wie VW und Audi die Bänder stillstehen. Das wirkt sich auf hunderte Zulieferer aus.

    Kurzarbeit wird in Deutschland leider bald zu einem Massenphänomen. Der Staat muss alles daran setzen, vor allem kleinere Unternehmen mit einer weitaus bescheideneren Finanzdecke als VW vor der Pleite zu retten. Die politisch Verantwortlichen haben längst die Dramatik verstanden und handeln entsprechend radikal. Das bisherige Krisenmanagement der Politiker auf Bundes- wie Landesebene hat Spitzen-Niveau. Da dürfen Wirtschaftsmänner wie Diess nicht zurückbleiben.

    Der VW-Konzern hat vorübergehend ein beruhigendes Finanzpolster

    Der VW-Chef kann sich in den düsteren Zeiten glücklich schätzen, dass der Konzern im vergangenen Jahr prächtig verdient hat und damit die Dieselkrise langsam vergessen lässt. Das Unternehmen verfügt dank eines Gewinns nach Steuern von rund 14 Milliarden Euro über ein zumindest vorübergehend beruhigendes finanzielles Polster in Krisenzeiten. Was auch positiv für VW ist: In China, dem wichtigsten Markt für den Konzern, laufen fast alle Werke wieder. Menschen suchen erneut die Verkaufsräume von Volkswagen auf. Wenn sich der chinesische Markt wirklich erholen sollte, könnte das die gesamte Volkswagen-Gruppe in einem außerordentlich schwierigen Jahr stützen. Die Chancen stehen also gut, dass Volkswagen nach der Krise wieder erfolgreich durchstarten kann. 

    Auf alle Fälle zeigt sich, dass die drakonischen Abschottungs-Maßnahmen der Machthaber in China gewirkt haben und verhindern, dass die Wirtschaft des Landes völlig einbricht. Angesichts der asiatischen Corona-Lehre handeln nun auch die Verantwortlichen in Deutschland, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder oder Volkswagen-Chef Diess, entschlossen und verantwortungsvoll. Und wer jetzt Verantwortung übernimmt, muss radikal vorgehen. Eine andere Wahl hat er nicht.

    Über alle Entwicklungen rund um das Coronavirus informieren wir Sie in unserem Live-Blog.

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