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Kommentar: Die Zeit für eine Wende in der Landwirtschaft ist jetzt!

Kommentar

Die Zeit für eine Wende in der Landwirtschaft ist jetzt!

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    Wenn Kunden mit ihrem Einkauf etwas bewegen wollen, müssen sie nicht nur bio kaufen, sondern auch gucken, wo die Produkte herkommen.
    Wenn Kunden mit ihrem Einkauf etwas bewegen wollen, müssen sie nicht nur bio kaufen, sondern auch gucken, wo die Produkte herkommen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Jeder von uns isst. Woher dieses Essen stammt, ob die Landwirte genug damit verdienen, ob die Herstellung die Umwelt schont oder belastet, darüber machen sich viele keine Gedanken. Wer es doch tut, greift zu Bio-Produkten. Die Gewissensgleichung lautet: Bio ist gleich gut für die Natur. Das Dumme ist nur: So einfach ist die Rechnung nicht. Sie greift zu kurz. Denn weder Verbraucher noch Landwirte können alleine große Veränderungen bewirken. Landwirtschaft, die wirklich nachhaltig ist, braucht einen politischen Rahmen. Und jetzt ist der ideale Zeitpunkt, diesen zu zimmern.

    Bei der Wende zu einer nachhaltigen Landwirtschaft spielt natürlich die Kaufentscheidung jedes Einzelnen eine wichtige Rolle. Aber für Verbraucher beginnt das Problem schon beim Begriff bio. Bio ist nämlich nicht gleich bio. Da ist zum einen der EU-weit gültige Bio-Standard. Ihm müssen alle Produkte entsprechen, die sich bio nennen. Zum anderen hat jeder Anbauverband – etwa Bioland oder Demeter – eigene Kriterien, an die sich Mitgliedsbetriebe halten müssen. Diese Kriterien sind strenger als jene des

    Nachhaltigkeit muss sich auch finanziell lohnen

    Denn spätestens seit Bio-Ware Discounter erobert, herrscht in dem ehemals behüteten Bio-Sektor ein gewisser Preisdruck. Die Folge: In vielen Bereichen werden Lebensmittel, die dem EU-Bio-Standard entsprechen, importiert. Bei der Biobutter liegt die Rate etwa bei einem Drittel, bei Milch sind es 40 Prozent. Das wiederum erschwert vielen deutschen Landwirten den Marktzugang. Zwar würden viele gerne auf Öko-Landbau umstellen – auch weil hier gerade für kleine Betriebe ein Auskommen winkt –, sie kommen aber aus Preisgründen nicht zum Zug. Für Kunden heißt das: Wenn sie mit ihrem Einkauf etwas bewegen wollen, müssen sie nicht nur bio kaufen, sondern auch gucken, wo die Produkte herkommen.

    Dann bleibt aber eine zweite Frage: Kann es sein, dass nur Bio-Landwirtschaft gut für die Umwelt ist? Natürlich nicht. Ein Landwirt lebt von der Natur, deshalb ist er darum bemüht, sie zu erhalten. Egal ob bio oder konventionell. Aber das System bevorzugt große Betriebe. Und die wirtschaften oft unökologischer. Also müssen Anreize her, die es konventionellen Betrieben schmackhafter machen, an die Umwelt zu denken.

    CO2-Ausstoß der Landwirtschaft immer noch viel zu hoch

    Bisher richten sich die Agrar-Subventionen der EU etwa zum Großteil danach, wie viel Grund jemand besitzt. Nur ein kleiner Teil der Gelder fließt dann, wenn ein Landwirt sich für Naturschutz oder Tierwohl einsetzt. Und dennoch kümmern sich schon jetzt viele Bauern um genau solche Belange. Sie legen Blühstreifen für Insekten an, schützen Gewässer mit Grünflächen entlang der Ufer, oder steigern ihre Energieeffizienz, indem sie Ställe mit der Abwärme ihrer Biogasanlagen heizen.

    Diese Fortschritte sind wichtig und gut. Denn der CO2-Ausstoß der Landwirtschaft ist immer noch viel zu hoch. Doch langfristig müssen sich solche Bemühungen mehr lohnen als der Besitz von großen Flächen. Und hier kommt die deutsche Agrarpolitik ins Spiel. Denn gerade jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt zu entscheiden, welche Landwirtschaft Deutschland in Zukunft haben möchte. Momentan wird in Brüssel der Haushalt für die gemeinsame

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